Tramwaykutscherstreik
Die unsozialen Arbeitsbedingungen der Kutscher der Pferdetramway (bis zu 16-stündige tägliche Arbeitszeit, geringer Lohn [6-9 Gulden pro Woche], Strafarbeit selbst bei verkehrsbedingter Verspätung und anderes), auf die der Pfarrer und spätere christlichsoziale Abgeordnete Rudolf Eichhorn bereits 1886 in seiner Schrift „Die weißen Sklaven der Wiener Tramwaygesellschaft" aufmerksam gemacht hatte, führten zu steigender Unzufriedenheit unter den Tramwaybediensteten.
Als 1889 noch schärfere Kontrollen angeordnet wurden, kam es im April 1889 zum Streik. Wohl wurde die Abschaffung der Strafarbeit zugestanden, nicht aber der danach geforderte Zwölf-Stunden-Arbeitstag. Dem fortgesetzten Streik begegnete das Unternehmen mit der Aufrechterhaltung des Betriebs unter militärischem Schutz.
Als Viktor Adler täglich in der „Gleichheit" über den Streik berichtete, wurde das Blatt verboten und Adler „wegen Schmähung und Verspottung der Behörden" zu vier Monaten Arrest verurteilt. Erst als sich unter dem Druck der Öffentlichkeit auch der Gemeinderat mit dem Problem beschäftigte und der Tramway-Gesellschaft mit Vertragsauflösung drohte, gab diese den Forderungen nach.
Literatur
- Sándor Békési: Zwischen Freiheit und Zwang. Urbane Mobilität und verkehr als gesellschaftliche Praxis. In: Andreas Weigl / Peter Eigner [Hg.]: Sozialgeschichte Wiens 1740-2020. Transformationen des Raums, Inklusion und Exklusion, Außensichten und Mobilität. Wien: Studienverlag 2022 (Geschichte der Stadt Wien 9), S. 355-441, hier S. 373-375