Anna Senhofer
Anna Senhofer, * 26. Mai 1923 Wien, † unbekannt, Näherin, Widerstandskämpferin.
Biografie
Anna Senhofer wurde 1923 in Wien geboren und wuchs in Rudolfsheim-Fünfhaus auf. Ihr Vater war Anstreichergehilfe. Senhofer lernte und arbeitete als Weißnäherin. Sie war Mitglied der sozialdemokratischen Österreichischen Kinderfreunde. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme Österreichs 1938 trat sie einer Jugendgruppe der NS-Frauenschaft (Austritt im Februar 1942) und der Deutschen Arbeiterfront bei. Wahrscheinlich dienten diese Mitgliedschaften als Tarnung für Senhofers Tätigkeiten im Rahmen der kommunistischen Widerstandsbewegung. Sie gehörte zunächst einer siebenköpfigen Gruppe in der Mareschsiedlung an – weitere Mitglieder waren Franz Hoppe (1916–2000), Johann Münthnich (1922–unbekannt) und Eduard Schwarz (1922–1990) –, die sich auf Betreiben Alfred Fenz' (1920–1943) 1939 in den illegalen Kommunistischen Jugendverband Österreichs (KJVÖ) integrierte. Außerdem war sie Teil der KJVÖ-nahen Widerstandsgruppe Soldatenrat. Senhofer sammelte unter anderem Mitgliedsbeiträge ein und war in den Literaturapparat involviert. So verbreitete sie beispielsweise die Zeitschriften "Rote Jugend" und "Der Soldatenrat".
Anna Senhofer wurde am 14. Mai 1942 von der Gestapo festgenommen und gemeinsam mit Edith Gadawits, Gertrude Hausner und Felix Imre (1917–1943) wegen "Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung" angeklagt. Die Hauptverhandlung fand am 24. September 1943 statt. Senhofer – damals 20 Jahre alt – wurde am 5. Oktober des gleichen Jahres wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu 12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt. Sie war eine der wenigen festgenommenen Mitglieder der Gruppe Soldatenrat, die nicht zum Tode verurteilt wurden.
Mit Kriegsende wurde Anna Senhofer nach einer Haftzeit von fast drei Jahren aus dem Zuchthaus Aichach freigelassen. In der Nachkriegszeit trat sie als Vertragsbedienstete in den Dienst der Stadt Wien ein, wo ihr die Haftzeit in doppeltem Ausmaß als Vordienstzeit angerechnet wurde. Politisch war sie weiterhin in der KPÖ aktiv.
Quellen
- DÖW: In der Strafsache gegen Anna Senhofer, Gertrude Hausner, Edith Gadawits und Felix Imre
- Wienbibliothek Digital: Gemeinderatsausschuß I, Sitzung vom 9. Mai 1949, Der Vertragsbediensteten Anna Senhofer …. In: Amtsblatt der Stadt Wien. Wien: Presse- und Informationsdienst 1949, S. 5
Literatur
- Manfred Mugrauer: Widerstand und Verfolgung in Rudolfsheim-Fünfhaus 1938–1945. Eine Dokumentation. Wien: Museumsverein Rudolfsheim-Fünfhaus 2024