Zeremoniensaal
48° 12' 24.45" N, 16° 21' 53.94" E zur Karte im Wien Kulturgut
Zeremoniensaal (1.), klassizistischer Erweiterungsbau des Leopoldinischen Traktes der Hofburg.
Die Erhebung Österreichs zum Kaisertum 1804 war wohl ausschlaggebend für den Entschluss, einen großen Festsaal zu errichten, der im Verband mit dem Zeremonialappartement im Leopoldinischen Trakt lag. Die unter Maria Theresia 1749 gestaltete Zweite oder Große Antekammer, die sich über die gesamte Breite des Leopoldinischen Traktes erstreckte, war bis dahin der größte Raum im Appartement. Kaiser Franz I. musste sie opfern, als er Oberhofarchitekt Louis de Montoyer am 22. August 1804 den Auftrag für den Bau des Zeremoniensaales erteilte. Die alte Burgbastei aus dem 16. Jahrhundert, der „Spanier“, bot das Fundament für den neuen Festsaal, der 1804–1808 im rechten Winkel zum Paradeappartement angeordnet wurde. Durch diese Positionierung ragte der Zeremoniensaal allerdings unschön aus der Vorstadtfassade des Traktes heraus, was ihm die spöttische Bezeichnung „Nase“ einbrachte. Dass der Saal dadurch viele Fenster aufwies, bewirkte freilich eine große Helligkeit, die heute durch den Bau des Festsaaltraktes (ab 1910, provisorischer Vorgängerbau 1898) weitgehend eingebüßt ist.
In krassem Gegensatz zum schlichten Außenbau steht der klassizistische Innenraum des zweigeschoßigen Festsaales, den Montoyer mit umlaufenden Kolossalsäulen mit korinthischen Kapitellen und einer kassettierten Decke aufwendig gestaltete. Gleichzeitig mit dem Zeremoniensaal enstand als Vorsaal der Marmorsaal.
Die Hofburg 1835 vom Burggarten aus, im Hintergrund der Zeremoniensaal, Rekonstruktion 2015
Literatur
- Hellmut Lorenz / Anna Mader-Kratky [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1707-1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2016 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 3)