Peter Strudel
- ist verheiratet oder verpartnert mit Elisabeth Cotricsona
- Bruder Paul Strudel
- Bruder Dominik Strudel
Strudel (Strudl) Peter (10. März 1701 Reichsfreiherr), * um 1660 Cles (oder Denno?) im Nonstal, Südtirol, † 14. Oktober 1714 Alservorstadt, in seinem Haus in der „Waringer gasse" (9., Strudelhof, Maler, Bildhauer, Gattin (1690) Elisabeth Cotricsona (Koritschoner?; * 1665, † 11. April 1713 Strudlhof), Bruder des Paul Strudel und des Dominik Strudel.
Kam vermutlich über Vermittlung von Eleonore, Gattin Leopolds I., nach Wien (eine Tätigkeit in Österreich lässt sich aktenmäßig vor 1688 nicht belegen) und erwarb 1690 den Strudelhof, in dem er sich ein Atelier einrichtete und auch seine Gemäldesammlung unterbrachte. Bereits für das Jahr 1689 sind zwei Bilder in der Rochuskirche („Vertreibung der Pest über Fürbitte der Pestheiligen" und „Maria vor der Dreifaltigkeit") gesichert. 1695 verlangte Strudel ein Hofquartier in Wien, um seine aus Italien mitgebrachten Statuen unterbringen zu können, 1699 malte er das Altarbild „Hl. Leopold" für die Kammerkapelle der Hofburg. Nach dem Tod seines Bruders Paul (1708) wurde ihm die Weiterführung der Arbeiten an der Habsburger-Ahnengalerie übertragen (bis zu seinem Tod schuf er 15 Statuen; teilweise im Prunksaal der Nationalbibliothek); auch in der Schönbornschen Gemäldegalerie befanden sich Werke von ihm (im Schönbornpalais [Österreichisches Museum für Volkskunde] „Opferung der Tochter Jephtas", Anfang 18. Jahrhundert).
Im Auftrag Leopolds I. richtete Strudl eine Kunstakademie ein, die jedoch weitgehend privaten Charakter hatte; sie wurde am 18. Dezember 1705 im Schönbrunnerhaus (1., Tuchlauben 8) eröffnet und von Joseph I. neu bestätigt. Strudel trat somit als Gründer (und Leiter) der Akademie auf. Von Strudels Werken in Wien sind zu nennen: Bilder in der Augustinerkirche (die im Zuge der Regotisierung verlorengingen), an einem Seitenaltar eine „Geburt Christi"; ein Deckenbild auf Leinwand im Arbeitszimmer und zwei Supraporten im Winterpalais des Prinzen Eugen (Finanzministerium); das Hochaltarbild „Hl. Michael" in der Michaelskapelle des Theresianums; ein „Brückensturz des Hl. Johannes Nepomuk" in der Dominikanerkirche; das Gemälde „Legende der Hl. Agnes" im Schönbornpalais (8; entspricht der Art Strudels). Weitere Werke von Strudel befinden sich im Kunsthistorischen Museum, andere werden ihm zwar zugeschrieben, sind jedoch umstritten: ein Gemälde in der Kapuzinerkirche (1712, begonnen wohl von seinem Bruder Paul); „Christus am Kreuz" in der Gardekirche; Hochaltarbild in der Währinger Pfarrkirche (um 1702, zuvor in der Schottenfelder Kirche); Seitenaltarbild „Hl. Josef mit dem Kinde" in der Döblinger Kirche; Deckengemälde in der Waisenhauskapelle (9). Strudlhofgasse, Strudlhofstiege.
Literatur
- Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907-1950
- Elfriede Baum: Österreichisches Barockmuseum im Unteren Belvedere. Wien [u.a.]: Herold 1980 (Österreichische Galerie Wien: Kataloge, 2,1), 2/2, S. 689 ff.
- Heinz Schöny: Wiener Künstler-Ahnen. Genealogische Daten und Ahnenlisten. Wiener Maler. Band 1: Mittelalter bis Romantik. Wien: Selbstverlag der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft "Adler" 1970, S. 45
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs)
- Manfred Koller: Die Brüder Strudel. Hofkünstler und Gründer der Wiener Kunstakademie. Innsbruck: Tyrolia 1993
- Dsbe.: Die Akademie Peter Strudels in Wien (1688-1714)
- Mitteilungen Österreichische Galerie 14 (1970), Nummer 58, S. 5 ff.
- Walter Wagner: Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien: Rosenbaum 1967 (Veröffentlichungen der Akademie der Bildenden Künste in Wien, N.F. 1), S. 17 ff.
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989
- Hans Pemmer / Ninni Lackner: Die Währinger Straße. Ein Spaziergang von der Votivkirche zur Volksoper. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Heimatmuseums Alsergrund 1968 (Beiträge zur Heimatkunde des IX. Wiener Gemeindebezirks, 3), S. 49