Rosa Wien
Rosa Wien, * 27. Juni 1847 Wien, † 15. März 1935 Wien, Vereinsfunktionärin.
Biografie
Rosa Wien wurde als Tochter des Ehepaars Auguste Spitz und Salomon Lindner in eine jüdische Familie hineingeboren. Am 20. Mai 1877 heiratete sie im Stadttempel Dr. Heinrich Wien. Sohn Rudolf, späterer Sekretär der "Ersten Allgemeinen Unfall und Schaden Versicherungsgesellschaft", kam am 26. Februar 1887 zur Welt.
Rosa Wien wirkte viele Jahre lang im "Philanthropischen Verein", einem 1879 gegründeten interkonfessionellen, unpolitischen Wohlfahrtsverein. Nach der Jahrhundertwende engagierte sie sich in der 1903 konstituierten "Auskunftsstelle für Wohlfahrtseinrichtungen". Bereits im ersten Jahresbericht aus dem Jahr 1904 scheint ihr Name im Verzeichnis der "unterstützenden und tätigen Mitglieder" auf. Bei der "Auskunftsstelle für Wohlfahrtseinrichtungen" handelte es sich um eine Einrichtung, die sich einen Überblick über die verschiedenen öffentlichen und privaten Wohlfahrtseinrichtungen verschaffte, um hilfsbedürftige Personen entsprechend beauskunften zu können. 1912 stellte sie mit "Die Wiener Wohlfahrts-Einrichtungen" ein alphabetisches Verzeichnis von 431 Wohlfahrsteinrichtungen zusammen.
Während des Ersten Weltkriegs war Rosa Wien an der Organisation der kommunalen Kriegsfürsorge maßgeblich beteiligt. Im Rahmen der "Frauen-Hilfsaktion im Kriege" arbeitete sie unter anderem eng mit Berta Weiskirchner, der Vorsitzenden der Aktion und Ehefrau des damaligen Bürgermeisters Richard Weiskirchner, zusammen. Die "Frauen-Hilfsaktion im Kriege", deren erste Sitzung am 13. August 1914 stattfand, war vom Bürgermeister eingesetzt worden. Aus den Berichten der Sitzungen, die in der Rathauskorrespondenz abgedruckt sind, geht hervor, dass der Hilfsverein in seinem Tun sehr eng an den Bürgermeister gebunden war. Auch gehörte Rosa Wien einem vom Bürgermeister eingesetzten "Damenbeirat" der "Zentralstelle der Fürsorge für Soldaten und ihre Familienangehörigen" an. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Zentralausschusses der "Frauen-Hilfsaktion im Kriege" wurde sie für ihr Engagement mit der Eisernen Salvatormedaille ausgezeichnet.
Rosa Wien war im Laufe ihres Lebens in mehreren Wohltätigkeitsvereinen engagiert und über parteiideologische und konfessionelle Grenzen hinweg bestens vernetzt. Sie verstarb im März 1935 im Alter von 88 Jahren an den Folgen einer Grippe und wurde wenige Tage danach in der jüdischen Abteilung auf dem Zentralfriedhof bestattet.
Werke
- Rosa Wien: Die Wiener Wohlfahrts-Einrichtungen. Wien: Auskunftsstelle für Wohlfahrtseinrichtungen [1912]
Quellen
- GenTeam: Matriken der Israelitischen Kultusgemeinde (kostenfrei, Anmeldung erforderlich)
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Wien, Rosa [Signatur: TP-055782]
- ANNO: Frau Regierungsrat Rosa Wien †. In: Neue Freie Presse, 19.03.1935
- ANNO: In memoriam. In: Die Österreicherin (1935), Heft 4, S. 4
- Wienbibliothek Digital: Schriftplakat der Frauen-Hilfsaktion im Kriege, 1914
- Wienbibliothek Digital: Verleihung von Eisernen Salvatormedaillen. In: Rathauskorrespondenz, 23.11.1918, 2. Ausgabe
- Wienbibliothek Digital: Frauen-Hilfsaktion im Kriege. In: Rathauskorrespondenz, 14.01.1916, S. 78
- Wienbibliothek Digital: Zentrale der Frauen-Hilfsaktion im Rathause. In: Rathauskorrespondenz, 07.08.1914
- ANNO: Auskunftsstelle für Wohlfahrtseinrichtungen. In: Die Zeit, 15.05.1903, S. 5
- Wienbibliothek Digital: Die Frauenhilfsaktion im Kriege. In: Ein Jahr Kriegsfürsorge der Gemeinde Wien. Hg. vom Wiener Magistrat. Wien: Gerlach & Wiedling 1915, S. 54 ff.
- Erster Bericht der Auskunftsstelle für Wohlfahrtseinrichtungen in Wien. Wien: Selbstverlag 1904
Literatur
- Frauen in Bewegung 1848–1938: Wien, Rosa [Stand: 07.08.2024]
- Website Pratercottage.at: Der Philanthropische Verein. Simon Steingraber, Böcklinstraße 45 (ca. 1914/15–1923) [Stand: 09.08.2024]
Rosa Wien im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.