Kaiserliches Zeughaus (Unteres Arsenal)
48° 12' 19.27" N, 16° 22' 31.07" E zur Karte im Wien Kulturgut
Kaiserliches Zeughaus, (Unteres Arsenal; 1, Seilerstätte 7-11; Konskriptionsnummer 958).
Bauwerk
Bis zur Neuanlage der Festungsgasse um die Mitte des 16. Jahrhunderts standen auf der linken Seite der Seilerstätte keine Häuser. Erst 1563 wird hier ein Privatgebäude genannt, neben dem sich spätestens ab dem Jahr 1581 der "Römisch kaiserl. maiestet zwey newe zeughäuser" befanden. In einer Beschreibung aus diesem Jahr heißt es: "Nachdem solch der kais. Maj. undter Zeughaus, nit allenthalben mit gemeyr versorgt, sondern die eine Seiten gegen den Waall nur mit Pröttern verschlagen und etwas schlechtlich genueg verwart ist, so soll niemad hinüber steigen oder schlieffen, sondern durch rechte Thür ein- und ausgehen."
1677 wurde das sogenannte "untere" (alte) Zeughaus unter Hofkriegsratspräsident Graf Montecuccoli neu errichtet. Während der zweiten Belagerung Wiens durch die Osmanen (sogenannte Zweite Türkenbelagerung) fiel am 22. Juli 1683 eine Bombe in den großen Hof des Zeughauses und grub sich so tief in die Erde ein, dass sie erstickte, wodurch eine Katastrophe verhindert wurde. 1696 ließ Franz Fürst Mansfeld im Zeughaus eine Kapelle "Zu den heiligen drei Königen" erbauen (Karl August Schimmer gibt abweichend an, dass sie der heiligen Dreifaltigkeit geweiht war).
Laut Czeike (Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien) wurde das Zeughaus zwischen 1714 und 1723 vom kaiserlichen Fortifikationsbaumeister Donato Felice d' Allio neu gebaut. Fürst Josef Wenzel von Liechtenstein ließ 1757 die Kapelle erweitern und verschönern. 1805 wurde das Gebäude unter Finanzminister Joseph Graf Colloredo durch Erweiterungsbauten umgestaltet und modernisiert.
Nutzung
Im Gegensatz zum "oberen Arsenal" in der Renngasse diente das "untere" Zeughaus nicht als Depot, sondern wurde als Werkstätte für Ausbesserungsarbeiten sowie als Erzeugungsstätte für Waffen (vorwiegend große Geschütze; siehe auch Schlosserhof) genutzt.
Im Jahr 1809 versteckte man im Zeughaus einhundert Kanonen vor den französischen Soldaten, die diese jedoch durch Verrat fanden und abtransportierten.
Später diente das Gebäude bis 1848 (laut Czeike [ Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien ]) oder 1841 (laut Harrer [ Paul Harrer: Wien, seine Häuser ]) als Kaserne. In den letzten Jahren seines Bestandes beherbergte es als finanzärarisches Gebäude die "Zentraldirektion der Tabakregie" und stand als Havanna- und Zigarrenmagazin sowie Tabakhauptmagazin in Verwendung. Zu dieser Zeit wurde es noch immer "alte Artilleriekaserne" genannt.
Im Jahr 1869 wurde das Gebäude abgetragen und die Himmelpfortgasse in Richtung Wienfluss verlängert. Auf seiner Grundfläche entstanden die Zinshäuser Seilerstätte 7, 9 und 11, Weihburggasse 26 sowie Himmelpfortgasse 20.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- "Generaldirektion der Tabakregie" und Tabakmagazine
Literatur
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 126 f.
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 1. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 188
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 2. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 402-404