Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG

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Der langjährige Standort Graben 21 um 1840
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Firma
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1819
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Benannt nach
Prominente Personen Johann Baptist Weber, Hans Haumer, Andreas Treichl
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  5781
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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BildnameName des Bildes Graben 21.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Der langjährige Standort Graben 21 um 1840
  • 10., Am Belvedere 1

Frühere Adressierung
  • Erste Bank Oesterreich (1998, bis: 2008)
  • Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG (2008)

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48° 11' 11.81" N, 16° 22' 51.24" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Gebäude

Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG (1819 bis 1997 Erste österreichische Spar-Casse), 10., Am Belvedere 1 (bis 2015 1., Graben 21).

Gründungsphase und Geschäftsidee

Johann Baptist Weber

Auf Anregung des Ministers des Inneren, Graf Franz Joseph Saurau, und auf Wunsch Kaiser Franz' I. begründete Pfarrer Johann Baptist Weber gemeinsam mit Bernhard von Eskeles und Ignaz von Schönfeld die erste Sparkasse in der österreichischen Monarchie, die am 4. Oktober 1819 (dem Namenstag des Kaisers) im Pfarrhof der Leopoldstädter Leopoldskirche eröffnet wurde.[1] Das Gründungskapital in Höhe von 10.000 Gulden wurde von einem Verein „wohltätiger“ Leopoldstädter Bürger aufgebracht, die Erste österreichische galt deshalb auch als eine Vereinssparkasse (Gegensatz: Kommunal- oder Gemeindesparkasse). Der Sparkassenverein hat sich als Organ der Sparkasse bis heute erhalten.

Entsprechend dem Gründungsgedanken der "Hilfe zur Selbsthilfe" (Zurücklegen von Notgroschen mit Ertrag für schlechtere Zeiten) wurden die ersten Sparbücher dem Kaiser zur Verteilung an arme Kinder zur Verfügung gestellt. Die Sparkasse florierte rasch, schuf eine für Österreich neue Art des Sparens und eine neue Abwicklungsform des Hypothekarkredits. Dank des Anwachsens der Spareinlagen (1824-1884 auf das Hundertfache) konnte sich die Sparkasse in Wien etablieren und als Vorbild und Vorreiter des Sparkassensektors fungieren. Sie bemühte sich deshalb auch um eine Verbreitung der Sparkassenidee in der Monarchie. Zwischen 1822 und 1825 wurden die Sparkassen in Laibach, Mailand, Venedig und Prag sowie in Innsbruck, Bregenz und Graz nach ihrem Muster gegründet. In den kleineren Städten der Monarchie entstanden 1827 - 1843 46 "Kommanditen", die meist Vorläufer späterer Sparkassen wurden.[2]

In Wien gab es im Gründungsjahr nur die 1816 gegründete Österreichische Nationalbank und ganz wenige private Bankhäuser (Rothschild, Arnstein & Eskeles, Geymüller, Fries). Das Mobilbankenwesen entwickelte sich erst nach 1853 (NÖ Eskompte Gesellschaft, Creditanstalt, Länderbank), die anderen Banksektoren (Hypothekenbanken, Genossenschaftsbanken) sowie die Postsparkasse folgten erst nach 1880. Die Erste österreichische Spar-Casse war demnach in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das einzige Wiener Kreditinstitut, das jedem Bürger offenstand.

Das bedeutendste Sparinstitut der Monarchie

Alte Kassenhalle der Sparkasse

1821 übersiedelte die Sparkasse mit ihren Geschäftsräumen von der Leopoldstadt (Pfarrhof "Zum Heiligen Leopold") ins Deutschordenshaus (1, Singerstraße 7). Der gute Geschäftsgang veranlasste die Direktion, 1824-1827 drei Häuser am Graben zu erwerben, sie abzutragen und an deren Stelle durch Architekt Alois Pichl 1835-1839 das große Sparkassengebäude mit Adresse Graben 21 errichten zu lassen.

