Ludwig Martinelli
Martinelli Ludwig, * 9. August 1832 Linz, Oberösterreich, † 13. Juni 1913 Bad Gleichenberg 8 (Wiener Zentralfriedhof, Ehrengrab, Grupe 32A, Nummer 36; Grabdenkmal von Hans Scherpe, enthüllt 5. August 1916), Schauspieler, zweite Gattin Louise Martinelli, Schauspielerin.
Biographie
Er sollte Techniker werden, wandte sich jedoch dem Beruf seines Vaters, der Malerei zu, war Schüler Ferdinand Georg Waldmüllers und wurde Dekorationsmaler im Atelier des Hofburgtheatermalers Moriz Lehmann. Aufgrund einer Wette betrat er 1856 als Dilettant in der Nestroy-Posse „Der Tritsch-Tratsch" in Innsbruck die Bühne, hatte durchschlagenden Erfolg und wurde 1857 Mitglied des Vorstadttheaters in der Au in München, an dem er vier Jahre lang blieb. 1860 ging er als Oberregisseur und Schauspieler an das Grand Théatre nach Amsterdam; 1864 erhielt er einen Vertrag als Charakterkomiker nach Graz, wo er seine Fähigkeiten als Raimund- und Nestroydarsteller bewies.
1873-1876 spielte Martinelli am Theater an der Wien und am Carltheater, 1876-1885 war er Mitglied des Deutschen Landestheaters in Prag. 1885 kam er als Oberregisseur ans Carltheater und fand ab 1. September 1889 am Deutschen Volkstheater seine letzte Arbeitsstätte. Martinelli brillierte in ernsten Charakterrollen ebenso wie im komischen Genre. Er galt als ideale Verkörperung der Anzengruber-Figuren (der Steinklopferhannes des Anzengruberdenkmals am Schmerlingplatz trägt seine Züge), war aber auch ein erstklassiger Rezitator und Meister des Dialektvortrags.
Zu seinen bedeutendsten Rollen zählten:
- Martin Schalanter („Das vierte Gebot")
- Düsterer („Der Meineidbauer")
- Hubmayer („Fleck auf der Ehr")
- Grillhofer („Der G'wissenswurm")
- Steinklopferhannes ("Die Kreuzelschreiber")
- Aschenmann („Der Bauer als Millionär")
- Rappelkopf („Alpenkönig und Menschenfeind") und
- Titus Feuerfuchs („Talisman").
Quellen
- Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zu Ludwig Martinelli
- Wienbibliothek im Rathaus: Splitternachlass Ludwig Martinelli
- Wienbiliothek Digital: Ludwig Martinelli
Literatur
- Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Band 1. Wien: Daberkow 1889 ff.
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Rudolf Holzer: Die Wiener Vorstadtbühnen. Alexander Girardi und das Theater an der Wien. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1951, S. 450 f.
- Sylvia Mattl-Wurm [Red.]: Interieurs. Wiener Künstlerwohnungen 1830 - 1930. Wien: Eigenverlag 1990 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 138), S. 145
- Karl Glossy: Theatergeschichtliche Ausstellung der Stadt Wien 1892. Wien: Verlag der Bibliothek und des historischen Museums der Stadt Wien 1892, S. 207 f.
- Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 186
- Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich 35 (1964), S. 39
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 116, 195
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 96
- Ludwig Martinelli im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.