Die jüngste Epoche der Wiener Stadtgeschichte lässt sich in die Besatzungszeit (1945-1955), die Phase des Wirtschaftswunders und der Etablierung als neutraler Begegnungsort zwischen den Systemen (1955-1989) sowie die Zeit in der Mitte eines vereinten Europa nach dem Fall des Eisernen Vorhangs (ab 1989) einteilen.
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Politische Geschichte
Besatzungszeit
Nach der Befreiung Wiens durch die Rote Armee (3. bis 13. April 1945) konstituierte sich binnen weniger Tage eine provisorische Gemeindeverwaltung unter Führung von Bürgermeister Theodor Körner. Auch die politischen Parteien wurden sehr rasch wieder aktiv. Zunächst ging es um die Lösung elementarster Probleme wie die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und die Wiederherstellung der grundlegenden Infrastruktur. Erschwerend kam hinzu, dass die alliierten Besatzungsmächte die Gebietserweiterung der NS-Zeit nicht anerkannten und nur das bis 1938 bestehende Stadtgebiet auf vier alliierte Besatzungszonen aufgeteilt wurde. Die Innere Stadt wurde von allen vier Besatzungsmächten gemeinsam als "Interalliierte Zone" verwaltet. Die eingegliederten Gemeinden galten als zu Niederösterreich gehörig und unterstanden damit der sowjetischen Besatzungsmacht. Das bereits 1946 erlassene "Gebietsänderungsgesetz", das den heutigen Umfang Wiens bestimmte, konnte mangels Zustimmung der Besatzungsmächte erst 1954 in Kraft treten. Seither umfasst das Stadtgebiet 23 Bezirke. Zum 22. Bezirk wurde die Donaustadt, zum 23. Bezirk Liesing.
Die gemeinsam mit der Nationalratswahl abgehaltene Gemeinderatswahl am 25. November 1945 brachte die endgültige Rückkehr zu demokratischen Verhältnissen, wobei die nunmehrige Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) ihre absolute Mehrheit der Ersten Republik behaupten konnte. Obwohl sie bis 1996 bei Gemeinderatswahlen stets die absolute Mehrheit an Mandaten gewann, bestand von 1945 bis 1973 aufgrund eines Parteiübereinkommens anlässlich der Wahl Karl Renners zum Bundespräsidenten eine Koalition mit der ÖVP, wobei deren amtsführende Stadträte mit nachrangigen Ressorts vorliebnehmen mussten und weniger Einfluss ausüben konnten. Außerdem gehörte bis 1949 der unorthodoxe Kommunist Viktor Matejka der Stadtregierung als amtsführender Stadtrat für Kultur und Volksbildung an. Eine von der KPÖ dominierte Streikwelle gegen das von den Sozialpartnern ausverhandelte Lohn- und Preisabkommen im Herbst 1950 ("Oktoberstreik") blieb nicht zuletzt angesichts des entschiedenen Auftretens der Bauarbeiter unter Führung von Franz Olah dagegen ohne Folgen.
Souveränität und Internationalisierung
Am 15. Mai 1955 erhielt das Land mit dem Österreichischen Staatsvertrag seine Freiheit wieder. Noch in den 1950er Jahren kam es zur Niederlassung internationaler Organisationen in Wien, so der 1957 gegründeten Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) oder der 1966 gegründeten Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO). Mit der Eröffnung des Vienna International Centre am 23. August 1979 wurde Wien nach New York und Genf zur dritten UNO-Stadt. Die Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) hat seit 1965 ebenfalls ihren Sitz in Wien. Daneben bot Wien mehrmals die Bühne für Gipfeltreffen der Supermächte (1961 zwischen John F. Kennedy und Nikita S. Chruschtschow; 1979 zwischen Jimmy Carter und Leonid I. Breschnew) und beherbergte 1986 bis 1989 das Dritte Folgetreffen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). Im Herbst 1983 war Wien Schauplatz des ersten Papstbesuches in Österreich seit über 200 Jahren. Aber auch der internationale Terror ging an Wien nicht vorbei, was sich etwa im Überfall auf die OPEC am 21. Dezember 1975, in der Ermordung von Stadtrat Heinz Nittel am 1. Mai 1981 oder einem Anschlag auf den Stadttempel am 29. August 1991 manifestierte.
Die zur Zeit des "Kalten Krieges" wahrgenommene Funktion der Stadt als Brücke zwischen dem Westen und den kommunistischen Ländern in Mittel- und Osteuropa wandelte sich Ende der 1980er Jahre mit dem Fall des "Eisernen Vorhangs" und der Etablierung von marktwirtschaftlich orientierten Demokratien in diesen Ländern. Eine Ausnahme bildeten in dieser Hinsicht die Verhandlungen der UNO-Vetomächte und Deutschlands mit dem Iran in Wien 2014 und 2015, die am 14. Juli 2015 zu einer Vereinbarung betreffend die ausschließlich friedliche Nutzung des iranischen Nuklearprogramms führten. Ungebrochen ist Österreichs Rolle als Ort internationaler Tagungen und Sitz internationaler Organisationen. Merklich abgenommen hat seine Bedeutung aber als medienwirksamer Tagungsort internationaler Gipfeltreffen.
