Rudolf Kührer
Rudolf Kührer, * 31. Mai 1910 Wien, ✝︎ 15. Jänner 2003 Wien, Kaufmann, Politiker.
Biografie
Rudolf Kührer wurde am 31. Mai 1910 als Sohn eines Oberrevidenten bei der Aspangbahn in Wien geboren. Nach der Matura, die er extern ablegte, wurde er zum Kaufmann ausgebildet. Kührer war verheiratet und arbeitete als Vertreter sowie als Industrieangestellter in den Vereinigten Chemischen Fabriken Kreidl, Heller & Co. und war danach eine Zeit lang arbeitslos. Nach 1945 war er als Bauhilfsarbeiter und Buchhalter tätig.
Kührer war Mitglied des Deutschen Turnerbundes und wurde ab 1927 Wehrturner. Von 1928 bis 1930 war er Mitglied der Hitlerjugend und im Anschluss auch Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Er wurde wegen der Teilnahme am Juliputsch verurteilt, aber nach 26 Monaten amnestiert. Im Jänner 1937 floh er nach Deutschland und begann die SS-Ausbildung.
Er nahm am Zweiten Weltkrieg teil; von 1940 bis 1943 war er in der Waffen-SS, sowie von 1944 bis 1945. Kührer war als SS-Hauptschaftsführer sowie vom 1. September 1944 bis zum 16. März 1945 als Ratsherr tätig. Da er einrückte, wurde er ab 1. Dezember 1944 von Hans Turner als Ersatzmann vertreten.
Nach 1945 geriet er bis zum 3. Juli 1949 in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Vom Volksgericht Wien wurde Kührer wegen der Paragrafen 10 und 11 Verbotsgesetz (1947) angeklagt. Das Verfahren wurde am 13. Dezember 1951 aufgrund der Entschließung des Bundespräsidenten eingestellt. Das erste Verfahren wegen Paragraf 11 Verbotsgesetz war nach ergebnisloser Fahndung abgebrochen worden.
Siehe auch: Ratsherren (NS-Zeit) (mit Auflistung aller Ratsherren)
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Ratsherren, A1: Personalstandsbogen Rudolf Kührer, 19.09.1944
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A42: 3. Bezirk, 11030
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Volksgericht Wien, A1: Vg 4a Vr 4024/1946, fortgesetzt als Vg 4c Vr 1912/1949
- Österreichisches Staatsarchiv - Archiv der Republik, Bundesministerium für Inneres, Gauakten: 162.234
- Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht
Literatur
- Maren Seliger: Scheinparlamentarismus im Führerstaat. "Gemeindevertretung" im Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Funktionen und politische Profile Wiener Räte und Ratsherren 1934–1945 im Vergleich. Wien [u.a.]: Lit-Verlag 2010, S. 839