Smaragda Eger Berg
Smaragda Eger-Berg, * 11. September 1886 Wien, † 14. Dezember 1954 Wien, Pianistin, Korrepetitorin, Klavierpädagogin.
Biografie
Smaragda Berg war die Tochter von Johanna Berg und Conrad Berg und die Schwester von Alban Berg, Hermann Berg und Karl Berg. Die Familie besaß ein Buchhandel- und Exportgeschäft, welches nach dem Tod von Conrad Berg von Johanna Berg weitergeführt wurde.
Als Kind wurde Smaragda Berg von ihrer Gouvernante Ernestine Götzlik – neben Englisch und Französisch – in Klavier unterrichtet. Später erhielt sie von Olga Hueber-Mansch Klavierunterricht. Belege, dass sie ebenso von Theodor Hermann Leschetitzky unterrichtet wurde wie Erich Alban Berg in seinen Erinnerungen an Alban Berg schreibt, gibt es bisher keine. Wie die gesamte Familie Berg war auch Smaragda kulturaffin und verehrte die Werke von Richard Wagner. Allgemein von der Oper fasziniert, fasste Smaragda Berg eine Karriere als Sängerin ins Auge. Nach einem Vorsingen bei Anna Bahr-Mildenburg wurde sie 1903 Schülerin von Johannes Ress und Ivana Streim. Im April 1905 trat sie zum ersten und einzigen Mal als Sängerin auf die Bühne, vermutlich verfolgte sie aus gesundheitlichen und technischen Problemen eine professionelle Gesangskarriere nicht weiter. 1906/1907 fasste sie eine Schauspielkarriere ins Auge, die sie aber ebenfalls wieder aufgab.
1907 heiratete sie Adolf Alexander Ritter von Eger, jedoch wurde die Ehe nach acht Monaten wieder geschieden. Spätestens ab diesem Zeitpunkt verbarg sie ihre Homosexualität nicht mehr. Sie hatte mehrere Liebesaffären mit verschiedenen Frauen, teilweise auch parallel. Nicht zuletzt war sie auch an Helene Berg interessiert, was von ihrem Bruder misstrauisch beäugt wurde. Erste Schwärmereien sind auch bezüglich der Sängerinnen Marie Gutheil-Schoder und Anna Bahr-Mildenburg bekannt. Bei letzterer suchte Berg auch immer wieder Rat für ihre Gesangs- und Schauspielpläne.
Smaragda Berg war in den künstlerischen und intellektuellen Wiener Kreisen bekannt und konnte ihre Homosexualität offen ausleben. Zu ihrem Bekanntenkreis gehörten unter anderem Karl Kraus, Egon Friedell, Gustav Klimt, Max Oppenheimer und Adolf Loos. Besonders von Peter Altenberg wurde sie verehrt, beispielsweise widmete er ihr 1909 das Buch "Bilderbögen des kleinen Lebens". In dieser Zeit besuchte sie außerdem Kaffeehäuser, Varietétheater, Bars und Nachtlokale. Auch mit der Bildhauerin Teresa Feodorowna Ries, der Sängerin Helene Staegemann und den Sängerinnen und Schauspielerinnen Louise Kartousch und Erika Stiedry-Wagner pflegte Berg Kontakt.
Smaragda Bergs Leben war häufig von psychischen Krisen gezeichnet, was 1908 in einen Suizidversuch mündete.
1910 ging die Musikerin eine längere Beziehung mit der Nachtlokaltänzerin Anita Suñen ein und erklärte sie in ihrem selbstverfassten Testament, das sie ihrer Mutter bei einem Aufenthalt in Paris schickte, als Erbin. Berg und Suñen trennten sich jedoch wenig später.
1911/1912 lebte Berg für kurze Zeit in München bis sie 1912 gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin May Keller nach Berlin zog. Dort arbeitete sie als Korrepetitorin und war mit Arnold Schönberg und dessen Kreisen im Austausch. Zu ihren bekanntesten Schülerinnen zählten dabei Lula Mysz-Gmeiner und Frida Leider. 1919 übersiedelten Smaragda Berg und May Keller zurück nach Wien und kauften ein Haus in Küb am Semmering. In den 1920er Jahren gingen die beiden vermehrt auf Reisen, teils auch mit dem Auto. Trotz mehrerer Affären Bergs (u. a. mit ihrer Schwägerin Alice Berg) blieb ihre Beziehung mit May Keller bis 1934 bestehen. Nach der Trennung von Keller verkaufte sie das Haus in Küb.
1931 versuchte Smaragda Berg auch in Wien als Korrepetitorin Fuß zu fassen, was ihr aber kaum gelang. In finanziellen Notlagen unterstützten sie später auch ihre Brüder Alban und Charly Berg. Erst nach dem Tod Alban Bergs schaffte Smaragda Berg den beruflichen Wiedereinstieg, jedoch konnte sie sich nur schwer finanziell absichern. Als Korrepetitorin begleitete sie von 1931 bis 1937 die Diseuse Marya Delvard, woraus sich auch eine Liebesbeziehung entwickelte.
Anfang der 1940er Jahre nahmen die Aufträge Bergs als Korrepetitorin langsam zu. In dieser Zeit arbeitete sie u. a. mit Anna Bahr-Mildenburg an der damaligen Reichshochschule für Musik in Wien sowie mit einigen Schülerinnen der Sängerin zusammen. Vermutlich unterrichtete Smaragda Berg bis mindestens 1950. Vor ihrem Tod 1954 wurde die Musikerin in das Altersheim der Stadt Wien in Lainz überführt.
Quellen
Literatur
- Anna Ricke: Smaragda Eger-Berg (1886–1954). Bohemienne – Musikerin – Schwester. Bedingungen künstlerischer Emanzipation in der Wiener Moderne. Würzburg: Königshausen & Neumann 2021 (Musik – Kultur – Geschichte, 14)
- Erich Alban Berg [Hg.]: Alban Berg. Leben und Werk in Daten und Bildern. Frankfurt am Main: Insel 1976
- MUGI Online: Smaragda Eger-Berg
Smaragda Eger-Berg im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.