Richard Mayr
Mayr Richard, * 18. Oktober 1877 Henndorf, Salzburg, † 1. Dezember 1935 Wien, Opernsänger (Bass).
Biografie
Richard Mary war das jüngste von sieben Kindern des erfolgreichen Gastwirtsehepaares Franz und Maria Mayr (geb. Moser), die Gastwirtschaften und einen Brauereibetrieb in Salzburg hatten. Seine Mutter kam aus Henndorf .- ein Ort, der für Mayr schon in der Kindheit wichtig wurde und blieb, da dort sein Onkel Kaspar Moser und später sein Bruder Carl Mayr die Leitung des dortigen Braugasthofs mit Kunstsinnigkeit und Mäzenatentum verbanden.
Nach dem Besuch des Staats- und Akademischen Gymnasiums in Salzburg, begann Mayr 1897 vorerst Medizin zu studieren. Während des Studiums wirkte er als Mitglied der Burschenschaft Libertas, aber auch darüber hinaus an zahlreichen künstlerischen Veranstaltungen teil und hatte im November 1989 seinen ersten öffentlichen Auftritt in einer Bieroper in den Sophiensälen. Sein großer Erfolg und seine in Studentenkreisen geknüpftes Netzwerk veranlassten ihn, sich beruflich ganz dem Gesang zu widmen. Er studierte bei Julius Kniese an der von Richard Wagner in Bayreuth gegründeten Stilbildungsschule sowie am Wiener Konservatorium. 1902 debütierte er als Hagen in der Bayruether „Götterdämmerung" und wurde in Folge von Gustav Mahler an die Wiener k.k. Hofoper engagiert, deren Mitglied er bis 31. August 1935 blieb. Er verkörperte an die 100 verschiedene Opernfiguren, unter ihnen Mozarts Sarastro, Figaro und Leporello, den Landgraf Hermann (Tannhäuser), den König Marke (Tristan und Isolde), den Goldschmied Veit Pogner (Die Meistersinger von Nürnberg) und den Ochs von Lerchenau (Der Rosenkavalier), der als seine Paraderolle galt.
1917 heiratete er in der evangelischen Kirche in der Dorotheergasse die Wiener Schauspielerin Berta Maria Denk, die auch für Karl Kraus und Frank Wedekind eine wichtige Frau war. Mit Kraus stand das Ehepaar in freundschaftlicher Beziehung, wie zahlreiche Postkarten belegen und eine Würdigung Mayrs in der "Fackel" belegen: Kraus beschrieb ihn als einen, der die seltene Doppelgabe Gesang und Schauspiel hatte, als "Unum und Unikum beider Wirksamkeiten" (Heft 917-922, 1936, S. 34).
Mayrs große Menge an Auftritten garantierte ihm eine hohe öffentliche Präsenz, wobei er auch abseits der Operbühne als Konzertsänger auftrat. Zudem trat er regelmäßig bei den Bayreuther und Salzburger Festspielen auf. Die Salzburger Sommer (1922-1934) verbrachte Mayr im sogenannten "Henndorfer Kreis", einem Künstlerkreis, der ab 1926 maßgeblich vom Autor Carl Zuckmayer und der Schwarzwaldschülerin und Schriftstellerin Alice Herdan-Zuckmayer bestimmt wurde, und dem Künstlerinnen und Künstler wie Franz Theodor Csokor, Franz Karl Ginzkey, Ödön von Horváth, Richard Billinger, Alfred Kubin und viele mehr angehörten.
Ausgedehnte Tourneen in die USA und die europäischen Musikmetropolen wie London und Paris machten Mayr auch international zu einer Berühmtheit - 1924-1931 trat er etwa an der Covent Garden Opera London auf und 1927-1930 an der Metropolitan Opera New York. Mayr gehörte zu den größten Persönlichkeiten der deutschen Opernbühne und zu den beliebtesten Sängern der Wiener Oper. Er starb 58-jährig nach langer Krankheit am 1. Dezember 1935 in Wien. Es fanden Trauerakte in der Karlskirche und vor der Staatsoper in Anwesenheit des Bundeskanzlers Kurt Schuschnigg und der gesamten Wiener Kulturszene statt. Die Beisetzung in Salzburg erfolgte am 4. Dezember in der Mayr'schen Familiengruft am Friedhof St. Peter.
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus: Richard Mayr in der Sammlung Josef Treitl
- Wienbibliothek im Rathaus: Richard Mayr - Porträtpostkarten an Karl Kraus
Literatur
Richard Mayr im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
- Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. Mainz: Schott 1959-1961; Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u.a.]: Molden 1969, Register
- Franz Hadamowsky / Alexander Witeschnik: Hundert Jahre Wiener Oper am Ring [Jubiläumsausstellung]. Wien: Aktionskomitee 100 Jahr-Feier der Wiener Staatsoper 1969, S. 99
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 29.11.1960
- Otto Kunz und Richard Mayr: Weihe, Herz und Humor im Baßschlüssel, mit einem Vorwort von Lotte Lehmann. Graz: Das Bergland-Buch 1933