Rote Garde

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Egon Erwin Kisch (links) und Infanterist Leo Rothziegel als Mitglieder der Roten Garde.
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Sonstige Organisation
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1918
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1919
Benannt nach
Prominente Personen Egon Erwin Kisch, Julius Deutsch
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  28851
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Zwischenkriegszeit
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Letzte Änderung am 23.03.2021 durch DYN.krabina
BildnameName des Bildes RoteGarde.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Egon Erwin Kisch (links) und Infanterist Leo Rothziegel als Mitglieder der Roten Garde.
  • 15., Selzergasse

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Gründung

Am 31. Oktober 1918 wurde bei einer Versammlung vor dem Deutschmeisterdenkmal von Korporal Haller (eigentlich: Bernhard Förster) und Egon Erwin Kisch eine radikal linke Wehrgruppe, die "Rote Garde", gegründet. Die Rote Garde strebte, in Anlehnung an die am 3. November 1918 gegründete Kommunistische Partei (Deutsch-)Österreichs, im Gegensatz zu der von der Sozialdemokratischen, Christlichsozialen und Deutschnationalen Partei vorbereiteten Staatsgründung auf parlamentarischer Basis eine Rätediktatur nach russischem Vorbild an (Rätebewegung). Sie bestand anfänglich aus etwa rund 200 Mann. Vor Gründung der Volkswehr zogen sie als Bürgerschreck durch Wien und die Regierung hatte ihnen militärisch nichts entgegenzuhalten. Am 2. November 1918 schlossen sich der Roten Garde einige aus dem Wiener Landesgericht entlassene Streikende der Streikbewegung im Jänner und Juni 1918 an, unter ihnen der Revolutionär Leo Rothziegel. Mit den Kommunisten gab es Berührungspunkte, doch auch Streit. Die Garde war also keine Wehrformation der KPDÖ.[1] Die Rote Garde schlug ihr Quartier in der Stiftkaserne auf.

Abwehr

Um die Rote Garde unter Kontrolle zu bringen, erwirkte der Staatssekretär für Heerwesen, Dr. Julius Deutsch, am 4. November 1918 ihre Eingliederung in die staatliche Volkswehr (als Bataillon 41, mit Eintrittsmöglichkeit für Sozialdemokraten); die Stationierung erfolgte in der Stiftkaserne. Die Gardisten blieben jedoch innerhalb der Volkswehr ein revolutionärer Unruheherd. Durch Anwerbungen stieg die Zahl der Rotgardisten auf etwa 700, um dann auf rund 400 bis 500 abzusinken. Anlässlich der Ausrufung der Republik am 12. November 1918 demonstrierte die Rote Garde vor dem Parlament, vermochte jedoch nicht in das Gebäude einzudringen; vorübergehend besetzte sie jedoch die Redaktion der Neuen Freien Presse. Daraufhin setzte Deutsch auf Spaltung. Er gewann den ursprünglich dem radikalen Flügel zuzuordnenden Hauptmann Dr. Josef Frey dafür, mit dem moderateren Teil der Roten Garde in die Roßauer Kaserne abzuziehen. In der Stiftkaserne blieb ein radikaler Kern von lediglich rund 500 Mann, der in den Folgemonaten weiter zusammenschrumpfte.[2] Am 16. Dezember 1918 erwirkte Deutsch die Abberufung von Sozialdemokraten aus dem Volkswehr-Batallion 41, das nun in eine Schule in Wien 15, Selzergasse, übersiedelte und in der Folge Kontakte mit der am 1. März 1919 in Ungarn errichteten Rätediktatur des Bela Kun aufnahm (dessen Emissär Dr. Bettelheim am 18. Mai 1919 in Wien war). Nach einer Massendemonstration am 15. Juni 1919, die mit Waffengewalt zerschlagen werden musste, und nach dem Ende der ungarischen Rätediktatur (1. August 1919) löste Deutsch am 27. August 1919 die Rote Garde, die inzwischen auf etwa 400 Mann zusammengeschmolzen war, auf und entwaffnete sie. Ihre Mitglied wurden auf andere Volkswehrbataillone verteilt; Kisch war schon im Mai 1919 aus der Rote Garde ausgetreten.

Literatur

  • Hellmut Andics: Der Staat, den keiner wollte. Österreich von der Gründung der Republik bis zur Moskauer Deklaration. Leipzig: Goldmann Wilhelm GmbH ²1964 (Neue Österreichische Geschichte 1804-1975, Band 3)
  • Francis L. Carsten: Revolution in Mitteleuropa 1918-1919. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1973
  • Hans Hautmann: Geschichte der Rätebewegung in Österreich 1918-1924. Wien / Zürich: Europaverlag 1987
  • Hans Hautmann: Die verlorene Räterepublik. Wien / Frankfurt / Zürich: Europaverlag 1971
  • Peter Schubert: Schauplatz Österreich. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1976

Siehe auch

Wien 1918

Einzelnachweise

  1. Hans Hautmann: Geschichte der Rätebewegung in Österreich 1918-1924. Wien / Zürich: Europaverlag 1987, S. 246 f.
  2. Francis L. Carsten: Revolution in Mitteleuropa 1918-1919. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1973, S. 69 f.