Leopold Thaller
Leopold Thaller, * 8. September 1888 Wien, † 16. Februar 1971 Wien, Kommunalpolitiker.
Biografie
Leopold Thaller war Sohn einer Arbeiterfamilie und erlernte den Beruf eines Schriftsetzers. Bereits als Jugendlicher wandte er sich der Politik zu und wurde unter anderem Funktionär des Arbeiterbildungsvereins Landstraße. 1919 wurde er Verbandsobmann der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Jugendorganisationen.
Nach dem Ersten Weltkrieg kandidierte Thaller für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei im 3. Bezirk und war von 1919 bis 1920 Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien, von 1920 bis 1934 Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. Zudem fungierte er von 1932 bis 1934 als zweiter Präsident des Wiener Landtages. Innerhalb seiner Partei wurde er 1931 Mitglied des Sekretariats und übernahm 1932 die Funktion des Parteisekretärs der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei.
Thaller wurde aus politischen Gründen verfolgt und mehrfach verhaftet. 1934 wurde er vom Dollfuß-Schuschnigg-Regime einige Monate in Wöllersdorf inhaftiert und schloss sich der illegalen Organisation der Revolutionären Sozialisten an. 1944 wurde er von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Dachau interniert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich Thaller wieder auf kommunalpolitischer Ebene. So war er von 1945 bis 1959 Mitglied des Gemeinderates und Abgeordneter zum Wiener Landtag. In dieser Zeit fungierte er zudem von 1945 bis 1949 als zweiter Präsident des Wiener Landtages und von 1946 bis 1949 als Vorsitzender des Wiener Gemeinderates. Die Funktion eines Amtsführenden Stadtrates übernahm er von 1949 bis 1958, wobei er bis 1951 für die Geschäftsgruppe Wohnungs-, Siedlungs- und Kleingartenwesen zuständig war, und anschließend für die Geschäftsgruppe Bauangelegenheiten. In die Zeit seiner Amtstätigkeit fiel der große Aufschwung des Sozialen Wohnbaus. Zudem wurden in seiner Amtszeit das Historische Museum der Stadt Wien und die Stadthalle erbaut.
Im Juli 1958 wurde Thaller Präsident des Kuratoriums des Dorotheums. 1964 wählte ihn die Internationale Vereinigung der öffentlichen Pfandleihkreditanstalten zum Vizepräsidenten. Ende 1970 trat Thaller in den Ruhestand. Als langjähriger Vizepräsident der Urania hat sich Thaller auch bedeutende Verdienste um die Volksbildung erworben.
Eine Gedenktafel für den Kommunalpolitiker findet sich in der 1983 nach ihm benannten städtischen Wohnhausanlage Leopold-Thaller-Hof.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, BPD Wien, K11 - Prominentensammlung, 19.Jh.-20.Jh.: Meldezettel von Leopold Thaller
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Biographisch-Genealogische Sammlung, 17. Jh.-20. Jh., Dokumente von Kommunalpolitikern seit 1945: Leopold Thaller, 1888-1971
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gestapo, K1 - Gestapo-Kartei: Erkennungsdienstliche Kartei von Leopold Thaller
Literatur
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Erdberg. Dorf in der Stadt. Wien: Mohl 1992, S. 143
- Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 91
- Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23)
- Rathauskorrespondenz, 04.09.1968
- Rathauskorrespondenz, 16.02.1971
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Thaller, Leopold [Sign: TP-051908]
- Wolfgang Solt: Personenindex. In: Stichwort Demokratie. 50 Jahre Zeitgeschehen. Politisches Handbuch. Hg. von Josef Rauchenberger. Wien: PR-Verlag 1994
- Amtsblatt der Stadt Wien