1825 wurde das erste private Sozialversicherungsinstitut Mitteleuropas begründet, das bis 1886 als "Allgemeine Versorgungsanstalt für die Unterthanen des Österreichischen Kaiserstaates" mit 400 Kommanditen geführt wurde. Dank des Aufbaus eines großen Filialnetzes (ab 1827 entstanden 46 "Kommanditen" in allen Teilen der Monarchie) und des Anwachsens der Spareinlagen (1824-1884 auf das Hundertfache) konnte sich die Sparkasse in Wien mit bis zu sechs Filialen etablieren. Die Erste löste sich bald von ihrer ursprünglichen Klientel (Handwerker, Arbeiter, Dienstboten) und konzentrierte sich immer mehr auf das Bürgertum und den Adel, so dass bald auch hochgestellte Persönlichkeiten (Kaiserin Elisabeth, Kronprinz Rudolf, Johann Strauss (Sohn)) zu ihren Kunden zählten. Schon vor der Jahrhundertwende war die Erste das bedeutendste Sparinstitut Österreichs (Herbst 1914: Einlagekapital 555 Millionen Kronen).[3] Aus den Gewinnen flossen große Summen als Spenden für kulturelle und wohltätige Zwecke (beispielsweise Gesellschaft der Musikfreunde, Spitäler, Volkswohnungen).

Ausbau zur Universalbank

Der umfangreiche Kauf von Kriegsanleihen während des Ersten Weltkriegs und die Inflation nach Kriegsende fügten der Sparkasse schweren Schaden zu. Eine Verbesserung der Situation ergab sich erst im Zuge der Erweiterung der Geschäftsfelder, einer Umschichtung der Kundenstruktur zur gewerblichen Kundschaft und dem Ausbau in Richtung Universalbank (1926 Gründung des Kreditvereins). Ab 1922 wird der Ersten das Betriebsmittel-, Pfanddarlehens-, Devisen und Valutengeschäft erlaubt.[4] Sie engagierte sich in dieser Zeit erstmals auch im Wohnbau durch die Vergabe von Reparaturdarlehen. Die Wirtschaftskrise ab 1931 führt zu größeren Liquiditätsproblemen, die die Regierung durch zeitweise Verbote des Darlehensgeschäftes und der Spendentätigkeit sowie durch zwingende Reduzierung des Personalaufwandes zu lösen versuchte. Ebenfalls ab 1922 wurden der Ersten Filialgründungen erlaubt, 1927 bis 1938 entstanden deshalb 17 neue Standorte in den Wiener Innenbezirken. Im Jahr 1925 wurde mit der Einführung des Weltspartages die Spargesinnung der Österreicher, die durch die Hyperinflation der Nachkriegsjahre ihre Sparguthaben verloren hatten, wiedererweckt.[5] Die politische Veränderungen des Jahres 1934 wirkt sich auf das Institut kaum aus, weil sie im Gegensatz zur sozialdemokratisch orientierten Zentralsparkasse fast durchwegs regimetreue Mitarbeiter beschäftigte.

NS-Zeit

1938 kam es zu einem teilweisen Wechsel in den Führungsebenen, allerdings nicht mit Bezug auf vom nationalsozialistischen Regime verfolgte jüdische Mitarbeiter, die es auf Grund der katholischen Ausrichtung des Instituts vor dem "Anschluss" kaum gab. Während der nationalsozialistischen Ära konnte die Sparkasse ihren Namen bewahren. Unter dem Generalsekretär Dr. Hans Stigleitner, der dem NS-Regime nahestand, arisierte das Institut rund 12 Geschäftslokale und Zinshäuser für weitere Filialeröffnungen und engagierte sich bei der Finanzierung der Vermögensabgabe und Reichsfluchtsteuer durch Darlehensvergaben an auswanderungswillige jüdische Familien. Nach einer Untersuchung durch eine von der Ersten beauftragte Historikerkommission kam es am Beginn des 21. Jahrhunderts zu vielen Fällen der Restitution an die Nachkommen dieser Familien.[6]

