Susanne Singer-Schinnerl, *27. Oktober 1891 in Wien, † 24. Jänner 1955 Kalifornien, USA, Keramikerin
Biografie
Die Tochter des Sekretärs Abraham David Singer und dessen Frau Josefine, geborene Messing, begann mit 14 Jahren ihre künstlerische Ausbildung an der Kunstschule für Mädchen und Frauen, wo sie unter anderem von Adolf Böhm und Tina Blau unterrichtet wurde. Während ihrer Ausbildung beteiligte sie sich an der Wiener Kunstschau. Ab 1910 lieferte sie Entwürfe für Postkarten, Stoff-und Tapetenmuster sowie figürliche Keramik für die Wiener Werkstätte.
1917 wurde sie Mitglied der Wiener Werkstätte, wo sie ihre Ausbildung weiterführte und als Keramikerin zu arbeiten begann. Das Gebäude der Wiener Werkstätte, ihrem Wirkungszentrum, befand sich an der Adresse Neustiftgasse 32. Zusammen mit der Wiener Werkstätte beteiligte sie sich unter anderem an Ausstellungen in Paris – wo sie 1925 mit der Goldenen Medaille bei der Kunstgewerbeausstellung ausgezeichnet wurde.
1924 heiratete Susi Singer den Bergarbeiter Josef Schinnerl, der 1938 bei einem Minenunglück ums Leben kam. 1937 wurde ihr Sohn Peter geboren.
Susi Singer-Schinnerl gründete 1925 eine eigene Werkstatt für Keramik in Grünbach am Schneeberg und trat aus der Wiener Werkstätte aus. Ihre Keramiken stellen vor allem Frauen dar. Susi Singer-Schinnerls Arbeiten wurden 1925 auf der Exposition internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes in Paris mit einer Silbermedaille prämiert, 1934 erhielt sie bei der Ausstellung Austria in London ein Ehrendiplom, 1935 erzielte sie bei der Weltausstellung in Brüssel den 2. sowie 1937 auf der Exposition Internationale des Arts et Techniques dans la Vie Moderne in Paris den 1. Preis. Sie war Mitglied im Hagenbund, der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs und der Wiener Frauenkunst.
Nach dem sogenannten "Anschluss" wurde ihr Grundstück in Grünbach "arisiert". Susi Singer-Schinnerl konnte über Rotterdam nach Kalifornien emigrieren, wo sie unterrichtete und als Keramikerin arbeitete. 1941 übersiedelte sie nach Hollywood und erhielt 1946 und 1948 ein Arbeitsstipendium der Fine Arts Foundation des Scripps College. Susi Singer-Schinnerls Mutter wurde 1943 im KZ Theresienstadt ermordet, Susi Singer verstarb 1955 in Kalifornien.
Literatur
- Christoph Thun-Hohenstein / Anne-Katrin Rossberg / Elisabeth Schmuttermeier [Hrsg.]: Die Frauen der Wiener Werkstätte. Basel: Birkhäuser 2020, S. 265 f.
Susi Singer-Schinnerl im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.