Rothschild (Familie)

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Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri

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Die Familie Rothschild lässt sich im jüdischen Ghetto von Frankfurt bis ins frühe 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Der Aufstieg zur Bankiersdynastie erfolgte unter Mayer Amschel Rothschild (1744-1812), der als Geldgeber und Finanzberater des Kurfürsten Wilhelm IX. von Hessen-Kassel zu großem Reichtum gelangte. 1810 baute Mayer Amschel die Firma unter Einbindung seiner fünf Söhne zu einem Familienunternehmen um, wobei die Söhne ungefähr zeitgleich Filialen in den wichtigsten europäischen Residenzstädten (London, Paris, Neapel und Wien) gründeten.

Die Wiener Linie begründete Salomon Mayer Rothschild (1774-1855), der schon 1817 (zusammen mit dreien seiner Brüder) vom Kaiser in den Adelsstand erhoben wurde, als Jude jedoch bis zur Verleihung des Ehrenbürgerdiploms der Stadt Wien (1843) kein Haus in der Stadt erwerben durfte und deshalb im Hotel "Zum Römischen Kaiser" wohnte. Er errichtete 1821 in Wien eine Bank, aus der später die Creditanstalt hervorgehen sollte. Neben der Finanzbranche engagierte sich Salomon aber auch im Ausbau der österreichischen Industrie, des Verkehrs- und Versicherungswesens und hinterließ bei seinem Tode ein Vermögen von 100 Millionen Gulden. Sein Sohn Anselm Salomon (1803-1874) führte das Unternehmen weiter. 1835 suchte das Bankhaus Rothschild offiziell um die Erteilung einer Konzession zur Errichtung einer Eisenbahnlinie in die nördlichen Kronländer an. Er erhielt zahlreiche Ehrungen, einen Sitz im Herrenhaus und trat auch durch sein soziales Engagement (nicht nur) für die jüdische Gemeinde in Wien sowie als Sammler von Kleinkunstgegenständen in Erscheinung. Unter anderem stiftete er das Spital der Israelitischen Kultusgemeinde. Danach übernahm Nathaniel Mayer Amschel (1836-1905) gemeinsam mit seinem jüngeren, geschäftstüchtigeren Bruder Albert Salomon (1844-1911) die Firma. Der ältere der beiden, Nathaniel, machte sich vor allem als Schöngeist einen Namen in Wien: er ließ ein Palais in der Theresianumgasse errichten, betätigte sich als Kunstsammler, Kunstphotograph, Reiseschriftsteller und war unter anderem maßgeblich an der Etablierung des ersten Fußballvereins in Österreich (First Vienna FC) beteiligt. Er war es auch, der 1882 große Flächen auf der Hohen Warte in Döbling erwarb und dort einen botanischen Garten nebst kleiner Villa anlegen ließ, in dem rund um das Jahr Pflanzen und Obst gedieh sowie eine berühmte Orchideenzucht bestand; nach "Arisierung" 1938 wurden Teile dieser ehemaligen "Rothschild-Gärten" im Jahr 1977 in das Gelände des Heiligenstädter Parks integriert. Albert ließ 1876-1884 in der Prinz-Eugen-Straße sein eigenes Palais errichten.

Alphonse Mayer von Rothschild (1878-1942) führte das Unternehmen seines Vaters Salomon Albert weiter, bekleidete aber als Rittmeister auch einen militärischen Rang in der k. u. k .-Armee. Nach dem Juli-Abkommen 1936 emigrierte er in die Schweiz, ebenso wie auch sein Bruder Eugen Daniel von Rothschild (1884-1976) das Land verlassen musste, der vor den Nationalsozialisten nach Frankreich fliehen konnte. Der letzte bedeutende Vertreter der Wiener Familie war aber deren Bruder Louis Nathaniel von Rothschild (1882-1955), der als Hauptaktionär der Creditanstalt die Geschicke der Ersten Republik mitgestaltete. Nach dem "Anschluss" wurde Louis Nathaniel von Rothschild von den Nationalsozialisten verhaftet und erst nach einem Jahr und Verlust seines gesamten Vermögens freigelassen. Er emigrierte in die USA, erhielt nach dem Zweiten Weltkrieg in zahlreichen Rückstellungsverfahren die verbliebenen Werte zurück (Teile der Kunstsammlung verblieben jedoch bis 1999 im Besitz der Republik), verzichtete aber auf Wiedererrichtung des Wiener Bankhauses Rothschild.

Literatur

Weblinks