Außerdem eröffneten sich Wien mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union (EU) am 1. Jänner 1995 neue Möglichkeiten durch Eingliederung in die anfangs wirtschaftliche, zunehmend politische Gemeinschaft Europas, der seit Mitte der 2000er Jahre auch die Reformstaaten in Österreichs Nachbarschaft angehören. Regionale Ausflüsse dieser Kooperation sind etwa die Gründung der Europaregion "Centrope" (2003) oder das Konzept "Twin Cities" Wien-Pressburg/Bratislava. Wurde die geplante Weltausstellung in Wien 1995 nach einer Volksbefragung – bei der auch die Meinung zur später realisierten Staustufe Wien eingeholt wurde – wieder abgesagt, fungierte Wien 2008 als einer der Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft (EURO 2008).
Nach Verlust ihrer Jahrzehnte währenden absoluten Mehrheit koalierte die SPÖ 1996 bis 2000 mit der ÖVP, 2010 bis 2020 mit den Grünen und seit 2020 mit der Partei NEOS.
Stadtverwaltung und -planung
Wiederaufbau
Die Schwerpunkte der Tätigkeit der Stadtverwaltung lagen vorerst vor allem in der Jugend- und Altersfürsorge, der Instandsetzung der städtischen Unternehmungen und im Wiederaufbau. Dabei spielte eine Wiederaufbau-Enquete, die in den Jahren 1945/1946 tagte, eine wichtige Rolle. In diese Phase fällt auch die Gründung der Wiener Stadtwerke.
Die ideologisch fundierte konfrontative Kommunalpolitik der Zwischenkriegszeit wich – nicht nur dem Wiederaufbau geschuldet – einer an Technokratie, Funktionalismus und Konsum orientierten Administration der Stadt, was über Parteigrenzen hinweg konsensfähig war. Die Rekonstruktionsphase nach dem Zweiten Weltkrieg sahen Planerinnen und Planer als Chance für eine am Prinzip der Einheitlichkeit ausgerichteten "modernen" Stadtgestaltung. Vorgesehen war die Trennung der Lebensbereiche Wohnen, Arbeit und Freizeit, die Auflockerung des dicht verbauten innerstädtischen Stadtgebiets bei Verdichtung der Stadtrandgebiete. So waren die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt vom Bau großer Stadtrandsiedlungen (Per-Albin-Hansson-Siedlung, Großfeldsiedlung, Siedlung Rennbahnweg etc.), die dem Anspruch der Entflechtung gerecht werden sollten. Als prägender Stil der Gemeindebauten, die ab den 1960er Jahren in Fertigteilbauweise errichtet wurden, setzte sich reiner Funktionalismus durch. Unter Normierungen und Standardisierungen für die Gestaltung der Wohnungen und Gebäude – schmucklose Fassaden, einheitliche Dachschrägen und Fenster – litt die architektonische Qualität, was einen klaren Bruch zu den Ansprüchen der Zwischenkriegszeit darstellte und den Volksmund zur Bezeichnung "Emmentalerstil" veranlasste. 2004 wurde der Bau von Gemeindewohnungen für rund 15 Jahre eingestellt.
Modernisierung
Mit dem Wirtschaftsaufschwung wurde die Stadtverwaltung vor neue Probleme gestellt. So war das steigende Verkehrsaufkommen im Stadtgebiet trotz eines umfassenden Ausbaus der öffentlichen Verkehrsmittel von einer starken Zunahme des Individualverkehrs begleitet. Ab den frühen 1960er Jahren investierte die Stadt in den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel. So fasste der Wiener Gemeinderat am 26. Jänner 1968 den Grundsatzbeschluss zur Errichtung einer U-Bahn. 1978 wurden die ersten Teilstücke in Betrieb genommen; bis 1982 war das aus drei Linien bestehende Grundnetz fertiggestellt. 1987 wurde auf der von Otto Wagner geplanten Trasse die revitalisierte Vorortelinie als Teil des Wiener Schnellbahnnetzes wieder in Betrieb genommen. Bereits 1960 war der neue internationale Flughafen Wiens in Schwechat eröffnet worden. Die erste Fußgängerzone Wiens geht auf das Jahr 1971 zurück. Eine im wahrsten Sinn des Wortes große Lücke im Wiener Verkehrsnetz riss der Einsturz der Reichsbrücke am 1. August 1976.
