Rudolf Angerfelder
Rudolf Angerfelder, * um 1365 Großmugl, Bezirk Korneuburg, Niederösterreich, † 1419 (nach 25. August) Wien, Kaufmann, Bürgermeister.
Biografie
Die Familie Angerfelder ist zwischen 1380 und 1470 mit verschiedenen Mitgliedern in Wien nachweisbar. Rudolf Angerfelder ist seit 1392 in Wien nachweisbar und war zweimal verheiratet. Der Name seiner ersten Gattin lautete Anna (Witwe nach Michael Fink). Sie verstarb in Jahr 1393 und Rudolf Angerfelder heiratete ein weiteres Mal. Seine zweite Gattin war Agnes Geukramer (Tochter von Michael Geukramer 1355 bis 1400, urkundlich genannt 1400 bis 1423, nachmals vermählt mit Leupold Weiler, 1423). Unter den Mitglidern der Familie Angerfelder erlangte Rudolf Angerfelder die größte Bedeutung. Im Jahr 1392 war er noch Diener von Michael Fink. Ab 1396 war Rudolf Angerfelder in städtischen Funktionen tätig: Zwischen 1396 und 1408 war er mehrfach Ratsherr, in den Jahren 1395 und 1396 Grundbuchsverweser, von 1413 bis 1419 Münzmeister, vom 23. November 1405 bis zum 10. September 1406 und von 1411 bis 1419 Bürgermeister. Er war der letzte Vertreter aus dem Kreis der Erbbürger und konnte diesen Posten bis 1419 behaupten. Angerfelder wurde mehrmals Opfer seiner politischen Tätigkeit. 1399 wurde er von dem mit der Stadt Wien in Fehde liegenden böhmischen Raubritter Pott von Skall gefangengesetzt, 1408 beim Gablitzer Überfall vom Parteigänger Leopolds IV., Hans Laun von Grünau, und schließlich als Anhänger der "Albertiner", in die Verhaftung Konrad Vorlaufs verwickelt, von Herzog Leopold gefangengesetzt. Nach dem Regierungsantritt Albrechts V. erlangte er wieder Einfluß und wurde am 8. Juni 1411 zum Bürgermeister gewählt. In seine Amtszeit als Bürgermeister fällt die Bestätigung der Stadtrechte durch Albrecht V. am 25. Juli 1412.
Angerfelder besaß Häuser in der Münzerstraße (Bauernmarkt) und am Lichtensteg, einen Hof samt Äckern, Wiesen, Gärten und Weingärten in der Vorstadt Wieden (Areal der späteren Favorita, heute Theresianum), einen Weingarten im Kaswassergraben sowie eine Wechselbank auf der Brandstatt gegenüber dem Stephansfreithof; seine Gattin Anna hinterließ ihm einen Hof samt Weingarten in Grinzing. Angerfelder wohnte 1391 bis 1393 Bauernmarkt 5, 1398 bis 1419 Rotenturmstraße 4.
Sein Wappen trägt Schild und Flug, die zweimal gespalten und geteilt sind.
Literatur
- Richard Perger: Die Wiener Ratsbürger 1396 – 1526. Wien: Deuticke 1988 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 18), S. 164
- Handbuch der Stadt Wien. Band 97 (1982/83). Wien: Verlag für Jugend und Volk 1982, S. II/229
- Karl Krejci: Angerfelder-Schaumburgerhof-Favorita. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 36 (1981), S. 88 f.
- Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 103 f.
- Leopold Sailer: Die Wiener Ratsbürger des 14. Jahrhunderts. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1931 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 3/4), S. 202 f.
- Ernst Hartmann-Franzenshuld: Geschlechterbuch der Wiener Erbbürger. Ratsverwandten und Wappengenossen. Wien: Faesy 1882, S. 29 ff.