Wollzeile 16
48° 12' 30.03" N, 16° 22' 33.84" E zur Karte im Wien Kulturgut
1, Wollzeile 16 (Konskriptionsnummer 861), Schulerstraße 11; Eslarnstift, Eselohrenstift, Dr. Hollerisches Haus, Zum weissen Wolfen, Zum weissen Wasen.
Vorgängerbauten
Am 4. Februar 1376 wird erstmals ein Haus auf diesem Grundstück urkundlich erwähnt. Kurz darauf, am 4. Oktober 1376, wurde es von Hermann Eslarn gekauft, der es einer nicht näher bezeichneten Stiftung widmete, die rund 250 Jahre bestehen blieb. 1496 reichte die Stiftung gegen den Besitzer des Nachbarhauses Stadt 860 (Wollzeile 18) eine Beschwerde ein und bat um eine kommissionelle Beschau, da dieser in seinem Haus ein Fenster ausbrechen lassen wolle, durch das man in das Stiftungshaus sehen beziehungsweise hineingelangen könne. Außerdem habe das Nachbargebäude keine Dachrinne, wodurch Regen- und Schneewasser in den Hof des Stiftshauses flössen, das dadurch merklich Schaden genommen habe. Der Beschwerde wurde stattgegeben und dem Nachbarn und seinen Nachkommen "für alle Zeiten" verboten, in seinem Dach ein Fenster zum Stiftshaus auszubrechen. Außerdem wurden diese verpflichtet, eine Regenrinne anbringen zu lassen.
Im Jahr 1566 wird das damals einstöckige Haus als "Eselohrenstift" (Verdrehung des Namens Eslarnstift) bezeichnet. Da die Benefiziaten der Stiftung sich zu wenig um die Erhaltung des Gebäudes kümmerten, wurde es baufällig und war "bis auf den Grund in Abödung gekommen." Daher erlaubte der Stadtrat im Jahr 1618 der Stiftung, es zu verkaufen.
Laut der Häuserchronik von Karl August Schimmer wurde das Haus im Jahr 1700 "Dr. Hollerisches Haus". Diese Bezeichnung geht wohl auf den Gatten einer Besitzerin (Rosina Weitgenandt, verehelichte Holler) zurück, dem das Haus selber aber nie gehört hatte. Im Häuserkataster von 1862 trägt das Haus den Namen "Zum weissen Wolfen", in denen der Jahre 1869 und 1875 jedoch "Zum weissen Wasen".
Neubau 1882/1883
In den Jahren 1882/1883 wurde das heutige Haus auf einer Grundfläche von 377 Quadratmetern nach Plänen von Emil von Förster errichtet, der im selben Jahr auch das Nachbarhaus Wollzeile 14 plante. Am 1. Juli 1912 kaufte es die "Annoncenexpedition M. Dukes Nachfolger Max Augenfeld & Emmerich Lessner Aktiengesellschaft", am 29. August 1934 die "Österreichische Realitätengesellschaft" und im Dezember 1936 die "Österreichische Anzeigen Aktiengesellschaft". Am 20. Juni 1939 erwarb es die "Ala Anzeigengesellschaft mit beschränkter Haftung", die es renovieren und derart umgestalten ließ, dass es fast einem Neubau gleichkam. An das Unternehmen angegliedert und ebenfalls in diesem Gebäude untergebracht war auch der Verlag "August Scherls Nachfolger", der "Lehmanns Wohnungsanzeiger" herausgab, ein Wiener Adressbuch, das nach seinem Begründer benannt war und zwischen 1858 und 1942 existierte.
Kriegsschäden
Im Zweiten Weltkrieg blieb das Gebäude bis April 1945 unbeschädigt. Als jedoch am 8. April 1945 ein russischer Bombenteppich über die Umgebung gelegt wurde, erlitt es zwei schwere Bombentreffer. Eine Bombe durchschlug das ganze Stiegenhaus, das daraufhin zusammenstürzte und fünf Frauen und einen Hund unter sich begrub, die auf dem Weg in den Luftschutzbunker waren. Die zweite Bombe schlug schief auf Höhe des zweiten Stockwerks in den an der Schulerstraße liegenden Trakt des Hauses ein, wodurch die unteren Geschoße ebenfalls einstürzten.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Ala Anzeigengesellschaft mit beschränkter Haftung
- Verlag August Scherls Nachfolger
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 3. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 533-536