Zeppelin
Zeppelin: lenkbares Starrluftschiff, Erfindung des Grafen Ferdinand von Zeppelin (1838-1917), patentiert 1895. Der erste Flug des 128 Meter langen Luftschiffs "LZ 1" erfolgte am 2. Juli 1900 über dem Bodensee.
Zeppeline in und über Wien
Die Landung von Zeppelinen in Wien und selbst der bloße Überflug zog die Wienerinnen und Wiener in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts jedes Mal massenhaft in den Bann.
Den ersten Besuch stattete das riesige Luftschiff der Stadt Wien am 9. Juni 1913 im Vorfeld der II. Internationalen Flugwoche in Aspern ab. Schon drei Jahre zuvor hätte Zeppelin nach Wien kommen sollen, musste die Reise aber in letzter Minute aufgrund technischer Probleme absagen. War die Landung 1910 noch auf der Simmeringer Haide vorgesehen gewesen, boten sich durch die Eröffnung des Flugplatzes in Aspern im Juni 1912 bessere Möglichkeiten; zudem stand das Militär als Assistenz bei der Verankerung des Ballons zur Verfügung. Das Luftschiff "Sachsen" war in der Nacht in Baden-Baden (Deutschland) gestartet und kam über das Donautal etwa um 13.45 Uhr in Wien an. In einem großen Bogen fuhr der Zeppelin über den Nussberg, Döbling, Währing, Ottakring und Rudolfsheim nach Schönbrunn, wo Kaiser Franz Joseph das Luftschiff in Augenschein nehmen konnte. Über die Bezirke Favoriten, Landstraße und Simmering nahm das Gefährt schließlich Kurs auf Aspern, wo es um 14.53 Uhr vor Anker ging, wie die Chronisten berichteten. In zahlreichen Augenzeugenberichten schildern die Zeitungen die begeisterte Stimmung unter den Wienerinnen und Wienern beim Anblick des Luftschiffs.
Am Flugfeld wurde Graf Zeppelin von zahlreichen Ehrengästen empfangen, unter anderem durch Vertreter der kaiserlichen Familie und den Wiener Bürgermeister Richard Weiskirchner. Zu Ehren des Flugpioniers wurde im Stadtratssitzungssaal (heute: Stadtsenatssitzungssaal) des Rathauses ein Empfang gegeben; der Kaiser empfing Zeppelin am nächsten Tag in Privataudienz und überreichte dem Luftschiffer das Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaften. Festredner und Zeitungskolumnisten interpretierten den Besuch im Sinne der Freundschaft und Bündnistreue zwischen der Donaumonarchie und dem Deutschen Reich. Das Luftschiff selbst war nur eine Nacht in Aspern geblieben und bereits um 3 Uhr morgens wieder in Richtung Bodensee aufgestiegen.
Nach dem Tod Zeppelins wurde Hugo Eckener (1868–1954) zur treibenden Kraft der deutschen Luftschifffahrt, insbesondere nach 1926, als Deutschland wieder Luftschiffe herstellen durfte. Da die öffentlichen Mittel für deren Bau fehlten, wurde massiv um Spenden geworben, so auch in Österreich, wo der "Österreichische Aero-Club" an die Bevölkerung appellierte, sich durch rege Spendentätigkeit als "stammesbewußter Teil des Deutschen Volkes" (siehe das Plakat "Oesterr. Eckener-Spende" [Wien 1926] in der Plakatsammlung der Wienbibliothek im Rathaus [Sign.: P-40311]) zu erweisen.
Aus dem Erlös wurde die "Graf Zeppelin" (LZ-127) gebaut, die 1928 die erste Atlantik-Überquerung unternahm und im folgenden März eine mehrtägige Reise über Europa und den Nahen Osten unternahm. Dabei sollte als Zeichen des Dankes an die österreichischen Spenden Wien überflogen werden. Groß war die Enttäuschung aber, als das Luftschiff die Stadt am 29. März 1929 um 3 Uhr nachts nur schwach beleuchtet überflog und nur für wenige Minuten schemenhaft sichtbar war. Das Flugfeld Aspern war sicherheitshalber die ganze Nacht in Betrieb gewesen. Als Entschädigung für den Nachtflug wurde am 2. Mai 1929 ein Flug über Österreich bei Tag nachgeholt. Durch das Donautal kommend wurden Wien (gegen 9:15 Uhr), Eisenstadt, Graz und am Rückweg nochmals Wien überflogen, wobei der Zeppelin überall stürmisch begrüßt wurde. Über den Flug wurde live im Radio berichtet, die Zuhörer und Zuhörerinnen erhielten laufend, auch über Lautsprecher an den wichtigsten Plätzen, Informationen über den Standort. Auf den Straßen von Wien kam der Verkehr für kurze Zeit zum Stillstand, da alle gebannt in den Himmel schauten.
Die Inszenierung des Luftschiff-Besuchs zu einem Massenspektakel durch die Massenmedien erreichte schließlich am 12. Juli 1931 anlässlich der Landung der "Graf Zeppelin" am Flugfeld Aspern ihren Höhepunkt. 300 Soldaten des Bundesheeres waren zur Sicherung des Zeppelins am Boden abkommandiert, zehntausende Zuschauerplätze zu einem, zwei, fünf und 20 Schilling eingerichtet. Schon in der Nacht hatten zahlreiche Wienerinnen und Wiener rund um das Gelände campiert. Detailliert gaben die Zeitungen Ratschläge, mit welchen Verkehrsmitteln das Gelände erreichbar wäre (auch Sonderzüge auf der Ostbahn wurden eingesetzt). Zur Verpflegung der Zuschauermassen wurden vom Flughafenrestaurant 30.000 Flaschen Bier und 30.000 Liter Fassbier vorbereitet, ebenso 20.000 antialkoholische Getränke, 2.000 Kilogramm Wurstwaren sowie zwei Zentner Gullaschfleisch. Dazu kamen noch unzählige provisorische Buschenschanken, die im Umkreis errichtet worden waren, sowie mobile Händler mit Eis, Gurken oder Andenken, die die Schaulustigen bei bis zu 31 Grad Sommerhitze versorgten.
Bei der Ankunft des Luftschiffs am Flugplatz um etwa 8.15 Uhr wurde der Besuch von zahlreicher Prominenz empfangen, unter ihnen Bundespräsident Wilhelm Miklas, Bundeskanzler Karl Buresch sowie zahlreiche Minister. Nach dem Zwischenstopp in Wien unternahm der Zeppelin mit zahlreicher Prominenz an Bord einen Rundflug über weite Teile Österreichs, um schließlich gegen 18 Uhr neuerlich für etwas über eine Stunde in Aspern zu landen.
Siehe auch: Ballonfahrten; Luftfahrt
Literatur
- Christian Mertens: Faszination Zeppelin. In: "Schwerer als Luft" - 100 Jahre Motorflug in Wien. Pioniere, Konstrukteure, Piloten & Pilotinnen, Ereignisse, Flugschauen, Unfälle, Flugplätze, Werbung, Literatur, Musik, Film, Architektur. Das Bordmagazin zur Ausstellung. Wien : Metroverlag 2009, S. 71-73