Wiener Hexenprozess
Im Gegensatz zu anderen Teilen des heutigen Österreich fanden in Wien nur wenige Hexenprozesse statt und nur einer endete mit der Verbrennung der vorgeblichen "Hexe". Er betraf die auch Elsa genannte, 1513 in Pielamund geborene Elisabeth Plainacher, geborene Holtzgassner, die am 27. September 1583 als Hexe auf der Gänseweide verbrannt wurde.
Elsa war in erster Ehe mit einem Müller, nach dessen Tod in zweiter Ehe mit dem Kleinhäusler Plainacher aus Rammersdorf verheiratet. Aus der ersten Ehe stammte die Tochter Margareth, die ihrerseits den Bauern Georg Schlutterbauer aus Strannersdorf heiratete. Die einzige überlebende Tochter aus dieser Ehe war Anna. Anna wurde nach dem Tod ihrer Mutter zu ihrer Großmutter, Elsa, in Obsorge gegeben. Anna litt - seit sie als 10-jährige ein halbes Jahr am Hof ihres Vaters, eines Trinkers, verbracht hatte - an epileptischen Anfällen. Im Volksglauben war sie damit ein Kind des Teufels. In St. Pölten und Mariazell wurde versucht, das Kind mittels Exorzismen zu "heilen".
Da Georg Schlutterbauer den Hof von Elsa Plainacher an sich bringen wollte, bezichtigte er sie als Hexe. Einige rachsüchtige Frauen ihres Dorfes bestätigten seine Vorwürfe. Sie verfüge über geheimes Kräuterwissen und habe das Mädchen verzaubert. Da Plainacher zum Protestantismus übergetreten war, sollte an ihr ein Exempel statuiert werden. Auf Betreiben des Wiener Bischofs Johann Caspar Neubeck (siehe auch: Neubeckgasse) wurde ein Hexenprozess gegen sie eröffnet[1], obwohl der Wiener Stadtrichter Oswald Hüttendorfer sie mit 70 Jahren für alt und schwachsinnig hielt, und dafür plädierte, sie in das Wiener Bürgerspital zu überstellen.
Neubeck, hinter ihm Kardinal Melchior Khlesl und der Jesuitenpater Georg Scherer, traten aber für ihre Verurteilung auf Basis eines unter der Folter erzwungenen "Geständnisses" ein. Auch ein Gnadengesuch Hüttendorfers bei Kaiser Rudolf II. blieb erfolglos. Am 27. September 1583 wurde sie auf der Gänseweide als Hexe verbrannt. Ihre Enkelin Anna wurde in das Kloster St. Laurenz verbracht. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.[2]
In den Jahren 1601 und 1603 fanden zwei weitere Hexenprozesse in Wien statt, die durch Selbstmord einer Angeklagten und durch den Tod während der Folter der anderen Angeklagten endeten.[3]
s.a.: Elsa-Plainacher-Gasse; Neubeckgasse
Literatur
- Isabella Ackerl: Als die Scheiterhaufen brannten. Hexenverfolgungen in Österreich. Wien: Amalthea Signum Verlag 2001.
- Peter Obermayer: Der Wiener Hexenprozess des Jahres 1583. Dissertation, Universität Wien 1963.