Residenzhof (1., Seilerstätte 16, Himmelpfortgasse 21-23; Kosnkriptionsnummern 956 und 957).
Vorgängerbauten
Hier standen ursprünglich zwei Gebäude:
Haus Stadt 956 / Himmelpfortgasse 21
Die Geschichte dieses dem Schottenstift dienstbarenen Hauses lässt sich bis in die Zeit vor 1400 zurückverfolgen. Um 1500 sank dessen Wert innerhalb weniger Jahre von 92 auf nur mehr 26 Pfund Wiener Pfennig. Das noch 1664 einstöckige Gebäude wird im Jahr 1795 als dreistöckig verzeichnet.
Haus Stadt 957 / Himmelpfortgasse 23, Seilerstätte 16
Die erste bekannte urkundliche Nennung dieses Haus stammt aus dem Jahr 1505. 1545 wurde vom Haus eine Brandstatt abgetrennt, wodurch nun zwei selbständige Objekte entstanden:
Haus A "Zur grünen Hollerstauden", "Malerhaus"
Dieses Gebäude kam in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in den Besitz von Katharina Jocher, die es von ihrem Vater geerbt hatte. Am 31. Mai 1643 heiratete sie den Maler Tobias Pockh (Pock), von dem unter anderem das Hochaltarbild des Stephansdomes stammt, und setzte ihn als Mitbesitzer ein. Nach ihm wurde das Haus, das zu dieser Zeit den Namen "Zur grünen Hollerstauden" trug, auch "Malerhaus" genannt. Laut Totenregister der Stadt Wien starben hier am 23. Novermber 1648 seine drei Jahre alte Tochter Anna, am 28. Jänner 1660 ein unbenanntes Kind, am 5. Dezember 1662 ein notgetauftes Kind, am 8. Oktober 1679 seine Frau Katharina und am 12. Juni 1683 Tobias Pockh selbst im Alter von 74 Jahren. 1721 kam es in den Besitz von Helene Therese Fockhy von Wögg.
Haus B
Diese 1545 abgetrennte Brandstatt wurde noch im selben Jahr um 28 Pfund Wiener Pfennig verkauft. Beim einem Eigentümerwechsel im Jahr 1549 wird eine Brandstatt, "darauf jetzt ein Stadl steht" verzeichnet. Noch im Jahr 1651 wird das Gebäude als Stadel bezeichnet, obwohl es zu dieser Zeit bereits zweistöckig war. Am 21. Juni 1669 erwarb es Tobias Pockh, der bereits das Haus A besaß. 1729 kam auch Haus B in den Besitz von Helene Therese Fockhy von Wögg.
Neubau 1752
Da Helene Therese Fockhy von Wögg viele Schulden angehäuft hatte, wollte keines ihrer Kinder das Erbe antreten. Daher wurden die beiden Gebäude vom Stadtrat versteigert. Der Käufer war der kaiserliche Leibmedicus Josef Johann Habermann, der sie zu einem neuen, drei Stockwerke hohen Haus verbauen ließ.
Residenzhof
Als die Direktion des Residenzclubs 1896 beschloss, ein neues Clubhaus zu errichten, da die angemieteten Räume nicht mehr zeitgemäß ausgestattet waren, einigte man sich darauf, die Häuser Himmelpfortgasse 21 und 23 anzukaufen und durch einen Neubau zu ersetzen. Dieser wurde noch im selben Jahr nach Plänen von Ferdinand Fellner und Hermann Helmer auf einer Grundfläche von 1048 Quadratmetern erbaut. Die Bauzeit betrug eineinhalb Jahre. Sowohl die ins erste Stockwerk führende Marmortreppe als auch die Clubräume, die sich über zwei Geschoße erstreckten, waren sehr vornehm ausgestattet. Im dritten und vierten Stock wurden herrschaftliche Wohnungen eingerichtet, im Souterrain war der Atlethiksportklub untergebracht.
Aufgrund eines Antrages der geheimen Staatspolizei (Gestapo) von 24. April 1939 wurde ein Hausanteil zur Beschlagnahmung vorgemerkt. Durch ein Erkenntnis der Gestapo vom 9. Februar 1940 wurde das gesamte Haus der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) einverleibt. Am 10. September 1947 wurde das Gebäude durch ein Erkenntnis der Rückstellungskommission den Vorbesitzern zurückgegeben.
Literatur
- Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt, Wien Erwin Müller 1947, S. 166
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 1. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 183-188