Im Sog von Wiederaufbau, Wirtschaftswunder und Austrokeynesianismus

Nach Kriegsende musste die Erste eine Hauptlast bei der Abwicklung der währungspolitischen Maßnahmen der Regierung tragen (Schillinggesetz 1945, Währungsschutzgesetz 1947), bei der die Sparguthaben stark abgewertet wurden. Die Erste österreichische Spar-Casse eweiterte ihr Filialnetz auf den gesamten Wiener Raum. Ab 1980 wurden für rund 25 Jahre auch Zweigstellen in ganz Österreich eröffnet, so dass 1994 ein Höchststand von 230 Geschäftsstellen (davon 130 außerhalb von Wien) erreicht wurde. Damit verdoppelte sich auch die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwischen 1967 und 1979. Zwischen 1960 und 2016 konnte die Bank ihre Kundenanzahl im Wiener Umland mehr als verdoppeln. Die Bank beteiligte sich am Wiederaufbau, indem sie vor allem an Klein- und Mittelbetriebe sowie an Freiberufler und Selbstständige Kredite vergab. Außerdem widmete sie sich der Finanzierung von Haus- und Wohnungsreparaturen sowie dem sozialen (und später auch freien) Wohnungsbau. Besonders unter Generaldirektor Dr. Hans Haumer wurden neue Kundenschichten angesprochen, die Organisation auf EDV-Basis gestellt. 1976 befanden sich bereits alle Filialen im Echtzeitbetrieb. Durch das Kreditwesengesetz 1979 und das Sparkassengesetz wurde die Erste auch de jure eine Universalbank, die alle Bankdienstleistungen durchführen kann. Sie forcierte deshalb in den 1980er Jahren das Wertpapier-, das Leasing- und das Immobilienfondsgeschäft und gründete einige Tochterfirmen, wie z.B. eine Kapitalanlagegesellschaft. Um die Kunden auch im Auslandsgeschäft unterstützen zu können, wurden Repräsentanzen in Sydney, London, Mailand, Vicenza, Madrid und Brüssel gegründet.

Fusionen und Tochterbanken

1993 erfolgte die Auslagerung des Bankgeschäftes in eine Aktiengesellschaft, die alte Sparkasse blieb als Verwalterin der Aktien erhalten. Als die Übernahme der GiroCredit Bank AG 1994 fehlschlug, wandte sich die Sparkasse mit Erfolg der Übernahme von Landes- und Stadtsparkassen zu, um sich im europäischen Wettbewerb besser behaupten zu können. Bis 1997 bemühte sich die Erste österreichische Spar-Casse (mit einem Konsortium) vergeblich um den Kauf der Bundesanteile der Creditanstalt-Bankverein (CA-BV. Nach deren Erwerb durch die Bank Austria übernahm sie am 19. März 1997 von der Bank Austria die Mehrheit (56%) an der GiroCredit und fusionierte unter Generaldirektor Andreas Treichl die beiden Banken zur Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen.

Die Erste Bank erwarb die Landeshauptstadtsparkassen in Salzburg und Innsbruck, die aber nicht fusioniert wurden, gab aber ihre Bundesländerfilialen außerhalb von Niederösterreich und dem Burgenland im Tausch gegen Aktien an die regionalen Sparkassen zurück. Die österreichische Sparkassengruppe wurde ab 2001 in einem Haftungsverbund zusammengeschlossen, der eine gemeinsame Arbeitsteilung, Einlagensicherung und Risikopolitik sowie einen gemeinsamen Marktauftritt zum Ziel hat.[7] Seither tritt die Erste Bank in der Werbung meist unter der Marke "Erste Bank und Sparkassen" auf. Nur so war es möglich, dass die Sparkassengruppe die Wirtschaftskrise 2008 ohne allzu große Probleme überstehen konnte.

Ab 2000 konnte die Erste Bank Tochterbanken in Ost- und Südosteuropa erwerben. So wurden sie Mehrheitseigentümer an der Česká spořitelna (Tschechische Republik), der Slovenská sporiteľňa (Slowakei) und der Banca Comercială Română (Rumänien). Für ihre Tochterunternehmen wurde 2008 die Erste Group Bank AG als Holding gegründet, die (Stand 2016) mit 46.600 MitarbeiterInnen fast 16 Millionen Kunden in mehr als 2.700 Filialen in sieben Ländern betreut. Die Erste Group ist die zweitgrößte österreichische Bankengruppe.

