Mühlfeld (Herrschaft)

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Siegel der Grundherrschaft Schleifmühle mit dem vereinigten Wappen der Freiherren von Hingenau und jener von Schmidlin, 18. Jahrhundert.
Daten zum Objekt


Herrschaft Mühlfeld, Sitz: Schleifmühle (4., Schleifmühlgasse 23-25, Rechte Wienzeile 17; im Volksmund zuvor "Mühle in der Froschlacke"), von einem Wienflussarm betriebene Mühle.

Die Herrschaft Mühlfeld entwickelte sich aus der Schleifmühle auf der Wieden. Zu dieser ab 1417 nachweisbaren, sicherlich jedoch älteren Mühle, gehörten auch landwirtschaftliche Nutzflächen (nach heutigen Begriffen 4., Schleifmühlgasse 15-21, Mühlgasse 9-11, 18-20). Rudolf II. gewährte dem Betrieb Steuerfreiheit und unterstellte den Besitzer der Gerichtsbarkeit der niederösterreichischen Regierung und Kammer. Unter dem Besitzer Hans Georg von Garnich (ab 1649) wurde die Liegenschaft von Leopold I. 1660 zu einem Adelsgut mit dem Namen Mühlfeld erhoben. 1683 wurde das Anwesen durch die Osmanen zerstört jedoch 1692 durch den kaiserlichen Stuckgießer (Geschützgießer) Hans Kippo aus Graz erworben und wiederaufgebaut (1696 Zukauf weiterer landwirtschaftlichen Nutzflächen (nach heutigen Begriffen 4, Mühlgasse 1-8, Schleifmühlgasse 9-13, Margaretenstraße 18-30).

Nach Kippos Tod (1714) kam der Besitz an seine Nachkommen. 1744 und 1753 kam es zum Abverkauf der 1696 erworbenen Grundstücke. Den Rest des Freiguts verkaufte Maria Josepha Kippo am 2. Mai 1786 der Gemeinde Wien. Das Gut hatte trotz seines Sonderstatus' schon bisher in Konskriptions- und Steuerangelegenheiten zur Vorstadt Wieden gehört. Bis 1848 wurde von der Gemeinde Mühlfeld ein eigener Richter gewählt. Zwar wurde das Grundbuch von der Stadt Wien bis 1848 weitergeführt, doch ist die Herrschaft bei Behsel nicht eigens ausgewiesen.

Siegel

Die Vorstadt Mühlfeld führte ein Grundgerichtssiegel, dass das Wappen der Maria Anna Freiin von Schmidlin zeigt, der Gattin des letzten Besitzers aus der Familie Kippo von Mühlfeld, die in zweiter Ehe mit Franz Joseph Freiherrn von Hingenau verheiratet war. Es handelt sich um ein Allianzwappen ihrer Herkunftsfamilie mit jenem ihres zweiten Gatten.[1]

Dieses Wappen besteht aus einem halbrunden, rechts und links geschweiften und mit Ornamenten verzierten, in der Mitte in eine Spitze zulaufenden, gespaltenen Schild. Die rechte Hälfte des Schildes (Schmidlinsches Wappen) ist abermals gespalten, im rechten Fel ein aufrechter Sparren, darunter ein Stern, im linken drei übereinander schwebende Kugeln, beides auf senkrecht schraffiertem Grund. Die linke Hälfte (Hingenausches Wappen) ist geviert, im rechten Obereck ein aufgerichteter Fuchs, im linken drei gestielte Rosen, im rechten Untereck dieselben Rosen, im linken ein springender Löwe, im Herzschilde ein Adler. Über dem Schilde schwebend ein Kronenreifen, aus demselben sechs Turnierhelme wachsend. Helmkleinode: 1. Offener Flug; 2. Mannesrumpf, das Haupt mit einer Kappe bedeckt; 3. Büffelhörner; 4. ein aufgerichteter, nach links gewendeter Fuchs; 5. ein Adler; 6. Ein aufgerichteter, nach rechts gewendeter Löwenrumpf. Keine Umschrift.

Quellen

  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Herrschaft Schleifmühle | 1755-1784
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbuch Mühlfeld (Schleifmühle) | 1753-1850

Literatur

  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. VIII, Taf. C
  • Karl Hofbauer: Die Wieden mit den Edelsitzen Conradswerd, Mühlfeld, Schaumburgerhof und dem Freigrunde Hungerbrunn. Historisch-topographische Skizzen zur Schilderung der Vorstädte Wiens. Wien: Gorischek 1864, S. 301 ff.
  • Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 42f.
  • Robert Messner: Die Wieden im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südwestlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1982 (Topographie von Alt-Wien, 7), S. 216 ff.
  • Karl Krejci: Bürgermeister Andre Hiltprant von Meran als Mühlenbesitzer auf der Wieden. In: Wiener Geschichtsblätter 34 (1979), S. 138
  • Klaus Lohrmann: Die alten Mühlen an der Wien. In: Klaus Lohrmann: Die alten Mühlen an der Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 26), S. 26 f.
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 157 f.
  • Franz Tschischka: Geschichte der Stadt Wien. Stuttgart 1847, S. 485 f.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1895]). Cosenza: Brenner 1967, Band 3, S. 137 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 118

Referenzen

  1. Das Wappen wurde, ausgehend von Anton Jung, Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, Wien 1829, S. 42 f., fälschlich als Allianzwappen der Kippo von Mühlfeld mit den Freiherren von Hingenau gedeutet. Zum Schmidlin-Wappen vgl. Österreichisches Staatsarchiv/AVA, Adel, RAA 375.15, zum Hingenau-Wappen Österreichisches Staatsarchiv/AVA, Adel, HAA AR 370.24.