Seegasse
48° 13' 24.06" N, 16° 21' 49.97" E zur Karte im Wien Kulturgut
Seegasse (9, Roßau), benannt (amtlich 1862, erstmalig bereits 1822 nachweisbar) nach dem Hausschild "Zum See" (1776; Seegasse 21-23), das sich auf einen ehemaligen Nebenarm der Donau bezog (eine Fischlacke, die im Volksmund "See" genannt wurde). Ein Teil der Seegasse wurde 1876 in Rögergasse umbenannt. Auf Nummer 9 erstreckt sich der jüdische Friedhof (die älteste Urkunde, die sich auf den Judenfreythof in der Roßau bezieht, stammt vom 5. August 1629; ab Mitte des 17. Jahrhunderts kommt in den Grundbüchern die Bezeichnung "Gaßel, allwo der Juden Grabstätte" vor, ab 1778 auch Judengasse.
Gebäude
- Nummer 1: Konopatsch-Hof
- Nummer 9-11: Isrealitischer Friedhof
- Nummer 11: Pensionistenheim (sub 15)
Archäologie
2013 wurden bei Restaurierungsarbeiten auf dem Friedhof Seegasse zwanzig historische Grabsteine sowie zahlreiche Fragmente entdeckt. Die Steine wurden 1943 von jüdischen Gemeindemitgliedern unter der Erde in mehreren Schichten übereinander vergraben, um sie vor Zerstörung durch die Nazis zu retten.
Die Funde von vergrabenen, übereinander gestapelten und sorgsam jeweils durch eine Erdschicht getrennten Steinen lassen darauf schließen, dass es noch zahlreiche weitere verborgene Steine geben könnte.
Die Steine können ihrem ursprünglichen Bestimmungsort zugeordnet werden, da ein genauer Plan aus dem Jahr 1917 als Grundlage für die Rekonstruktion vorliegt. Damit ist die Seegasse weltweit der einzige jüdische Friedhof, der wieder in den Zustand von vor dem Zweiten Weltkrieg zurückversetzt werden kann.
Video
wien.at, Stadt Wien: Jüdischer Friedhof Seegasse, 4 Min. 24 Sek. [Stand: 10.7.2017]
Literatur
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 429
- Hans Mück: Quellen zur Geschichte des Bezirks Alsergrund. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1978 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 3), S. 66, S. 111
- Peter Csendes: Erinnerungen an Wiens Türkenjahre. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 29), S. 46