Kontumazhof
48° 13' 9.50" N, 16° 21' 23.66" E zur Karte im Wien Kulturgut
Kontumazhof (9., hinter dem Josephinum), errichtet 1657 auf Kosten der Gemeinde Wien; dazu wurden mehrere dem Aerario Sanitatis gehörende Weingärten des Bürgerspitals angekauft.
Der zur Kontumaz gehörende Freithof mit Kapelle des heiligen Rochus war schon 1647 eröffnet worden. Der Kontumazhof war dazu bestimmt, "alle von der Pest infizierten Personen nach ihrer Genesung, ebenso jene Leute, die um Infizierte gewesen, derselben gewartet, sie gehoben und gelegt haben, 40 Tage lang Contumaciam machen und ehender nicht unter andere Leute geschweige in die Stadt hineinzulassen". Zur Zeit der Pestepidemie 1713 musste der Kontumazhof auch zur Unterbringung Pestkranker verwendet werden. Die Kontumaz übersiedelte in die Spittelau.
Nach dem Erlöschen der Epidemie verlor der Kontumazhof seinen Sinn und wurde 1730 in ein Armenhaus umgestaltet. 1783 baute man gleichzeitig mit dem Großarmenhaus auch den ehemaligen Kontumazhof um. Anstelle des Pesthauses, der Rochuskapelle und des angrenzenden Wirtshauses "Zum Rührn-Esel" erhob sich das Kaiserliche Militär-Garnisons-Hauptspital, das im Dezember 1784 seiner Bestimmung übergeben wurde.
Beim Kontumazhof befand sich auch ein 1647 errichteter Friedhof, welcher der Bestattung der Opfer der beiden Pestepidemien 1679 und 1713 diente.
Literatur
- Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 120
- Hans Mück: Quellen zur Geschichte des Bezirks Alsergrund. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1978 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 3), S. 90
- Constance Litschauer/Thomas Pototschnig, Ein neuzeitliches Bestattungsareal im Bereich der Sensengasse in Wien 9. In: Fundort Wien. Berichte zur Archäologie 12 (2009), 4–41
- Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, S. 43
- Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung (Hg.): Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien, Bd. 1. Wien 1992, S. 58