Auf dem Sektor des Gesundheitswesens ist trotz Korruptionsfällen ("AKH-Skandal") vor allem auf den Neubau des Allgemeinen Krankenhauses hinzuweisen. Neues Bewusstsein entstand auch im Hinblick auf die städtische Umwelt. Nachdem lange der Errichtung von Großwohnanlagen (z. B. Großfeldsiedlung) Priorität eingeräumt wurde, wurde ab den frühen 1970er Jahren die Bewahrung wertvoller historischer Bausubstanz als immer wesentlicher angesehen. Dies schlug sich in einer Reihe von Revitalisierungsmaßnahmen im dicht verbauten, alten Stadtgebiet nieder (Altstadterhaltung, z. B. am Spittelberg). Große Bauvorhaben, die die Stadt nachhaltig prägten, sind für diese Phase der Stadtplanung charakteristisch. Dabei ist vor allem die tiefgreifende Umgestaltung des Donauraumes mit der 1972 begonnenen Anlage eines zweiten Flussbetts der Donau (Neue Donau) und des Naherholungsgebietes Donauinsel (Fertigstellung 1987) zu erwähnen. 1964 und 1974 fand jeweils eine große Wiener Internationale Gartenschau statt.
Herausforderungen im 21. Jahrhundert
In jüngster Zeit erhielt Wien mit dem am 10. Oktober 2014 eröffneten Hauptbahnhof erstmals einen Durchgangsbahnhof, der die Stellung Wiens als moderne Verkehrsdrehscheibe festigt. Es entstanden eine Reihe neuer Stadtteile, von denen exemplarisch die Donau-City, die Seestadt auf dem ehemaligen Flugfeld Aspern, die Aspanggründe, das Nordbahnhof-Gelände oder das "Viertel Zwei" in der Leopoldstadt genannt seien. Gleichzeitig wird durch Revitalisierungsmaßnahmen alte Bausubstanz wie etwa bei den Wiener Gasometern umgestaltet. Im Rahmen der städtebaulichen Maßnahmen legt die Stadt weiterhin auch ein Augenmerk auf Parkanlagen und Erholungsgebiete.
Die gesellschaftlichen und technologischen Transformationen der letzten Jahrzehnte wirken auch auf Politik und Stadtverwaltung ein, in denen Themen wie Ökologie, Diversität aber auch Digitalisierung eine zunehmend wichtigere Rolle spielen. 2014 verabschiedete der Gemeinderat erstmals eine "Smart City Wien Rahmenstrategie", die darauf abzielt, neue Technologien so zu nutzen, dass sie bei gleichzeitiger Steigerung der Lebensqualität auch zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen.
Bevölkerungsentwicklung und soziale Schichtung
Bevölkerungsentwicklung
Die Bevölkerungsentwicklung Wiens gegen Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg war durch einen beträchtlichen Bevölkerungsrückgang gekennzeichnet. Dieser ging zwar großteils auf die NS-Zeit – Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung, Todesopfer an der Front und im Luftkrieg – zurück, doch spielte auch eine bereits im Krieg einsetzende Westwanderung eine Rolle. Hatte man 1939 im damaligen Groß-Wien noch 1,93 Millionen an "ständiger" Wohnbevölkerung gezählt, waren es nach einer Zählung der Lebensmittelkarten vom Oktober 1946 nur noch 1,67 Millionen. Mit dem Einsetzen der unmittelbaren Kriegshandlungen rund um Wien wanderten allein 200.000 Personen aus Wien ab, sodass im Juli 1945 mit 1,323.758 Einwohnern ein Tiefststand der Bevölkerung erreicht wurde. Seit dem Sommer 1945 strömten jedoch Rückwanderer, Flüchtlinge und Kriegsgefangene in die Stadt zurück. Von 1. August 1945 bis Ende 1946 kehrten 65.000 Kriegsgefangene heim, das Gros davon im Jahr 1946. Weitere 15.000 folgten 1947, kleinere Gruppen in den folgenden Jahren bis 1955. Die errechnete Wanderungsbilanz im Zeitraum 1934–1951 betrug rund 100.000. Nach Rückkehr der überwiegenden Mehrheit der Kriegsheimkehrer und beginnender Landflucht aus Niederösterreich war 1951 ein Stand von 1,77 Millionen in Groß-Wien und von 1,62 Millionen im neuen Stadtgebiet in den Grenzen von 1954 erreicht. In der Folge stagnierte der Bevölkerungsstand bis zu Beginn der 1970er Jahre. Die Periode von ca. 1970 bis 1985 war dann durch einen Bevölkerungsrückgang auf etwas mehr als 1,5 Millionen geprägt, welcher einerseits durch den Einbruch der Geburtenzahlen, andererseits durch die Suburbanisierung bestimmt wurde. Etwa Mitte der 1980er Jahre erfolgte eine Trendwende. Bis zur Jahrtausendwende waren 1,55 Millionen erreicht, 2011 1,71 und 2019 1,9 Millionen. Der rasante Anstieg beruhte in erster Linie auf hohen Wanderungsüberschüssen. Zudem drehte sich die Geburtenbilanz von stark negativ in leicht positiv.
