Renngasse 8
1, Renngasse 8, (Konskriptionsnummer 153), identisch mit Wächtergasse 3.
Der nachweisbar älteste Besitzer des Hauses ist Pangratz Eller und wird 1435 erstmals genannt (Verkauf des Hauses). Nach vielfachem Besitzerwechsel kam es 1841 an die Anstalt zur Versorgung und Beschäftigung erwachsener Blinder.
In dem Haus wohnte damals Ottilie von Goethe, die nach dem Tod ihres Schwiegervaters, Johann Wolfgang Goethe, 1839 nach Wien übersiedelt war. Ihre erste Wohnung befand sich 1, Mölker Bastei 10 (Mölker Steig 3), aus der sie in dieses Gebäude übersiedelte und bis zu ihrer Rückkehr nach Weimar (1866) blieb. Ihr Sohn Walter schildert die im zweiten Stockwerk gelegene Wohnung recht anschaulich: "Mamas Zimmer sieht wie ein kleines Museum aus. Es ist alles harmonisch und macht einen so wohltuenden Eindruck, weil man fühlt, wie die Besitztümer wirklich aus der innertsten Neigung des besitzers entsprungen sind". Sie liebte es, auf ihren Reisen allerhand Kunstgegenstände zu sammeln und ihr Heim mit diesen Erinnerungen zu schmücken. Goethes Enkelin Alma starb hier in Wien und wurde (1844) auf dem Währinger Friedhof begraben. 1855 wurden ihre Überreste nach Weimar überführt.
Der Neubau
Am 16. August 1899 erwarb die Unionbank das Haus in der Renngasse, die im Jahr 1911/1912 (durch den Architekten Viktor Siedek) an Stelle dieses und des Nachbarhauses Renngasse 6 einen Neubau aufführen ließ.
Aufgrund eines Fusionsvertrages vom 3. November 1927 kam das Haus an die Allgemeine Österreichische Boden Credit Anstalt, dann am 14. November 1929 an die Österreichische Credit Anstalt für Handel und Gewerbe, am 8. Jänner 1932 an die Österreichische Realitäten A.G., deren Firmenwortlaut am 5. Dezember 1939 auf "Universale Hoch- und Tiefbau A.G." gegründet wurde.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Unionbank (1911-1927)
- Allgemeine Österreichische Boden Credit Anstalt (1927-1929)
- Österreichische Realitäten A.G. (1929-1932)
- Universale Hoch- und Tiefbau A.G. (1932-1939)
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 4. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 719-720