Weltmuseum Wien
48° 12' 17.68" N, 16° 21' 49.34" E zur Karte im Wien Kulturgut
Weltmuseum Wien (1, Neue Burg, Corps de Logis), 1876 als Anthropologisch-ethnologische Abteilung am Naturhistorischen Museum begründet, jedoch 1928 zu einem eigenständigen Museum umgestaltet und seither in der Neuen Burg untergebracht. 2001 erfolgte die Eingliederung in den Verbund des Kunsthistorischen Museums. Seit seiner Gründung "Museum für Völkerkunde" genannt, firmiert es seit 2013 als Weltmuseum Wien. Nach einer umfangreichen Sanierung und einer Redimensionierung ist das Museum im Herbst 2017 neu eröffnet worden. Das Museum ist eine Forschungs-, Dokumentations- und Bildungsstätte von internationalem Rang und zählt zu den führenden ethnographischen Dokumentationszentren Europas.
Sammlungen
Das Museum besitzt über 200.000 Objekte, von denen nur ein Teil in der ständigen Schausammlung gezeigt werden kann. Schwerpunkte sind Wirtschaft, Gesellschaft, Religion, Brauchtum, Trachten, Schmuck, Haushaltsgeräte, Waffen, Musikinstrumente, Handwerk, Kunst und so weiter aus außereuropäischen Kulturkreisen. Österreich besaß zwar niemals Kolonien, doch war das geistige, kulturelle, historische und religionsgeschichtliche Interesse an außereuropäischen Menschen, deren Lebensweise und Kultur sehr rege. Die ältesten Bestände (darunter die altmexikanischen Kostbarkeiten mit dem berühmten Federkopfschmuck) gehen auf das frühe 16. Jahrhundert zurück und befanden sich damals im Schloß Ambras (Tirol); die Sammlungen wurden durch Forscher, Reisende, Sammler, Ärzte und Diplomaten, von denen viele durch ihr Mäzenatentum Bedeutung erlangten, ständig vergrößert (beispielsweise James Cook, Hawaii; Etta Becker-Donner, Mexiko, Venezuela, Guatemala, Liberia; Johann Natterer, südamerikanische Indianer;Weltreise Erzherzog Franz Ferdinands). Das Museum verfügt über eine umfangreiche Fachbibliothek und ein (seit 1881 geführtes) Fotoarchiv; es veranstaltet Großausstellungen, gibt Kataloge heraus und ist mit seinen Mitarbeitern volksbildnerisch tätig.
Dauerausstellung
Nach mehreren abgebrochenen Anläufen wurde das Museum mit Hilfe der Museums- und Ausstellungsgestalter Ralph Appelbaum Associates und dem schottischen Architekturbüro Gareth Hoskins Architects von 2014 bis 2017 neu gestaltet. Die redimensionierte Dauerausstellung wird 3.127 Objekte in 14 Sälen des Mezzanins des Corps de Logis präsentieren:
- Benin und Aethiopia. Kunst, Macht und Widerstand
- Orientalia
- Ein Dorf in den Bergen - Himalaya
- Faszination Indonesien
- 1873 – Japan kommt nach Europa
- Made in China
- Südsee-Expeditionen
- In eine Neue Welt - Nordamerika
- Im Lande des Quetzals - Zentralamerika
- Ein österreichisches Mosaik Brasiliens
- Die Wiener Schule
- Im Schatten des Kolonialismus
- Welt in Bewegung
- Museomanie! Drei Habsburger und die exotische Fremde
Leitung
- 1928–1945: Fritz Röck
- 1945–1953: Robert Bleichsteiner
- 1954–1955 Leopold Schmidt (kommissarische Leitung)
- 1955–1975: Etta Becker-Donner
- 1976–1993: Hans Manndorff (1928-2016)
- 1993–1994: Armand Duchateau (interimistische Leitung)
- 1994–2002: Peter Kann
- 2002–2004: Gabriele Weiss (interimistische Leitung)
- 2004–2010: Christian Feest
- 2010–2012: Sabine Haag (vertreten durch Barbara Plankensteiner)
- 2012-2017: Steven Engelsman
- 2018-2021: Christian Schicklgruber
- 2021-2024: Jonathan Fine
Literatur
- Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (Hg.): Österreichs Museen stellen sich vor, Folge 25: Das Museum für Völkerkunde in Wien. 1987
- Das Museum für Völkerkunde in Wien. Salzburg-Wien 1980
- Museum für Völkerkunde, Wien. Braunschweig 1981, (Westermanns Reihe "museum")
- Hans Manndorff, Geschichte des Museums für Völkerkunde als Forschungs-, Dokumentation- und Bildungsstätte, in: Wiener völkerkundliche Mitteilungen, Neue Folge 19/20. 1977/78, S. 7 ff.
- Wiener Zeitung, 20.01.2015, S. 17
- Kurier, 20.01.2015, S. 25
- Barbara Plankensteiner: Eine kritische Analyse der Entwicklung der Afrika-Sammlung des Museums für Völkerkunde in Wien. Dissertation, Universität Wien. Wien 2002
- Das Museum für Völkerkunde in Wien [Hg.]: Das Museum für Völkerkunde in Wien. Mit 220 Tafeln, 113 davon in Farbe und 22 Abbildungen im Text. Wien: Residenz Verlag 1980
- 50 Jahre Museum für Völkerkunde Wien. Wien: Museum für Völkerkunde 1978 (Sonderdruck aus Archiv für Völkerkunde, 32)