Wie in anderen Großstädten in Industrieländern erlebte Wien langfristig nach 1945 einen Rückgang der Fertilität. Zwar kam es ab den späten 1950er Jahren zu einem Baby-Boom, doch setzte Ende der 1960er Jahre ein ungebrochener Abwärtstrend ein. In den späten 1990er Jahren kamen nur noch etwa 1,2 Lebendgeburten auf eine Frau, während es zu Beginn der 1960er Jahre noch fast 2 waren. In der Folge stieg die entsprechende Rate vor allem auf Grund des gestiegenen Anteils von Geburten von Eltern mit Migrationshintergrund auf 1,4.
Altersstruktur
Der Altersaufbau der Wiener Bevölkerung wurde nach 1945 neben der Migration vor allem durch die starken Geburtenjahrgänge vor 1914 und die Folgen der wirtschaftlichen Depression der Zwischenkriegszeit und der beiden Weltkriege – Emigration, Kriegsopfer, Geburtenausfälle – nachhaltig geprägt. Durch das Absinken der Fertilität sank der Anteil der unter 14-Jährigen bereits um 1950 auf rund 15 Prozent, während er um 1910 noch 23 Prozent betragen hatte. Andererseits gewann die ältere Bevölkerung an Gewicht. Den Höhepunkt des "Überalterungsprozesses" erlebte Wien in den 1970er Jahren. 1971 waren etwa 28 Prozent der Wiener Wohnbevölkerung 60 Jahre und älter. Die überwiegend männlichen Kriegstoten ließen die Sexualproportion zu Beginn der 1950er Jahre auf einen Höchststand anschnellen. Auf 1.000 Männer kamen mehr als 1.300 Frauen. In der Folge ging der Frauenanteil erheblich zurück. Auf Grund der höheren Lebenserwartung der weiblichen Bevölkerung blieb jedoch ein "Sockel" bestehen. Um 2020 betrug der entsprechende Wert 1.050 Frauen auf 1.000 Männer.
Zuwanderung
Die Zuwanderung aus dem Ausland erfolgte einerseits in Form von Flüchtlingswellen, andererseits durch Arbeitsmigration aus Jugoslawien und der Türkei, ab 1995 auch aus der Europäischen Union. Schon während und unmittelbar nach dem Krieg war Wien Ziel zahlreicher Flüchtlinge. Die Welle der Zuwanderung von aus ehemaligen Teilen Nazi-Deutschlands, aus von der Deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten oder aus Territorien verbündeter autoritärer Regime flüchtenden "Volksdeutschen" und die Rückwanderung von sogenannten "displaced persons" hatte ihren Höhepunkt im Jahr 1945, reichte jedoch noch bis in die 1950er Jahre. Diese Personengruppe stellte kurzfristig mehr als 10 Prozent der Wiener Bevölkerung. Infolge der Niederwalzung des ungarischen Aufstandes durch die Sowjetarmee folgte 1956 eine Flüchtlingswelle aus Ungarn. Namhafte Flüchtlingszahlen gab es auch 1968 (Tschechoslowakei), 1980/1981 (Polen), 1991/1993, 1998/1999 (Ex-Jugoslawien) und 2015 (Naher Osten). Die Zuwanderung sogenannter Gastarbeiter aus dem damaligen Jugoslawien und später auch aus der Türkei setzte etwa ab Mitte der 1960er Jahre ein. Zu Beginn der 1970er Jahre waren bereits rund 50.000 jugoslawische Staatsbürger, jedoch noch kaum Türken, polizeilich in Wien gemeldet. Mit der Wirtschaftskrise ab 1973 kam die "Hochblüte des Familiennachzugs" bei gleichzeitigem Beschäftigtenabbau. Gestiegene Arbeitskräftenachfrage und Ostöffnung ließen ab den späten 1980er Jahren die Zahl der Gastarbeiter weiter ansteigen. Zwischen 1989 und 1991 kam es kurzfristig zum nahezu ungehinderten Zuzug nach Wien, der durch die einsetzende Flüchtlingswelle aus dem jugoslawischen Raum noch verstärkt wurde. Insgesamt stieg der Anteil der im Ausland Geborenen von 14 Prozent 1988 auf 36 Prozent im Jahr 2019 an.
Der Prozess der Suburbanisierung korrelierte mit dem wirtschaftlichen Aufholprozess der ostösterreichischen Wirtschaft nach 1955. Schon in der Periode 1966-1971 verdoppelten sich die Abwanderungen in das Umland, die etwa die Hälfte aller Abwanderungen stellten. Eine weitere Verdoppelung trat ein Jahrzehnt später ein. Auch in der Folge setzte sich die Intensivierung des Suburbanisierungsprozesses fort.
