Teresa Feodorowna Ries

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Ries, Teresa Feodorowna
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Ries, Theresa; Rieß, Theresa Feodorowna; Löwitova, Therese; Löwitowa, Theresa
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  50518
GNDGemeindsame Normdatei 122716221
Wikidata Q24718637
GeburtsdatumDatum der Geburt 30. Jänner 1866
GeburtsortOrt der Geburt Budapest 4008684-7
SterbedatumSterbedatum 1956
SterbeortSterbeort Lugano 4099915-4
BerufBeruf Bildhauerin, Malerin, Schriftstellerin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  VSKW
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Recherche
Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
  • 6., Köstlergasse 10 (Wohnadresse)
  • 5., Laurenzgasse 3 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenmitgliedschaft der Akademie der bildenden Künste Wien (Verleihung: 2023)


Teresa Feodorowna Ries, * 30. Jänner 1866 Budapest, † 16. Juli 1956 Lugano, Bildhauerin, Malerin.

Biografie

Teresa Feodorowna Ries stammte aus einer wohlhabenden, jüdischen Familie in Budapest und übersiedelte als Kind nach Moskau. Sie war eine der bekanntesten Bildhauerinnen der Jahrhundertwende und fertigte zahlreiche Plastiken aus Stein, Marmor, Gips und Bronze an.

Sie besuchte ein adeliges Mädchenpensionat und wurde anschließend mit 16 Jahren in die Moskauer Kunstakademie aufgenommen, wo sie Malerei und Plastik studierte. Die Aufnahme in die Malereiklasse für Fortgeschrittene erschummelte sie sich als Anfängerin allerdings, indem sie die Werke eines anderen Künstlers als die eigenen präsentierte. Schon während ihrer Studienzeit wurde sie mit Preisen für ihre Werke ausgezeichnet, aufgrund disziplinärer Gründe später aber aus der Akademie ausgeschlossen. 1894 emigrierte sie nach Wien, um dort Bildhauerei zu studieren. Da sie als Frau nicht an der Akademie der bildenden Künste aufgenommen wurde, bemühte sie sich um einen Privatlehrer und studierte schlussendlich bei Edmund Hellmer.

1896 gelang ihr der Durchbruch als Künstlerin. Sie stellte im Künstlerhaus ihre Skulptur "Hexe bei der Toilette für die Walpurgisnacht" aus. Die Marmorskulptur zeigt eine nackte Frau, die sich neben ihrem Besen sitzend die Zehennägel schneidet. Zwar führte die nackte und selbstbewusste Darstellung einer Frau als Hexe zu heftiger Kritik - zum einen deshalb, weil die Bildhauerei von Männern dominiert war und zum anderen, weil die Skulptur im starken Gegensatz zu dem damaligen Klischee des lieblichen Mädchens stand und eine extreme Tabuverletzung darstellte. Gleichzeitig erfuhr sie aber mit ihrer Kunst, die so gar nicht den Normen der Zeit entsprach, sehr viel positive Kritik, unter anderem Kaiser Franz Joseph I. zeigte seine Bewunderung für die Skulptur und die Künstlerin. Auch andere namhafte Persönlichkeiten wie Gustav Klimt, Stefan Zweig oder Theodor Herzl honorierten öffentlich ihre Kunst. Auf Veranlassung Klimts stellte sie ihre Skulpturen auch in der Wiener Secession aus. Außerdem wurde sie zur Weltausstellung in Paris 1900 und zur Weltausstellung in Turin 1911 eingeladen. In Paris wurde sie für die im Wiener Kongresspark aufgestellte Skulpturengruppe "Die Unbesiegbaren" geehrt. Besonders beachtenswert sind ihre Bekanntheit und ihre Erfolge insofern, als dass die misogyne Haltung um die Jahrhundertwende Kunst von Frauen wenig wertschätzte und Frauen somit meist der Erfolg in der Kunstwelt verschlossen blieb.

1906 wurde ihr ein Atelier im Palais Liechtenstein zur Verfügung gestellt, wo sie in den folgenden Jahren ihre Werke schuf und unter anderem Portraits von oft adeligen Persönlichkeiten anfertigte. Teresa Ries gehörte ab dem Vereinsjahr 1899/1900 dem "Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen" an. Zudem war sie Gründungsmitglied der Künstlerinnengruppe "Acht Künstlerinnen", die eine selbstorganisierte Plattform für Künstlerinnen darstellte und bis 1912 regelmäßig Ausstellungen im Salon Pisko organisierte.

Nach dem Ersten Weltkrieg konnte sie nicht mehr an ihre großen Erfolge anschließen, auch da die Aufträge aus den Adelskreisen ausblieben. Trotzdem war sie weiterhin eine respektierte und bekannte Künstlerin, die von ihrer Kunst leben konnte und mit ihrem Atelier auch einen wichtigen kulturellen Treffpunkt Wiens bot. 1938 wurde das Atelier allerdings von der SS übernommen, ein Berufsverbot über Ries verhängt und ein Großteil ihrer Werke zerstört oder in Beschlag genommen. Teresa Ries emigrierte im August 1941 in die Schweiz, wo sie 1956 in Lugano verstarb.

Posthum wurde ihr 2023 die Ehrenmitgliedschaft der Akademie der bildenden Künste Wien zuerkannt.

Quellen

Literatur


Teresa Feodorowna Ries im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.