Anfrage- und Auskunftscomptoir
Anfrage- und Auskunftscomptoir. Dieses umfassende Adressbüro, welches das zu diesem Zeitpunkt schon verschwundene Fragamt kompensierte, wurde 1819 durch den Herzog Coburgischen Regierungsrat Baron Karl von Steinau und Joseph Jüttner gegründet, ab 1822 wurde es von Joseph Jüttner gemeinsam mit Joseph Bischof geführt.
Diese Einrichtung war zuerst am Michaelerplatz (Conskriptionsnummer 3), ab 1820 am Kohlmarkt im neuerbauten Haus "Zum weißen Storchen" (Conskriptionsnummer 171; 1., Graben 19, Teil der späteren Conskriptionsnummer 281) und spätestens ab 1835 auf der Freyung (Conscriptionsnummer 137) untergebracht.
Gegen eine Gebühr von 20 Kreuzern bis einem Gulden erhielt man die verschiedensten Auskünfte (Ärzte, Rechtsanwälte, Beamte, Künstler, Gelehrte, Fremde; Geschäfte, Institute, Behörden, Dienstgeber und -nehmer, Wohnungen, Verkäufe und Verpachtungen von Realitäten; Reisegelegenheiten und so weiter). Diese Angebote der Wohnungs- und Arbeitsvermittlung sowie Fremdenverkehrsinformation avant la lettre wurden auch mit dem Argument beworben, dass die bislang dafür herangezogenen Lohndiener unzuverlässig seien.
Das "Anfrage- und Auskunftscomptoir" bestand über mehr als zwanzig Jahre (späteste bekannte Erwähnung 1847 unter der Bezeichnung einer "ersten allgemeinen Geschäftskanzlei") und erregte einiges an Aufsehen, was auch durch Nennungen in den Eipeldauer-Briefen sowie im Hans-Jörgel belegt ist. Annoncen dieser Einrichtung veröffentlichte die Wiener Zeitung.
Quellen
- Niederösterreichischer Gewerbeverein (Hg.): Handels- und Gewerbe-Adressenbuch der österreichischen Monarchie enthaltend die Adressen von Wien mit seiner nächsten Umgebung und von den wichtigsten Provinzstädten 4, 1847, S. 472 (direkter Link zur Seite bei Google Book Search)
- Franz Gräffer, Johann Jacob Heinrich Czikann (Hg.): Oesterreichische National-Encyklopädie (...). 6 Bände. Wien: Beck'sche Universitätsbuchhandlung, 1835-1837, hier Bd. 1, 1835, S. 142
- Neue komische Briefe des Hans-Jörgels von Gumpoldskirchen an seinen Schwager Maxel in Feselau, und dessen Gespräche über verschiedene Tagsbegebenheiten in Wien. Wien: Bauer und Dirnböck, Bd. 4, 1834, 1. Abteilung, 22. Heft, S. 58.
- NÖLA, NÖ Reg., Bücher, P-Index, Bd.28/42 (1822), Lit J, S. 9
- (Adolph Bäuerle): Briefe des jüngsten Eipeldauers an seinen Herrn Vettern in Kakran, 1820, 5. Heft, S. 230 f. (direkter Link zur Seite bei Google Book Search)
- Über das allgemeine Anfrage- und Auskunfts-Comptoir in Wien. In: Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat 15.1.1820, Nr. 5, S. 17-20.