Lebenserwartung
Wie in allen Industrieländern ist auch in Wien die Lebenserwartung der Bevölkerung seit 1945 ständig angestiegen. In den heutigen Grenzen kam es von 1961 bis 2017 zu einem Anstieg von 67 auf 78 Jahren bei den Männern und von 73 auf 82 bei den Frauen. Der epidemiologische Übergang war durch eine Zurückdrängung der Infektionskrankheiten und die überragende Bedeutung degenerativer Erkrankungen (Herz/Kreislauferkrankungen, Krebs) gekennzeichnet. Dazu trat ab der Jahrtausendwende auch eine Zunahme von Stoffwechselerkrankungen und neurologischen Krankheiten des hohen Alters.
Zusammensetzung der Bevölkerung
Nach dem Zweiten Weltkrieg und in der Zeit des Wiederaufbaus schrumpften die Lohndifferentiale innerhalb der Arbeiterschaft und zwischen Angestellten und Arbeitern auf einen historischen Tiefstand. Noch um 1960 waren die Differentiale der Zwischenkriegszeit nicht erreicht. Doch dann ging die Einkommensschere wieder erheblich auseinander. Die 1960er und 1970er Jahre waren durch einen "take off" des Angestelltenanteils geprägt. Bereits zu Beginn der 1970er Jahre bestand die absolute Mehrheit der Berufstätigen aus Angestellten oder Beamten. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts sorgte die Verbreitung neuer Erwerbsformen, die sich nicht nur auf sogenannte "Neue Selbstständige" beschränkte, für eine unübersichtliche Vielfalt an Stellungen im Beruf. Erwerbstätige, die auf Grund freier Dienstverträge, geringfügig freier Dienstverträge, geringfügiger Beschäftigungen und auf der Basis von Teilzeitarbeit erwerbstätig waren, zählten zwar in der Regel nicht zu den Eliten, waren jedoch auch nicht eindeutig den "working poor" zuzurechnen.
Im Gegensatz zur Arbeitsmigration der Zwischenkriegszeit trat bei der "Gastarbeiterwanderung" der 1960er und frühen 1970er Jahre und dem damit verbundenen Familiennachzug eine massive und dauerhafte ethnische Unterschichtung auf. Von Einheimischen eingenommene niedrige soziale Positionen wurden von diesen aufgegeben und von Migranten besetzt. Die ethnische Segmentierung am Arbeitsmarkt erfuhr durch den Zustrom ab 1989 eine weitere Verschärfung. Die Zuwanderungswelle löste einen Verdrängungswettbewerb unter den ausländischen Arbeitskräften aus.
Ab den 1980er Jahren nahm die Einkommens- und vor allem die Vermögenskonzentration erheblich zu. Auffällig an der Lohn- und Einkommenssteuerkurve am Beginn des 21. Jahrhunderts war ihre vergleichsweise gering ausgeprägte Rechtsschiefe, die Einkommensverteilungen in der Regel charakterisiert. Es kann kein Zweifel bestehen, dass öffentliche Transferleistungen einen wichtigen Beitrag zur Glättung der Einkommenskurve leisteten. Das Bildungssystem spielte für Stratifizierungs- und Nivellierungsprozesse eine wichtige Rolle.
Am Beginn des 21. Jahrhunderts waren akademisch Gebildete oder Personen mit höherer Schulbildung unter der ausländischen Bevölkerung aus den klassischen "Gastarbeiterländern" nach wie vor kleine Minderheiten. Erwachsene Ausländerinnen und Ausländer aus den ex-jugoslawischen Ländern verfügten zu zwei Drittel lediglich über Pflichtschulabschlüsse. Unter den türkischen Staatsbürgern kamen vier von fünf über einen Pflichtschulabschluss nicht hinaus. Im Vergleich dazu: Unter den österreichischen Staatsbürgern hatten 29 Prozent Pflichtschulabschluss und 31 Prozent eine Lehrlingsausbildung.
Religiöses Leben
Im "Mariazeller Manifest" (1952) nahm die katholische Kirche Österreichs eine maßgebliche Positionsverschiebung vor. Im Gegensatz etwa zur Zwischenkriegszeit erklärte sie, künftig keine Bindung an eine bestimmte Partei eingehen zu wollen. Auch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) brachte neue Dynamik in das Verhältnis von Kirche und Staat in Österreich und trug mit seinen Beschlüssen zu einem grundlegenden Wandel in Kirche und Gesellschaft bei. Als Phase der Öffnung und Pluralisierung des österreichischen Katholizismus gilt insbesondere die Ära von Kardinal Franz König, der von 1956 bis 1985 die Wiener Erzdiözese leitete. Papst Johannes Paul II. stattete Wien im Laufe seiner Amtszeit drei Besuche (1983, 1988, 1998) ab, sein Nachfolger Benedikt XVI. hielt sich 2007 in der Bundeshauptstadt auf. In Folge interner Skandale und der zunehmenden Säkularisierung der Gesellschaft beträgt der Anteil der Katholikinnen und Katholiken an der Wiener Bevölkerung nur mehr ein Drittel, während der Anteil der Konfessionslosen 2018 bereits bei über 50 Prozent lag.
