Allerheiligenkirche
48° 14' 12.71" N, 16° 23' 9.92" E zur Karte im Wien Kulturgut
Allerheiligenkirche (Zwischenbrücken; 20, Vorgartenstraße 56; Pfarrkirche "Zu allen Heiligen", Notkirche Zwischenbrücken).
Die Johannes-Nepomuk-Kapelle als Vorläuferin
1679 wurde nächst der großen Taborbrücke eine dem heiligen Johannes Nepomuk geweihte Kapelle für Mautbedienstete und durchziehende Fuhrleute erbaut, die allmählich verfiel und erst 1769 durch Maria Theresia wiederhergestellt wurde. 1809 durch Franzosen geplündert, wurde sie, als der größte Teil des Orts der Donauregulierung zum Opfer fiel, 1873 abgetragen.
Die Notkirche
Erst 1905 konnte nach Plänen von Hanns Schneider eine Notkirche erbaut werden. Die Grundsteinlegung der Kirche erfolgte am 3. August 1905, die Weihe am 26. November 1905 durch den Wiener Weihbischof und Generalvikar Godfried Marschall, auf dessen Initative auch der Bau der Neumargaretener Kirche zurückgeht. Die Errichtung der neuen, selbstständigen Pfarre Zwischenbrücken erfolgte unter Erzbischof Anton Josef Gruscha am 23. Dezember 1905. Der neue Pfarrer, Franz Schmid (bisher Pfarrer in Raggendorf, Niederösterreich), verrichtete ab 1. Jänner 1906 die Seelsorge.
Die Notkirche Zwischenbrücken wurde nach Plänen des Architekten und Gemeinderates Hans Schneider mit einem Turm an der linken Ecke errichtet.
Die Allerheiligenkirche erhielt das ehemalige Hochaltarbild der Schottenkirche ("Himmelfahrt Mariä" von Joachim von Sandrart, 1669; dort aufgestellt 1671) und ein Tympanonbild von Franz Hohenberger.
Die Kirche wurde am 7. Februar 1945 durch Bombenwurf vollständig zerstört. Das Hochaltarbild von Sandrart konnte geborgen werden und befindet sich wieder im Schottenstift. Der 1917 gefasste Plan, eine monumentale "Kaiser-Franz-Josef-Gedächtniskirche" zu errichten, kam nicht mehr zur Ausführung.
Der Neubau nach 1945
Der Neubau (20, Vorgartenstraße bei 56) erfolgte 1949/1950 nach einem Entwurf von Josef Vytiska. Es handelt sich um einen geradlinigen Saalbau mit auf der Portalseite aufgesetztem und zur Eingangstür heruntergezogenem Glockenhaus. Die Weihe erfolgte am 19. März 1950 durch Kardinal und Erzbischof Theodor Innitzer.
Im Vorraum befindet sich eine kleine Antonius- und eine große Thaddäusstatue. Das Presbyteriumsbild stammt von Franz und Maria Burkert (1981). Links im Saal steht der Tabernakel, darüber befindet sich eine Herz-Jesu-Malerei von Richardis Lagler (1976). Rechts hinten dem Altar eine Darstellung der "Sieben Schmerzen Mariens" (beide aus der alten Kirche), an der linken Presbyteriumswand eine Franziskusstatue von Anton Schoberwalter (1980).
Literatur
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 406 ff.
- Felix Czeike: XX. Brigittenau. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 20), S. 3 f.
- Franz Loidl: Auffallende Schicksalsgemeinschaft zweier Notkirchen. In: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte. Beilage des Wiener Diözesanblattes 3 (März 1972), S. 11 f.
- Norbert Rodt: Kirchenbauten in Wien 1945-1975. Auftrag, Aufbau und Aufwand der Kirche in Wien. Wien: Wiener Dom-Verlag 1976 (Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, 19), S. 287 ff.