Türkenbefreiungsdenkmal
Türkenbefreiungsdenkmal, ehemals (1., Stephansdom, südliches Querschiff, Westmauer), errichtet zur Erinnerung an die Befreiung Wiens von der zweiten Türkenbelagerung (1683).
Neben vom Gemeinderat am 12. April 1883 gesetzten Aktivitäten (Medaille, Festschrift, Gemälde) initiierte Rudolf vom Eitelberger das Türkenbefreiungsdenkmal; den Standort im Dom wählte man (mit Zustimmung von Erzbischof Ganglbauer), weil ein Denkmal im Freien die nationalen Gegensätze (Deutsche gegen den Polen Jan Sobieski und den Tschechen Kaspar Zdenko Graf Kapliř) angefacht hätte. Nach der Ausschreibung vom 22. April 1882 (elf Entwürfe) fiel die Entscheidung der Jury zugunsten von Edmund Hellmer.
Die Kosten (circa 80.000 Gulden) wurden größtenteils durch Spenden aufgebracht (auch vom Papst). 1889 wurde in Hellmers Prateratelier ein Modell aufgestellt. Die Enthüllung im Dom fand am 13. September 1894 statt.
Das Türkenbefreiungsdenkmal zeigte zuoberst die Muttergottes zwischen Papst Innozenz XI. und Leopold I., in der Zone darunter Herzog Karl von Lothringen, Kurfürst Johann Georg von Sachsen. Kurfürst Max Emanuel von Bayern und König Jan Sobieski, im Hauptfeld des Türkenbefreiungsdenkmals war Ernst Rüdiger Graf Starhemberg zu Pferde, umgeben von Wiener Bürgern, zu sehen, in der untersten Zone standen Bischof Leopold Graf Kollonitsch und Bürgermeister Johann Andreas von Liebenberg. Die Hauptinschrift lautete „Gloria Victoribus" (Ruhm den Siegern). Nicht dargestellt war Kapliř, obwohl er als Vorsand des vom Kaiser eingesetzten „Deputiertenkollegiums" 1683 die oberste Gewalt in der belagerten Stadt ausgeübt hatte; das fanatisch deutschnationale Bürgertum war nicht gewillt, dem Tschechen die ihm gebührende Ehrung zukommen zu lassen. Beim Einsturz des Querhausgewölbes im Zuge einesd Brandes am 12. April 1945 wurde das Türkenbefreiungdenkmal größtenteils zerstört. Erhalten blieben die drei obersten Figuren (Muttergottes, Kaiser, Papst), die man 1947 wieder anbrachte (Reste anderer Figuren in den "Katakomben"); beigegeben wurden eine lateinische Inschrift (verfasst von Franz Jachym) und eine deutsche Inschrift (verfasst von Paula von Preradovic).
Literatur
- Anselm Weißenhofer: Zur Geschichte des Türkenbefreiungsdenkmals im Stephansdom in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 11 (1956), S. 73 ff. (Abbildungen zwischen 84 und 85)
- Viktor Flieder / Franz Loidl: Stephansdom - Zerstörung und Wiederaufbau. Chronik und Dokumentation. Wien: Dom-Verlag 1967, S. 38, 130