Ab den 1960er Jahren gewann der Zuzug von Gastarbeitern immer mehr an Dynamik. Durch diese nahmen der Islam (Islamisches Zentrum, eröffnet 1979) und das orthodoxe Christentum an Bedeutung zu. Zählte die jüdische Gemeinde Wiens vor ihrer Vertreibung und Vernichtung in der NS-Zeit zu den größten Europas, umfasste die Israelitische Kultusgemeinde 2019 nur knapp 8.000 Mitglieder.
Wirtschaftsgeschichte
Von den Trümmerjahren zum "Wirtschaftswunder"
Nach Kriegsende war die Wiener Wirtschaft von den Kriegseinwirkungen schwer betroffen. Im April 1945 waren rund 25 Prozent der Industrieanlagen völlig zerstört, besonders in den Bezirken Favoriten, Simmering und Floridsdorf. Noch im August 1946 produzierten ein Viertel der Industriebetriebe nicht, fast die Hälfte nur mit weniger als 50 Prozent Kapazität. Im Dezember 1945 betrug die Zahl der unselbständig Beschäftigten lediglich 518.000. Am 5. Juli 1946 wurden Industriebetriebe im sowjetischen Sektor in Wien von der sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und im USIA-Konzern zusammengefasst. In Wien und Niederösterreich umfassten diese Betriebe rund 30 Prozent des industriellen Produktionsvolumens. Als weiterer Nachteil erwies sich, dass die Hilfsmittel aus dem Marshallplan nur zu etwa 20 Prozent in die östlichen Bundesländer flossen. Die unmittelbare Nachkriegszeit war daher vom Wiederaufbau geprägt. Da sich jedoch die Zentralstellen der wichtigsten österreichischen Betriebe die durchwegs 1946 und 1947 verstaatlicht worden waren in Wien befanden, erholte sich die Wiener Wirtschaft rasch. In den 1950er und 1960er Jahren erlebte Wien auch dank der Auswirkungen der Marshallplan-Hilfe wie auch des Endes der Beschlagnahmungen von Industrieanlagen durch die sowjetische Besatzungsmacht einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung der als "Wirtschaftswunder" bezeichnet wird. Reale Wachstumsraten von 5-7 Prozent jährlich waren keine Seltenheit.
Nach einer kurzen "Stabilisierungskrise" mit einem Anstieg der Arbeitslosenrate auf 9 Prozent wurde durch massive Investitionen bis zu Beginn der 1960er Jahre beinahe Vollbeschäftigung erreicht. Aufgrund des enormen Nachholbedarfs bestimmte zunächst fordistische Massenproduktion den sekundären Sektor. Im Produktionssektor boomte die Elektro-, Chemische- und Metallverarbeitende Industrie sowie der Maschinenbau und das Bauwesen. Hingegen begann der Abstieg der Bekleidungsindustrie. Eine erste Auslagerungswelle von Betrieben in die Außenbezirke fand statt. In der Stadtplanung wurde die funktionalistische Trennung von Wohnen und Arbeiten propagiert und forciert. In den 1960er Jahren konzentrierten sich die industriellen Kapazitäten immer mehr auf wissensbasierte Teile der Betriebe, während Massenfertigungen zunehmend ausgelagert wurden. Als Problem erwies sich die primäre Ausrichtung der Wiener Industrie auf den österreichischen Binnenmarkt. Dadurch blieb die Rationalisierungs- und Innovationsorientierung unterdurchschnittlich.
Entwicklung seit den 1960er Jahren
Die kommunale Wirtschaftspolitik trat Ende der 1960er Jahre in eine neue Ära. 1968 beschloss der Wiener Gemeinderat angesichts einer Konjunkturdelle erstmals ein Sonderinvestitionsprogramm. Die 1969 gegründete Wiener Betriebsansiedlungsgesellschaft versuchte dem Auslagerungstrend entgegen zu steuern. Durch die zunehmende Arbeitskräfteknappheit begann die zunächst organisierte Anwerbung von Gastarbeitern aus Jugoslawien, ab etwa 1970 auch verstärkt aus der Türkei. Mit der zunehmenden Kaufkraft der Bevölkerung stieg der Massenkonsum. Während 1951 lediglich 50.000 PKW gemeldet waren, stieg deren Zahl auf 400.000 Mitte der 1970er Jahre. Ab Mitte der 1960er Jahre setzte ein massiver Deindustrialisierungs- und Tertiärisierungsprozess ein. Handel und andere Dienstleistungen wuchsen rasant, allerdings abgeschwächt durch den Bau der Shopping City Süd (1976) und die Verlagerung von Wohnsitzen nach Niederösterreich und das Burgenland. Dem traditionellen Einzelhandel erwuchs im späten 20. und im beginnenden 21. Jahrhundert zunehmend auch Konkurrenz durch Einkaufszentren auf Wiener Gebiet (unter anderem Donauzentrum, Lugner-City, Shopping Center Nord) sowie Niederlassungen internationaler Handelsketten.
