Franz Leibenfrost (Politiker)
Franz Leibenfrost, * 9. April 1899 Wien, † 7. Dezember 1984 Wien, Geschäftsführer, kaufmännischer Angestellter, Politiker.
Biografie
Franz Leibenfrost wurde am 9. April 1899 als Sohn eines Kaufmannes und Gutsbesitzers in Wien geboren. Er war verheiratet. Er belegte einen Abiturientenkurs an der Handelsakademie Linz und studierte danach Maschinenbau an der Technischen Hochschule Wien (Dipl.-Ing.). Er war als Direktor der Handels-Actien-Gesellschaft (HAG) sowie als Geschäftsführer und Gesellschafter der Butonia Knopffabrik GmbH. (familiäre Firmengründungen) tätig. Nach 1945 wurde die Firma HAG unter öffentliche Verwaltung gestellt und Leibenfrost entlassen. In weiterer Folge war er als kaufmännischer Angestellter tätig (ab Jänner 1951 wieder in Wien gemeldet).
Leibenfrost erhielt vor 1938 finanzielle Unterstützung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), bei der er ab dem 1. April 1932 Mitglied war. Des Weiteren war er Mitglied der SA und ab dem 1. Februar 1938 Mitglied der SS.
Vom 11. Mai 1939 bis zum 16. März 1945 war er Ratsherr.
Leibenfrost nahm am Ersten und Zweiten Weltkrieg teil: Vom 1. August 1939 bis zum 4. November 1939 und von Juni 1940 bis Juli 1941 war er in Jugoslawien stationiert, von September 1944 bis 1945 in Griechenland.
Er wurde am 16. August 1945 verhaftet und im Lager Glasenbach (Camp Marcus W. Orr) interniert. Das Volksgericht Wien sprach ihn von der Anklage wegen Paragrafen 8, 10 und 11 Verbotsgesetz frei, das Volksgericht Linz am 23. Februar 1950 (Vg 8 Vr 5959/1947). Das Urteil wurde am 28. Oktober 1950 durch Obersten Gerichtshof aufgehoben. Wiederaufgenommen durch das Volksgericht Innsbruck (Vg 10 Vr 2444/1950) wurde das Verfahren jedoch am 10. April 1952 aufgrund einer Ausnahmebewilligung des Bundespräsidenten vom 16. Oktober 1951 (Artikel III Verbotsgesetz 1947) eingestellt. Laut Registrierung galt er zunächst als belastet, korrigiert in minderbelastet (Bescheid Salzburger Landesregierung vom 16. April 1948; korrigiert belastet, Bundesministerium für Inneres Beschwerdekommission Zl. 1221/1949, 24. Jänner 1951).
Siehe auch: Ratsherren (NS-Zeit) (mit Auflistung aller Ratsherren)
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Ratsherren, A1: Personalstandsbogen Franz Leibenfrost, ohne Datum
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gauakten, A1: 88.834, 221.403
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bundespolizeidirektion Wien: Historische Meldeunterlagen
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Datenbank Volksgerichtsakten (Forschungsstelle Nachkriegsjustiz): Akt 10.669
- Österreichisches Staatsarchiv - Archiv der Republik, Bundesministerium für Inneres, Gauakten: 55.255
- Österreichisches Staatsarchiv - Archiv der Republik, Bundesministerium für Inneres, Beschwerdekommission: Zl. 1221/1949
- Österreichisches Staatsarchiv - Archiv der Republik, Bundesministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung: Zl. 72.043- 17b/69
- Bundesarchiv Berlin (ehemals Berlin Document Center), SS-Führer Personalakten
- Stadtarchiv Salzburg, 01-203 Registrierungsakt Leibenfrost
- Oberösterreichisches Landesarchiv, Landesgericht Linz: 3 St 5784/1947, Vg 8 Vr 5959/1947
- Compass. Finanzielles Jahrbuch. Wien 1926, 1937
- Compass. Industrie und Handel. Wien 1938
- Compass. Personenverzeichnis (Verwaltungsräte und Direktoren). Wien 1942
- Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Handels- und Gewerbeadressbuch. Branchen-Teil. Wien 1961
Literatur
- Maren Seliger: Scheinparlamentarismus im Führerstaat. "Gemeindevertretung" im Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Funktionen und politische Profile Wiener Räte und Ratsherren 1934–1945 im Vergleich. Wien [u.a.]: Lit-Verlag 2010, S. 842 f.