Sigmund Freud Haus
Sigmund Freud Haus (Sigmund Freud Museum, Sigmund-Freud-Gedenkstätte; 9, Berggasse 19), erbaut 1889 anstelle eines älteren, einstöckigen Gebäudes. Im Vorgängerbau war zwischen 1881 und 1889 die Arztpraxis von Viktor Adler, dessen Vater Salomon Markus Adler Hauseigentümer war. Der historistische Neubau wurde im Stil der italienischen Renaissance mit grob gegliederten Sockel, Rundbögen und Dreiecksgibeln vom Architekten Hermann Stierlin errichtet. Berühmtheit erlangte das Haus durch Sigmund Freud, der 1891 mit seiner Familie eine Wohnung im Mezzanin (Top 5) bezog. Die Praxis von Freud war bis 1908 im Hochparterre untergebracht, danach ebenfalls im Mezzanin (Top 6). Das Haus entwickelte sich zum Zentrum der Psychoanalyse, hier tagte die "Psychologische Mittwochsgesellschaft" (unter anderem mit Alfred Adler, Paul Federn, Josef Karl Friedjung, Helene Deutsch) und war die Wiener Psychoanalytische Vereinigung angesiedelt. Nach dem "Anschluss" 1938 und immer stärkeren Repressionen durch die Nationalsozialisten emigrierte Sigmund Freud im Juni 1938 mit seiner Familie nach London.
Zwischen 1939 und 1942 wurden mehrere Wohnungen des Hauses Berggasse 19 als Sammelwohnungen für Jüdinnen und Juden verwendet. Für diesen Zeitraum lassen sich 79 Jüdinnen und Juden im Haus nachweisen, die bis zu ihrer Deportation hier untergebracht waren, davon 31 in Sigmund Freuds ehemaliger Praxis und Wohnung. Nach ihrer Deportation wurden die Wohnungen als Mietwohnungen neu vergeben. 1953 wurde an der Fassade des Hauses eine Gedenktafel der World Federation of Mental Health angebracht. Seit 1971 befindet sich in den ehemaligen Räumen der Praxis von Sigmund Freud das Sigmund Freud Museum. 2006 wurde das gesamte Haus Berggasse 19 von der Sigmund Freud Privatstiftung erworben, die seit 2003 auch das Museum betreibt.
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Literatur
- Lydia Marinelli [HG.]: Freuds verschwundene Nachbarn. Wien : Turia + Kant 2003.
- Inge Scholz-Strasser: Berggasse 19. In: Sigmund-Freud-Museum. Wien IX., Berggasse 19. Katalog. Hrsg. v. Harald Leupold-Löwenthal ... . Wien : Brandstätter 1994, S. 9 ff.