Ab den 1970er Jahren, besonders nach dem Ölpreisschock von 1973, erlangte die regionale Wirtschaftsförderung auch im Sinn des Austrokeynesianismus immer größere Bedeutung. Dem trug die Stadt Wien mit der Gründung des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds 1982 Rechnung. In den 1980er Jahren kam es zur staatlich geförderten Ansiedlung von Zweigniederlassung internationaler Konzerne wie dem General Motors Austria Motorenwerk in Aspern und des Philips-Videowerks in Meidling.
Durch den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union befand sich der Wiener Wirtschaftsstandort verstärkt in der internationalen Städtekonkurrenz. Durch die Ostöffnung war es möglich bis zu einem gewissen Grad eine Drehscheibenfunktion zu erfüllen. Wien punktete vor allem bei den weichen Standortfaktoren. Ende der 1990er Jahre gelang es mit dem Biotechnologie-Cluster in Erdberg und dem Techgate Vienna 2002 wichtige Impulse in der Positionierung als High-Tech-Standort zu setzen. Schon in den 1980er Jahren hatte ein dauerhafter Städtetourismusboom eingesetzt, der zu stark steigenden Nächtigungszahlen führte, von denen vor allem die Wiener 4-Stern- und 5-Stern-Hotelerie profitierte. Auch ein Beisl-Boom trug zur Attraktivierung der Tourismusdestination bei.
Ab den 1990er Jahren nahm die Beschäftigung einerseits in den produktionsnahen Diensten zu, andererseits kam es zu einer Gründungswelle von Klein- und Kleinstunternehmen der "creative industries" und in den "persönlichen Dienstleistungen". Eine Folge war eine starke Zunahme der "neuen Selbstständigen", aber auch von atypischen Beschäftigungsformen. Sowohl was die Betriebsneugründungen als auch was -schließungen anlangt, entstand seit den 1990er Jahren eine hohe Dynamik. In der Städtekonkurrenz weisen ab der Jahrtausendwende einschlägige Rankings Wien als internationalen Standort mit der höchsten oder zumindest einer der höchsten Lebensqualität weltweit aus. Die kommunale Wirtschaftspolitik ist daher auch bemüht, diesen an Bedeutung gewinnenden Standortvorteil für Neuansiedlungen von internationalen Betrieben und Organisationen zu nutzen.
Bildung und kulturelles Leben
Das kulturelle und wissenschaftliche Leben Wiens hatte durch die Vertreibung und Vernichtung vor allem jüdischer Intelligenz im Nationalsozialismus einen massiven Aderlass erlitten. Viktor Matejka wirkte 1945 bis 1949 als kommunistischer Stadtrat für Kultur und Volksbildung, baute in dieser Funktion das Kulturleben wieder auf und brachte mit originellen Ideen Schwung in das Wiener Kunstleben (Unterstützung von Malern durch Porträtaufträge). Sein Versuch, die von den Nationalsozialisten Vertriebenen wieder nach Wien zurückzubringen, wurde von den anderen Gemeinderatsparteien nicht unterstützt.
1951 erfolgte die Wiederbelebung der Wiener Festwochen. Im Lauf der Jahrzehnte haben sich die Wiener Festwochen zu einem europaweit beachteten Sommerfestival entwickelt, das bedeutende Künstlerinnen und Künstler sowie Ensembles nach Wien holt und sich auch positiv auf die Tourismusbilanz auswirkt. Aus den Festwochen heraus entwickelte sich der Wiener Musiksommer, der heute unter den Namen "KlangBogen Wien" firmiert. Die 1958 erbaute Stadthalle dient als Mehrzweckhalle für politische, religiöse, kulturelle und sportliche Veranstaltungen, darunter die Wiener Eisrevue, das jährliche Wiener ATP-Turnier, Konzerte oder der Eurovision Song Contest 2015. 1959 fand das Historische Museum der Stadt Wien (heute: Wien Museum) seinen Platz in einem neuen Museumsgebäude am Karlsplatz. Das kurz vor der Jahrtausendwende auf dem Areal der ehemaligen Hofstallungen errichtete MuseumsQuartier beherbergt unter anderem die Kunsthalle, das Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, das Leopold Museum oder das Kindermuseum "Zoom".
Zu Kristallisationspunkten der Wiener Kulturszene gehörten in der Nachkriegszeit etwa der 1947 gegründete Art-Club (wichtige Vertreter: Albert Paris Gütersloh, H.C. Artmann, Friedrich Gulda) oder die aus diesem hervorgehende Wiener Schule des Phantastischen Realismus um Rudolf Hausner, Ernst Fuchs, Wolfgang Hutter, Fritz Janschka, Anton Lehmden und Arik Brauer. Nach der ersten großen Ausstellung im Belvedere (1959) gelangte die Gruppe zu internationaler Bedeutung.
