Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft (19)
48° 14' 14.70" N, 16° 19' 54.18" E zur Karte im Wien Kulturgut
Krankenhaus und Sanatorium der Wiener Kaufmannschaft (19., Peter-Jordan-Straße 82).
Errichtung von Krankenhaus und Sanatorium
1909 errichtete das Gremium der Wiener Kaufmannschaft (Haus der Kaufmannschaft, Handelsakademie), die auch mehrere Stiftungen betrieb, eine moderne das Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft in Döbling als Ersatz für das Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft in 5., Siebenbrunnengasse, das am 1. Juni 1874 eröffnet worden war (60 Betten). 1911 scheinen beide noch zusammen im Wiener Adressverzeichnis auf, 1912 nur noch das Krankenhaus in Döbling. Mitbegründer des neuen Krankenhauses war Karl Pick, der hier auch gestorben ist (unter anderem starben auch Viktor Mataja und Julius Ofner in diesem Krankenhaus).
1912 wurde auf demselben Grundstück das Sanatorium der Wiener Kaufmannschaft für jene Patientinnen und Patienten errichtet, "welche nicht in den Abteilungen des Krankenhauses selbst untergebracht werden" wollten. Aufgenommen wurden dort "sowohl intern (medizinisch) Kranke, als auch chirurgisch Kranke, an Frauenkankheiten leidende, Geburtsfälle, Nasen-, Kehlkopf-, Augen-, Ohren- und Hautkranke".
Beide Häuser erhielten eigene Statuten, Instruktionen und je eine Hausordnung.
1930 wurde auf dem an der Hartäckerstraße 45 gelegenen Teil der Liegenschaft das Altersheim der Wiener Kaufmannschaft für die Betreuung ehemaliger Mitglieder und deren Angehörigen mit 125 Betten (Seniorenwohnanlage, seit 2007 unter dem Namen Park Residenz Döbling).
NS-Zeit
Nach der bereits 1935 erfolgten Umwandlung des Gremiums in die Buch- und die Kleinkaufmannschaft (handelsgerichtlich protokollierte beziehungsweise nicht protokollierte Kaufleute), im Zuge dessen Krankenhaus und Sanatorium auch umbenannt wurden, wurde das Gremium am 31. März 1939 durch die Nationalsozialisten aufgelöst. Mit 26. April 1939 erhielten Krankenhaus und Sanatorium wieder den jeweiligen Namenszusatz "der Wiener Kaufmannschaft". Mit 29. November 1939 verkaufte die Wirtschaftskammer Wien, "der das Vermögen der Buchkaufmannschaft Wien treuhändig eingewiesen worden ist", der Gemeindeverwaltung des Reichsgaues Wien das Krankenhaus inklusive der Grundstücke. Die Liegenschaft war bis "spätestens am 31. Dezember 1939 zu übergeben". Am 16. Dezember 1939 teilte Direktor Raimund Wagner dem städtischen Gesundheitsamt mit, dass mit "Zahl 13143/39 [...] durch die Abteilung V (Hauptabteilung Gesundheitswesen) mit Wirkung vom 1.XII.l.J. die Aufnahmesperre für Patienten in der dortigen Anstalt verfügt" wurde und fügte hinzu: "Der Betrieb ist sonach als Krankenhaus, Sanatorium und Altersheim der Wiener Kaufmannschaft mit 31.XII.1939 als nicht mehr existent zu betrachten."
Nachkriegszeit
Am 27. November 1946 teilte das Bezirksgesundheitsamt für den 19. Bezirk der zuständigen Magistratsabteilung 15 mit, dass die "Erhebung im ehemaligen Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft ergab, daß das Spital derzeit im Vollbetrieb, wieder als Krankenhaus geführt wird und zwar ausschließlich für zivile und militärische amerikanische Staatsbürger. (In Betriebnahme durch die amerikanische Militärverwaltung im September 1945)."
Das 1951-1955 rückgestellte Vermögen übertrug die Kammer der gewerblichen Wirtschaft für Wien dem am 21. Mai 1952 konstituierten Fonds der Wiener Kaufmannschaft, womit auch dem neuen Handelskammergesetz von 1946 Rechnung getragen wurde. Das Krankenhaus wurde am 9. Juni 1952 zurückgestellt, aber erst 1955 von den Besatzungstruppen freigegeben, nachdem noch am 6. Juli 1955 festgestellt worden war, "daß das Kranke[n]haus der Wiener Kaufmannschaft noch von der amerikanischen Besatzungsmacht belegt ist".
Überlassung und Verkauf
Nach der Freigabe durch Allierte Besatzung wurde das Krankenhaus nicht weitergeführt, sondern am 22. Jänner 1959 das Gebäude mittels Mietvertrags der Republik Österreich für Forschungszwecke der benachbarten Hochschule für Bodenkultur überlassen. Als sich 1970 erwies, dass das Haus seinem ursprünglichen Zweck nicht mehr zugeführt werden konnte, erfolgte der Verkauf an den Staat; es wird noch heute von der Universität für Bodenkultur benützt.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 212, A23 - Ausgeschiedene Krankenanstalten: 11/5 - Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft 19., Peter-Jordan-Str. 82, 1910-1956 (enthält auch alle Statuten, Instruktionen und Hausordnungen des alten und neuen Krankenhauses sowie des Sanatoriums)
Literatur
Allgemein:
- Unterlagen der Seniorenwohnanlage der Wiener Kaufmannschaft
Wiener Gesundheitsarchitekturen:
- Die Lungenheilstätte und die Tuberkulosefürsorge der Krankenkasse der gremialangehörigen Handlungsgehilfen in Wien. In: Tuberkulose-Fürsorgeblatt des Österr. Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose. Hg. von Österreichisches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose. Wien 1918, S. 22