48° 9' 29.76" N, 16° 28' 27.36" E zur Karte im Wien Kulturgut
Gründungsjahre
1911 suchte die Hauseigentümerfamilie, zu der Barbara Kling sen. und jun., die "Bildhauersgattin" Maria Fischer, geborene Kling, Johannes Kling, Franz Kling und der Buchhalter Karl Fischer jun. gehörten, um die Genehmigung zum Bau eines "ebenerdigen, gemauerten, feuersicheren, eingedachten" Kinogebäudes an, das von Karl Fischer jun. (* 10. März 1886 Wien, † 22. November 1961 Wien) von da an auch als Lizenzinhaber geleitet werden sollte. Die Baubewilligung wurde am 2. September 1911 ausgestellt; Anfang 1912 war der Bau vollendet und das Kino nahm den Betrieb auf.
Das in einem freistehenden Bau untergebrachte Kino am Standort 11. (Kaiserebersdorf), Dreherstraße 1, Münnichplatz 2) hatte einen 15 mal 8,5 Meter großen Saal, 1914 gab es Sessel- und Bankreihen mit einer Gesamtbestuhlung für 194 Personen.
Vergrößerung und Tonfilm
1919 wurden zusätzlich eine Galerie sowie ein Orchester- und ein Requisitenraum eingebaut, um hier auch Theatervorstellungen anbieten zu können; der Fassungsraum betrug ab diesem Jahr 309 Personen.
Laut eines Planes vom 17. April 1928 hatte das Kino zu diesem Zeitpunkt 311 Sitzplätze. Fischer blieb auch nach Inkrafttreten des neuen Wiener Kinogesetzes 1926 Konzessionär des Kinos. 1931 führte er in seinem Kino den Tonfilm ein und bat, sein Kino von da an "Mercedes-Tonkino" nennen zu dürfen – was jedoch nicht genehmigt wurde.
Ende 1932 bat Fischer um Genehmigung von "Bauerntheater"-Vorstellungen von Cilli und Paul Löwinger von 8. bis 10. Jänner 1933 in seinem Kino und argumentierte diesen Antrag auf eine dreitätige Vorstellungsserie folgendermaßen: "Mein Unternehmen befindet sich im entlegensten Teil des 11. Wiener Gemeindebezirkes und hat daher noch vollkommen ländliche Bevölkerung, welche erfahrungsgemäß nicht das intensive Interesse für Kino-Aufführungen an den Tag legt. Die Folge davon ist, daß unsere Theater-Vereine, von denen ich geradezu ‚eingekreist‛ bin, bei ihren Aufführungen immer die führende Rolle spielen. Da die Umgebung auch von einem ansehnlichen Heer von Arbeitslosen bewohnt ist, ergibt sich für meinen Kinobetrieb die traurige Situation, daß die Frequenz an Wochentagen sehr spärlich ist und an Sonntagen ein großer Teil zu den Dilettanten-Vorstellungen abwandert."
NS-Zeit
Das Kino wurde während der NS-Zeit als "ostmärkisches Kino" betrieben und galt nach 1945 wohl als "nazifizierter" Betrieb. Karl Fischer trat im Juli 1939 in die Reichsfilmkammer ein. Im September 1938 wiederholt Fischer, dass er aufgrund der "erlassenen Verordnung zur Erzielung angemessener Filmleihmieten" Filmabschlüsse in Zukunft nur dann tätigen könne, wenn er die Spielzeit auf eine volle Woche ausdehnt und ergänzt: "Seit 27 Jahren ist es mir, trotz vielfältiger Versuche, nicht gelungen, die Spielzeit über 4 Tage hianus zu verlängern." Wie schon 1933 führt er an, dass Montag, Mittwoch und Freitag für ihn auch "künftig nicht als Spieltage in Frage kommen, weil sich das Publikum meines Betriebes zum überweigenden Teil aus Gärtnern und Bauern rekrutiert, von denen man weiß, daß sie schwer ins Kino zu bringen sind und außerdem an diesen Tagen auf die Märkte fahren."
Nachkriegszeit und letzte Jahre
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Fischer nach einer Phase kommissarischer Verwaltung seinen Betrieb bis zu seinem Tod im November 1961 weiterführen. Sein Sohn Günter Fischer, der das Kino übernahm, führte dieses bis 27. September 1964 weiter.
Fassungsraum
Siehe auch: Kino
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, A11: 11. Dirndlhof-Kino
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 471, A3/1: 11. Münnichplatz 2 Kaiser Ebersdorf
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Reichsfilmkammer, Außenstelle Wien, A1 – Kinoakten: 18 Dirndlhof-Lichtspiele
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Fachverband der Lichtspieltheater, A1: 37 - Dirndlhof-Kino
Literatur
- Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 246
Weblinks
- Angela Heide: Website KinTheTop [Stand: 20.11.2019]