Taschnerhaus
Taschnerhaus (1, Hoher Markt 11, Teil, Konskriptionsnummer 526).
Das Haus war ein einstöckiges Gebäude an der Ecke Lichtensteg-Kochgassel (Verlängerung der späteren Rotgasse) und diente vermutlich den Taschnern (lederverarbeitendes Gewerbe) als Zunfthaus. Diese Annahme lässt sich jedoch nicht beweisen und die Gegendbezeichnung "Unter den Taschnern" belegt nur, das Taschner hier ansässig waren und ihr Gewerbe ausübten. Außerdem war für die Gegend auch die Bezeichnung "Unter den Messerern" (Messerschmiede) gebräuchlich, die sich sogar schon ab 1279 und damit mehr als hundert Jahre früher belegen lässt.
Der älteste urkundliche Beleg für dieses Haus stammt aus dem Jahr 1350. 1418 kaufte der Taschner Andre Perger "das Taschenhaus vnder den Messerern", das er 1392 "mitsambt dem höflein und den 6 chremen [Verkaufsläden], die dazu gehörent“ an den Bürgermeister Michael Geukramer weiterverkaufte. Sollte das Haus als Zunfthaus der Taschner gedient haben, wäre für die Zeit von 1392 bis 1429 ein Sondervertrag notwendig gewesen. 1429 verkauften es Bürgermeister und Rat der Stadt an Regina, Witwe des Hartmann Epishauser, 1446 erscheint es als Eigentum der Erben des Bürgermeisters Konrad Hölzler des Älteren, zu dessen Lebzeiten der bekannte Wappenengel am Haus angebracht worden war. Diese Skulptur wurde an der abgeschrägten Ecke des Alten Rathauses in der Wipplingerstraße angebracht. 1841 wurde das Taschenhaus von der Gemeinde angekauft und 1842 zur Vergrößerung der Straßenfläche des Lichtenstegs abgebrochen.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Taschner
- sechs Verkaufsläden
Literatur
- J. Schlager: Das alte Taschnerhaus mit seinem Steinbilde. In: Wiener Zeitung. 10.05.1842, 11.05.1842;
- J. Schlager.: Altertum Überlieferungen von Wien. 1844, S. 151 ff.
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 565 f.
- Auguste Groner: So war mein Wien. 1925, S. 62 f.
- Richard Perger: Der Hohe Markt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1970 (Wiener Geschichtsbücher, 3), S. 124 ff.
- Hanns Jäger-Sunstenau: Nochmals: Die Wappenengel Wiens. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 28 (1973), S. 87
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 434
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 2. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 497-502