Sieveringer Filmatelier
Das Sieveringer Filmatelier (19., Sieveringer Straße 135) wurde 1914 als Teil der Sascha-Filmfabrik auf den Gründen des Café Mirabell in Sievering errichtet und 1915 in Betrieb genommen (siehe Film). Alexander ("Sascha") Josef Graf Kolowrat-Krakowsky hatte die "Sascha-Filmfabrik" 1910 in Pfraumberg in Böhmen gegründet und 1912 nach Wien verlegt. 1933 wurden das Sieveringer Atelier von der Tobis-Sascha-Filmindustrie AG und ab 1938 von deren Nachfolgefirma Wien-Film übernommen. 1948 wurde im Garten ein Denkmal für Kolowrat enthüllt. Nach der Schließung der Wien-Film im Jahr 1985 wurde eine Wohnhausanlage errichtet, die in Anlehnung an das Filmatelier den Namen "Wohnatelier Sievering" trägt. Das Originaltor der Wien-Film dient noch als Tor zum Wohnhausanlage.
Da die Regierung bereits knapp nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs die propagandistischen Möglichkeiten des Films erkannte, wurde Kolowrat dem k. u. k. Kriegspressequartier zugeteilt und beauftragt, mit seiner Firma Propagandafilme zu drehen; gleichzeitig erhielt er die erforderlichen Materialien zur Fertigstellung des Sieveringer Filmateliers. Er drehte (gemeinsam mit der Berliner Firma Oskar Meßter) die ersten Wochenschauen, außerdem (neben zahlreichen Kurzfilmen) den Großfilm „Wien im Krieg". Konkurrenz erhielt Kolowrat durch die Filmfirma Dreamland (die Ateliers auf der Hohen Warte baute, jedoch nur bis 1927 bestand) und die Vita-Film von Anton Kolm und Jakob Julius Fleck (die 1919-1923 Ateliers auf dem Rosenhügel errichtete; 1938 wurden diese von der Wien-Film übernommen)
Da manche der Kulissen für das Sieveringer Filmatelier zu groß waren, wurden manche Dreharbeiten ausgelagert. So ließ die Sascha-Film 1920 im Prater westlich der Rotunde zum Zwecke von Filmaufnahmen "Alt-London" errichten, ähnlich der Kulissenstadt Venedig in Wien. Zudem wurden Kulissen in einer "Filmstadt" auf dem Laaer Berg im 10. Bezirk aufgebaut, an die die heutige Filmteichstraße erinnert.
Siehe auch: Film, Kino, Sascha-Filmindustrie AG, Wien-Film, Alexander Josef Kolowrat-Krakowsky
Literatur
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Ottakring. Vom Gürtel zu den Weinbergen. Wien: Mohl 1988, S. 183 f.