Johann Caspar Neubeck
Johann Caspar Neubeck (Neuböck), * um 1547 Freiburg/Breisgau, † 18. August 1594 Wien (Grabstätte Stephansdom), 1574-1594 Bischof von Wien
Biografie
Werdegang
Neubeck wurde um 1547 in Freiburg im Breisgau geboren. Nach dem Besuch der Stadtschule absolvierte er ein Studium an der Universität, das er 1563 mit dem Magisterium abschloss.
Am 25. November 1564 empfing er die Tonsur und die vier niederen Weihen. Am 21. April 1565 wurde Neubeck zum Priester geweiht. Von 1565 bis 1570 studierte er Theologie in Freiburg (Dr. theol. 1570), währenddessen arbeitete er als Spitalsseelsorger. Noch vor seiner Promotion zum Doktor der Theologie wurde er 1569 zum Ordinarius ernannt, der Beginn einer Universitätskarriere in Freiburg, die ihn schließlich auch in die Position eines Dekans und eines Rektors führte. Der Bischof von Freiburg trug ihm sowohl das Amt der Leitung der Spitalspfarre als auch ab 1569 das eines Predigers am Freiburger Münster an.
Erzherzog Ferdinand II. von Tirol lernte Neubeck bei seinem Besuch in Freiburg kennen und empfahl ihn aufgrund seiner Begabung beim Predigen dem Wiener Hof. Kaiser Maximilian II. bestellte ihn 1574 zum Hofprediger und nominierte ihn noch im selben Jahr zum Bischof von Wien.
Bischof von Wien
Am 15. Oktober 1574 wurde Neubeck zum Bischof von Wien ernannt, die offizielle Verleihung des Bischofsamtes erfolgte durch Papst Gregor XIII. am 4. Februar 1575, die Bischofsweihe empfing er durch Stephan Fejerkövy, den Bischof von Veszprém, am 5. Juni 1575.
Während seines Bischofsamtes war Neubeck mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert: der Baufälligkeit des Bischofshofs, der desolaten Finanzlage, den Kompetenzstreitigkeiten mit dem von Maximilian II. eingesetzten Klosterrat und anderen weltlichen Behörden, dem Priestermangel und den unklaren Verhältnissen der Benefizien.
Nach dem Tod Maximilians II. stieß Neubeck immer wieder auf den Widerstand selbst von Regierungsstellen, die ihm beispielsweise 1588 verwehrten, den zum Regierungsantritt Papst Sixtus' V. ausgeschriebenen Jubiläumsablass drucken und anschlagen zu lassen. Zur Behebung des Priestermangels dachte er an die Stiftung eines Seminars, doch kam der Plan infolge mangelnder finanzieller Mittel nicht in der von ihm gewünschten Form zur Ausführung. Sein Wahlspruch war Crux Christi gloria nostra (Das Kreuz Christi, unser Ruhm).
Gegenreformatorische Maßnahmen
Bischof Neubeck stand am Beginn intensiver gegenreformatorischer Maßnahmen, die im Wiener Bistum ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert zur Sicherung der katholischen Konfession und der Institution der katholischen Kirche, insbesondere unter Kaiser Rudolf II. (Regierungszeit 1576-1612) unternommen wurden.
Durch unterschiedliche Maßnahmen suchte das katholische Zentrum rund um Bischof Neubeck und den Landesherrn Rudolf II. gegen die Wiener Protestanten vorzugehen: Ab 1577 wurden lutherische Gottesdienste in Bürgerhäusern verboten und protestantische Predigten im Rathaus sukzessive untersagt. Prädikanten wurden aus der Stadt verwiesen, ebenso wurde es dem Volk untersagt, außerhalb der Stadt (vor allem in Hernals und Inzersdorf) Predigten zu halten oder zu hören. Der Rektor der Universität Wien wurde abgesetzt, da er nicht am öffentlichen kirchlichen Leben teilnahm. Ebenso ließ er die Buchläden im Niederösterreichischen Landhaus auf mögliche verbotene protestantische Lektüre hin durchsuchen.
Die enge Verbindung zwischen dem kirchlichen und dem weltlichen Oberhaupt in Wien manifestierte sich in der Ernennung Neubecks zum Rat Rudolfs II. (am 4. Februar 1583).
Seelsorgerische Maßnahmen
Johann Kaspar Neubeck führte umfangreiche bischöfliche Visitationen (1582) durch mit dem Ziel, einen Überblick über die finanzielle und seelsorgerische Situation der zur Wiener Diözese gehörigen Pfarren zu erlangen. Als Folge der Visitationen wurden eine Übersicht über die Benefizien und eine Verordnung an den Klerus erstellt und im Jahr 1584 auch neue Statuten für die bischöfliche Kurie erlassen. Neubeck trug außerdem Sorge für eine geordnete Protokollführung in der Diözesanverwaltung und ließ erstmals Weihe- und Kopialbücher anlegen. Aus seiner Regentschaft stammt auch die älteste erhaltene Stolordnung (1575), eine Systematisierung des Reliquienschatzes von St. Stephan und eine Ordnung der Liturgie.
Ebenfalls im Jahr 1582 konsekrierte Neubeck die neu geschaffene Stanislaus-Kostka-Kapelle.
Um einen Grundstock für eine bessere Ausbildung des Klerus zu legen, stiftete Papst Gregor XIII. während Neubecks Amtszeit ein Priesterseminar für 25 Alumnen und gab es den Jesuiten zur Betreuung.
Unter Johann Kaspar Neubeck wurde das Königinkloster für die Clarissen in der Dorotheergasse errichtet und die Franziskaner konnten in das ehemalige Büßerinnenkloster zu St. Hieronymus übersiedeln.
Die Wiederbelebung der Fronleichnamsbruderschaft und der Wallfahrt nach Mariazell (ab 1583) waren ebenfalls Maßnahmen zur angestrebten Rekatholisierung.
Wiener Hexenprozess
Auf Neubecks Betreiben wurde der Wiener Hexenprozess gegen Elisabeth Plainacher eröffnet, der als einziger in der Geschichte Wiens mit einer Verbrennung endete.
Tod
Bischof Neubeck starb am 18. August 1594.
Siehe auch: Gegenreformation, Melchior Khlesl, Klosteroffensive, Neubeckgasse
Quellen
Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten.
Literatur
- Joseph Kopallik: Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien. Band 1: Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klöster Wiens. Wien 1890, Nr. 1-200 (1574-1593)
- Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien: Herold 1983, S. 60-61, Register
- Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 44-45
- Ernst Tomek: Humanismus, Reformation, Gegenreformation. Innsbruck, Wien: Tyrolia 1949 (Kirchengeschichte Österreichs, 2), S. 390-393
- Johann Weißensteiner: Johann Kaspar Neubeck. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon, Band 2: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Erwin Gatz. Berlin: Duncker & Humblot 1983, S. 499-500
- Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 214