Zentralregistrierung der Opfer des Naziterrors in Österreich
48° 12' 39.02" N, 16° 21' 26.27" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die Zentralregistrierung der Opfer des Naziterrors in Österreich (1., Rathausplatz 1) diente dazu alle von den Nationalsozialisten verfolgten Gruppen zu erfassen, um ihnen in weiterer Folge Unterstützungsleistungen zukommen zu lassen. Zu diesem Zweck wurde im Magistrat der Stadt Wien eine von Mai 1945 bis März 1946 tätige Registrierungsstelle eingerichtet.
NS-Opfergruppen
Zu den zu erfassenden Opfergruppen zählten neben ehemaligen KZ-Inhaftierten auch Insassen von Strafanstalten und Zuchthäusern sowie zurückkehrende Emigrierte. Nach dem Stand Ende August 1945 meldeten sich 7.842 Personen, die aus politischen Gründen in Gefängnissen und Konzentrationslagern festgehalten worden waren, zudem 190 Partisanen, 1.325 rassisch Verfolgte ehemalige KZ-Häftlinge, 885 von der Gestapo gesuchte "U-Boote" und 434 Deserteure.[1]
Registrierungsstelle
Die Zentralregistrierungsstelle war der Verwaltungsgruppe X (Wohlfahrtswesen) zugeordnet, ihre Büros befanden sich im Wiener Rathaus. Der Leiter Rudolf Hönigsfeld verfügte über fünf Mitarbeiter und eine Mitarbeiterin, zu Beginn mangelte es allerdings noch an Schreibmaschinen. Bis Mitte Juni 1945 konnten über 10.000 Personen registriert werden. Die Stelle gab bis dahin 600 Fürsorgebücher und 500 Soforthilfescheine aus, 500 Gesuche wurden geprüft und weitergeleitet. Die Zentralregistrierung kooperierte mit den KZ-Komitees Buchenwald, Dachau, Ravensbrück, Mauthausen und des Zuchthauses Bernau, weiters mit der Volkssolidarität, dem Österreichischen Roten Kreuz und der Polizeidirektion. Ende März 1946 wurde die Stelle geschlossen und die Tätigkeit am 6. April 1946 eingestellt[2]. Die Stadt ging davon aus, dass die meisten zu betreuenden Personen sich bereits gemeldet hätten. Die Verantwortung für eventuell noch zu erfassende NS-Opfer ging an die Volkssolidarität über, ihre Aufgabe war es, die Vorsprechenden auf ihre Fürsorgebedürftigkeit zu prüfen und an die zuständigen Institutionen weiterzuvermitteln.
Andere Tätigkeitsfelder der Zentralregistrierung
- Anfertigung einer Liste von im Wehrkreiskommando XVII verstorbenen russischen Kriegsgefangenen (im Auftrag der sowjetische Stadtkommandantur)
- Materialsammlung für die antifaschistische Ausstellung des Kulturamts der Stadt
- Ausfindigmachen von Karteien, Mitgliedschaftsnachweisen und ähnliches mit/von ehemaligen Nationalsozialisten sowie Weitergabe an die Polizei
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Nachlass Körner, A1.4.22.35 – Bericht der Abteilung Zentralregistrierung der Opfer des Naziterrors in Österreich
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Nachlass Körner, A1.4.22 – Kurzgefasster Bericht des Wohlfahrtsamtes der Stadt Wien
- Rathauskorrespondenz vom März 1946
- Rathauskorrespondenz vom 23. April 1946
Literatur
- Magistrat der Bundeshauptstadt Wien (Hg.): Die Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien vom 1. April 1945 bis 31. Dezember 1947. Wien 1949
Referenzen
- ↑ Magistrat der Bundeshauptstadt Wien (Hg.): Die Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien vom 1. April 1945 bis 31. Dezember 1947. Wien 1949, S. 161-162.
- ↑ Rathauskorrespondenz vom 23. April 1946