Corporate Social Responsibility, die soziale Verantwortung des Unternehmens, spielt für sie seit der Gründung eine große Rolle. Im neuen Jahrhundert wurden unter anderem die DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung und die Zweite Sparkasse gegründet. Die ERSTE Stiftung ist die direkte Rechtsnachfolgerin der Ersten österreichischen Sparkasse von 1819, ist als Privatstiftung zu gemeinnützigem Handeln verpflichtet und hat zugleich eine besondere Rolle als Hauptaktionär der Erste Group. Die Zweite Sparkasse unterstützt Menschen, die in schwierige finanzielle Situationen geraten sind.[8]

Seit 2008 fungiert die Erste Group Bank AG als Holding für die Erste Bank und die Tochterunternehmen im In- und Ausland. 2015 übersiedelten die Erste Group und die Erste Bank vom historischen Sitz am Graben 21 in den Erste Campus mit der Adresse 10., Am Belvedere 1, dem ehemaligen Standort des Aufnahmsgebäudes des Südbahnhofs, wo es auch ein Archiv als Nachfolgeinstitution des Sparkassenmuseums gibt.

Graben 21 2005
Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG (2019)

Quellen

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990 , S. 65, S. 140
  • Festschrift: 150 Jahre Erste Österreicheichische Spar-Casse, Wien am Graben 21. Wien 1969
  • Hauptverband der Österreich Sparkassen [Hg.]: 150 Jahre Sparkassen in Österreich. Bd. 1-2, Wien 1970
  • Wilhelm Helgert, Caecilia Roithner, Rudolf Tschögl: Vom Humanitätsinstitut zum europäischen Finanzdienstleister – Die Geschichte der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen. In. Österreichischer Sparkassenverband (Hg.): Die Sparkassen – Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft, Wien 2004, S. 40-68.
  • Katalog: 175 Jahre Die Erste. Ein Stück Österreich Geschichte. Wien 1994
  • Alfred Paleczny, Aspekte der Wiener Sparkultur. Bemerkungen zum 60. Weltspartag der 2. Republik, in: Wiener Geschichtsblätter 68 (2013), S. 87-96.
  • Reichsverband deutscher Sparkassen in Österreich, Die Sparkassen Österreichs. Wien 1930, S. 3-9
  • Walther Schmidt: Das Sparkassenwesen in Österreich. Wien 1930
  • Friedrich Thausing: 100 Jahre Sparkasse. Wien 1919

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Friedrich Thausing: 100 Jahre Sparkasse. Wien 1919, S. 18-23.
  2. Festschrift: 150 Jahre Erste Österreicheichische Spar-Casse, Wien am Graben 21. 1969, S. 119
  3. Hauptverband der Österreich Sparkassen [Hg.]: 150 Jahre Sparkassen in Österreich. Bd. 2, 1970, S. 878-902.
  4. Bis zum Sparkassengesetz 1979 durfte die Erste Bank wie alle Sparkassen nur jene Geschäfte ausüben, die ihr/ihnen) von der Aufsichtsbehörde, dem Bundemsinisterium für Inneres bzw. für Finanzen erlaubt war.
  5. Alfred Paleczny, Aspekte der Wiener Sparkultur. Bemerkungen zum 60. Weltspartag der 2. Republik, in: Wiener Geschichtsblätter 68 (2013), S. 87-96.
  6. Wilhelm Helgert, Caecilia Roithner, Rudolf Tschögl: Vom Humanitätsinstitut zum europäischen Finanzdienstleister – Die Geschichte der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen. In. Österreichischer Sparkassenverband (Hg.): Die Sparkassen – Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft, S. 61 ff.
  7. Wilhelm Helgert, Caecilia Roithner, Rudolf Tschögl: Vom Humanitätsinstitut zum europäischen Finanzdienstleister – Die Geschichte der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen. In: Österreichischer Sparkassenverband (Hg.): Die Sparkassen – Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft, S. 56 f.
  8. www.erstegroup.com