Schulversuche
Vorstufen
Im Rahmen der Wiener Schulreform im Roten Wien gehörte zu den geplanten schulorganisatorischen Maßnahmen die Einführung einer gemeinsame Mittelstufe für die Zehnjährigen bis 14-Jährigen (Einheitsschule). Aufgrund des Widerstandes der bürgerlichen Bundesregierungen konnte diese nur in Form von Schulversuchen in 18 Gymnasien, Realgymnasien, Realschulen und Hauptschulen als "Deutsche Mittelschulen" für den gemeinsamen Unterricht von elf- bis 14-jährigen Schülerinnen und Schülern temporär umgesetzte werden.[1] Diese Schulversuche wurden in der autoritären Dollfuss-Schuschnigg-Diktatur beendet.
Schulreform in der "Kreisky-Ära"
In der Zweiten Republik wurden Schulversuche neuerlich aufgenommen, doch erst in der vierten Schulobergesetzes-Novelle vom 8. Juni 1971 gesetzlich verankert. In einen Schulversuch dürfen höchstens zehn Prozent der Volks- und Hauptschulen, Polytechnischen Lehrgänge und Allgemeinbildenden höheren Schulen eines Bundeslands einbezogen werden. In der Folge reichen die Schulversuche von der Vorschulerziehung bis zur Pädagogischen Akademie. Schwerpunkte: Vorschulklassen zur Förderung der Erlangung der Schulreife durch Schulpflichtige; Zusammenfassung von Schülern nach Leistungsgruppen in der dritten und vierten Schulstufe; Erprobung der Einführung einer lebenden Fremdsprache in der dritten und vierten Schulstufe; Schulversuche zur Additiven Gesamtschule, zur Orientierungsstufe und zur Integrierten Gesamtschule in den Schulen der zehn bis 14-jährigen Schülerinnen und Schüler; Erprobung von Leistungsgruppen am Polytechnischen Lehrgang; Erprobung der sechssemestrigen Haupt- und Sonderschullehrerausbildung an Pädagogischen Akademien. Seither sind Schulversuche integrierter Bestandteil der österreichischen Schulreform.
Literatur
- Hans Fischl: Wesen und Werden der Schulreform in Österreich. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929
- Hermann Schnell: Österreichische Schule im Umbruch. Wien: Jugend & Volk 1974
Einzelnachweise
- ↑ Hans Fischl: Wesen und Werden der Schulreform in Österreich. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929, S. 79 ff.