Richard Kauffungen
Kauffungen (eigentlich Kauffung) Richard, * 24. Juni 1854 Unter-St.-Veit, † 29. September 1942 Wien, Bildhauer, Gattin Sidonia Jähnl. Im Atelier von Edmund Hellmer ausgebildet, wurde Kauffungen dessen Mitarbeiter und studierte außerdem an der Akademie der bildenden Künste bei Carl Kundmann.
1878 erhielt er den ersten Auftrag: Statuen des Archimedes, Euklid, Augustinus und Chrysostomus für die Universität Wien. In der Folge entstanden viele Werke, darunter um 1886 zwei Figuren für das Vestibül des Burgtheaters (Ristori, Felix), 1890 das Denkmal Josephs II. für den zweiten Hof des Allgemeinen Krankenhauses, 1895 die allegorischen Skulpturen Justitia und Clementia für die Kuppel des Michaelertrakts der Hofburg, 1896 die Statuen des Thukydides und des Solon für die Rampe des Parlaments, etwa um dieselbe Zeit der heilige Franziskus Seraphikus für die Breitenfelder Kirche (Tympanonrelief) und 1899 das Denkmal für Herrmann Franz Müller im neunten Hof des Allgemeinen Krankenhauses.
Seit 1907 als Lehrer an der Wiener Frauenakademie tätig, wurde Kauffungen 1916 Professor und später Direktionsmitglied des Künstlerhauses. 1894 hatte er den Reichelpreis, 1901 den Dobnerpreis erhalten, ebenso den Ehrenpreis der Stadt Wien. 1903 schuf er die Radinger-Herme vor der Technischen Hochschule, 1904 das Georg-Raphael-Donner-Denkmal (enthüllt 30. Oktober 1906), den Erzherzog-Rainer-Brunnen (von dem nur der Sockel erhalten geblieben ist) und den „Siebenbrunnen" (5, enthüllt 22. Oktober 1904), weiters eine Reihe von Denkmälern für den Arkadenhof der Universität Wien (Bamberger, Claus, Kahler, Krafft-Ebing, Menger, Nothnagel, Seegen, Widerhofer; 1899-1919), Werke für den Festsaal der Neuen Hofburg und Grabdenkmäler, darunter Jenny Freifrau Widerhofer (Hietzinger Friedhof, 1898), L. Nemelka (Zentralfriedhof, 1900), Gustav von Benda (Hietzinger Friedhof, 1932), Emmy Brukner (Hietzinger Friedhof, 1920), Moriz Mayr (Hietzinger Friedhof, 1899), Familie Reithoffer (Hietzinger Friedhof, 1897), Albert Wiesinger (Zentralfriedhof) und Anton Menger (Zentralfriedhof, 1909). Kauffungens Atelier befand sich in 5, Margaretengürtel 23, Wohnung und Landsitz in Rodaun. Siehe Kauffungenweg.
Literatur
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954
- Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907-1950
- Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1897-1918 Nr. 7/1, S. 223 f.
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993
- Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, S. 114, 130, 481
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, Band 1 Reg., Band 4, Reg.
- Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 346, 376 f., 383, 399, 470