Börsegasse 1

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Daten zum Bauwerk


1., Börsegasse 1, (Konskriptionsnummer 176 und 177), identisch mit Tiefer Graben 25.

Haus Stadt 176 "Zum (eisernen) Harnisch", auch "Parzmayrsches Haus"

Parzmayrsches Haus: 1655 erwarb die Stadt das Haus des Stadtgerichtsbeisitzers Martin Parzmayr und richtete es als Bettelkotter ein. Anlässlich der Pest von 1679 dürfte das nach seinem Vorbesitzer benannte Parzmayrsche Haus vom Bürgerspital als Quarantäne- oder Krankeneinrichtung adaptiert worden sein. Spätestens ab 1680 wurden dort bei Überfüllung des Spitals immer wieder („normale“) Kranke untergebracht. 1709 erfolgte die Überstellung der vorhandenen Kranken in das zu diesem Zweck erweiterte Bäckenhäusel. Das Parzmayrsche Haus wurde in der Folge nicht mehr als Krankenhaus genützt. Dem Bürgerspital war als Ersatz für die Ausgaben zur Erweiterung des Bäckenhäusels das Parzmayrsche Haus zugesagt worden, doch kam eine Übergabe nie zustande, sodass es 1777 in einem Vergleich mit der Stadt gegen eine Abschlagszahlung darauf verzichtete. 1784 wurde das Haus von der Stadt verkauft und der Bettelkotter 1785 in das inzwischen aufgelassene Siebenbüchnerinnenkloster am Fleischmarkt verlegt (Polizeigefangenenhaus). Das Haus wurde 1892 abgebrochen und mit dem Haus Stadt 177 zu einem verbaut.

Haus Stadt 177

Haus Stadt 177 bestand einstmals aus zwei Häusern.

Haus A

1488 durch eine Geweranschreibung erstmals erwähnt.

Haus B

Im Jahr 1573 erstmals erwähnt. Nach 1700 führt das Gebäude auch den Schildnamen "Heiligthumb-Stuhl". Das dürfte wohl dem Umstand zuzuschreiben sein, dass es damals der "gemeinen Stadtbehausung" diente, "worinnen der Zettelschreiber und Totenbeschauer ihre Wohnung haben." Dieses Amt war früher im Heiltumstuhl am Stephansfreithof untergebracht gewesen, der aus Verkehrsrücksichten in den Jahren 1699/1700 abgebrochen worden war. Es handelte sich also um die Übertragung des Namens. Mit dem "Heiligtum" (Reliquienaufsatz) selbst hatte hingegen das Haus in der Börsegasse niemals etwas zu tun. Vor 1849 wurde das Totenbeschreibamt von dort in das Magistratsgebäude in der Wipplingerstraße übersetzt, doch blieb das Haus auch weiterhin in Verwendung der Gemeinde.

Der Neubau

In den Jahren 1892/1893 wurde an Stelle der Häuser Stadt 176 und 177 ein moderner fünfstöckiger Zinsbau durch den Architekten Hugo Steiner erbaut, der sich von Anbeginn an in Privatbesitz befand und als dessen Eigentümer die Häuserkataster von 1905 und 1911 E. Groß & Co. angeben.

Ämter, Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

Literatur

  • Joseph Holzinger: Hausgeschichte des Bürgerspitals zu Wien. Unveröffentlichtes Manuskript 1857–1860 [WStLA, Handschriften: A 240], Teil 2/1, Bogen 125 f.; Teil 2/2, Bogen 109
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 3. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 647–651
  • Carl Hofbauer: Die Alservorstadt mit den ursprünglichen Besitzungen der Benediktinerabtei Michelbeuern am Wildbach Als. Wien: Sommer 1861, S. 133
  • Sarah Pichlkastner: Insassen, Personal und Organisationsform des Wiener Bürgerspitals in der Frühen Neuzeit. Eine Projektskizze. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 123 (2015), S. 117–132
  • Sarah Pichlkastner: Eine Stadt in der Stadt. InsassInnen und Personal des frühneuzeitlichen Wiener Bürgerspitals – eine Studie anhand exemplarischer Untersuchungszeiträume. Wien 2020
  • Karl Weiß: Geschichte der öffentlichen Anstalten, Fonde und Stiftungen für die Armenversorgung in Wien. Wien: Selbstverlage des Gemeinderathes 1867, S. 93
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 3. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 647-654
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 618