Alois Peschel
Alois Peschel, * 4. Juni 1886 Troppau (Schlesien), ✝︎ 5. Jänner 1949 Wien, Friseur, Postbeamter, Politiker.
Biografie
Alois Peschel wurde als Sohn eines Schneidermeisters und Vereinsdieners in Troppau, Schlesien, geboren. Er erlernte den Beruf des Friseurs, war verheiratet und nahm am Ersten Weltkrieg teil. Peschel arbeitete zunächst als Briefträger und war Mitglied der Deutschen Postgewerkschaft. 1934 wurde er entlassen oder zwangspensioniert. Danach war er SA-Oberführer, freigestellter Postobersekretär und schließlich Postinspektor im Ruhestand. Zunächst römisch-katholisch, trat Peschel nach 1938 aus der Kirche aus und galt fortan laut nationalsozialistischer Diktion als "gottgläubig".
Peschel war als Jugendlicher Mitglied des Alldeutschen Jugendverbandes von Georg Schönerer. in der Ersten Republik schloss er sich schon früh der nationalsozialistischen Bewegung an. Er war ab 1924 Mitglied der Sturmabteilung (SA) und trat spätestens 1926 der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bei. 1927 wurde er zum SA-Sturmführer und 1929 zum SA-Standartenführer ernannt. Von Mai 1932 bis Juli 1933 war er Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. Nach 1933 war er vorübergehend Mitglied der Vaterländischen Front. Wegen illegaler Tätigkeit für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei wurde er mehrmals inhaftiert.
Nach dem "Anschluss" war er 1938/1939 Führer der SA-Standarte 31 und später stellvertretender Führer der SA-Standarte 81. Ab August 1939 war er als Referent für Weltanschauung und Kultur in der SA-Gruppe Donau tätig. Zudem fungierte er von April 1942 bis März 1945 als Ratsherr der Stadt Wien.
Ab dem 3. September 1945 war er im Rothschildspital inhaftiert, ab 5. November 1945 befand er sich in Untersuchungshaft. Das Volksgericht Wien verurteilte ihn am 25. Oktober 1946 wegen der Paragrafen 10 und 11 Verbotsgesetz (1945) zu fünf Jahren schweren Kerker und Vermögensverfall. Am 20. Dezember 1948 wurde er aus gesundheitlichen Gründen im Rahmen der Weihnachtsamnestie aus der Strafanstalt Stein entlassen. Laut Registrierung galt er als belastet.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Ratsherren, A1: Personalstandsbogen Alois Peschel, 07.09.1944
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gauakten, A1: 259.225
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A42: 18. Bezirk, 8032
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Volksgericht Wien, A1: Vg 1f Vr 5887/1946, zuvor: Vg 4e Vr 3229/1945
- Österreichisches Staatsarchiv - Archiv der Republik, Bundesministerium für Inneres, Gauakten: 179.200
Literatur
- Maren Seliger: Scheinparlamentarismus im Führerstaat. "Gemeindevertretung" im Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Funktionen und politische Profile Wiener Räte und Ratsherren 1934–1945 im Vergleich. Wien [u.a.]: Lit-Verlag 2010, S. 853
- Wolfgang Solt: Wiener Abgeordnete zum Nationalrat, Mitglieder des Wiener Gemeinderates (Landtages) und des Wiener Stadtsenates (Wiener Landesregierung), Wiener Bezirksvorsteher und -Stellvertreter 1918 (1920)-1934. Wiener Bundesräte 1920-1934. Wiener Bezirksvorsteher 1934-1948. Wien (maschinschriftlich) 2002
- Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963