Zur 1958 gegründeten "Wiener Gruppe" um Friedrich Achleitner, Konrad Bayer, Gerhard Rühm und Oswald Wiener stießen auch Artmann und Elfriede Gerstl. Der Wiener Aktionismus der 1960er und 1970er Jahre war Teil einer weltweiten Bewegung von Situationismus, Happening, Fluxus und Body-Art. Zu dieser Gruppe zählten etwa Günter Brus, Adolf Frohner, Otto Mühl, Hermann Nitsch, Alfons Schilling oder Rudolf Schwarzkogler, im Umfeld davon agierte VALIE EXPORT. Der mit seinen Spiralen berühmt gewordene Friedensreich Hundertwasser trat auch für eine natur- und menschengerechte Architektur ein. Das für Wien bedeutendste Ergebnis der Umsetzung seiner ökologischen Grundsätze ist das sogenannte Hundertwasserhaus, das sich zu einer Touristenattraktion entwickelte. Auf dem Gebiet der Literatur sind beispielsweise Wolfgang Bauer, Gerhard Fritsch, Elfriede Jelinek, Julya Rabinowitsch, Marlene Streeruwitz und Peter Turrini zu nennen wie auch Ernst Jandl und Friederike Mayröcker.
Auch nach 1945 etablierte sich in Wien das Theater erneut als Ort der kritischen Auseinandersetzung – vielbeachtete und –diskutierte Höhepunkte der letzten Jahrzehnte waren Claus Peymanns Burgtheaterdirektion, Michael Schottenbergs Volkstheaterleitung oder Hans Gratzers Wirken am Schauspielhaus. Unter vielen auch international erfolgreichen Publikumslieblingen der Wiener Theaterszene sind Maria Bill, Andrea Breth, Joachim Meyerhoff, Birgit Minichmayr und Nicholas Ofczarek zu nennen. Das Kabarett der Nachkriegszeit wurde durch Persönlichkeiten wie Gerhard Bronner, Karl Farkas, Cissy Kraner, Georg Kreisler, Helmut Qualtinger, Ernst Waldbrunnoder Peter Wehle wiederbelebt. Heute unterhalten Alfred Dorfer, Josef Hader, Viktor Gernot, Nadja Maleh, Eva Maria Marold, Angelika Niedetzky, Katharina Strasser, Andreas Vitásek, Monica Weinzettl auch abseits der Wiener Kabaretts ein Film- und Fernsehpublikum im deutschsprachigen Raum.
Im Bereich Film entwickelte sich die Viennale seit den 1960ern zum größten Filmfestival, das jährlich Ende Oktober die internationale Filmszene nach Wien und fast 100.000 Filmbegeisterte in die Kinos bringt.
Der "Austropop" erlebte in den 1970er Jahren seinen Durchbruch rund um Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Falco, Rainhard Fendrich, Ludwig Hirsch oder Marianne Mendt. Im Bereich der "ernsten" Musik sind die Namen Friedrich Cerha, Karl Heinz Gruber, Kurt Schwertsik und Otto M. Zykan zu nennen sowie die auch in Wien tätige Olga Neuwirth.
Weiters ist auf die Arena-Bewegung oder die Initiierung großer Stadt- und Sommerfeste (Stadtfest, Donauinselfest) hinzuweisen, die das Wien der letzten Jahrzehnte prägen. Der von 1993 bis 2019 in und um das Rathaus veranstaltete Life Ball war zudem auch ein international vielbeachtetes Event. Seit 1996 findet im Juni mit der Regenbogenparade auf der Ringstraße die wichtigste Veranstaltung der österreichischen Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transgenderbewegung statt. 1996 erhielt das Schloss Schönbrunn (mit Park und Tierpark) und im Dezember 2001 der historische Altstadtkern mit der Ringstraßenzone das Prädikat "Weltkulturerbe".
Die Neue Frauenbewegung ab den 1960er Jahren entstand im Gefolge der "68er-Bewegung". Getragen vom Wunsch, sich der Fremdbestimmung und Benachteiligung zu widersetzen, thematisierten ihre Trägerinnen insbesondere die Frauenarbeit, die Herrschaft des Mannes über die Frau sowie die soziokulturellen Bestimmung der Geschlechter.
Elementarereignisse
Ein schweres Hochwasser im Juli 1954 gab den Anstoß für die Anlage der Neuen Donau. Das Gebäude der Börse wurde am 13. April 1956 durch einen Großbrand schwer beschädigt, wobei der zentrale Börsensaal und das Innere des Eingangstrakts völlig vernichtet wurden. Am 16. April 1972 rief ein Erdbeben (Seebensteiner Starkbeben) Gebäudeschäden in Wien hervor. An jüngeren Elementarereignissen sind ein Großbrand in der Wiener Hofburg am 27. November 1992, eine totale Sonnenfinsternis in Wien am 11. August 1999 sowie ein Großbrand in den Sophiensälen am 16. August 2001 hervorzuheben. Am 13. Mai 2010 führte ein Unwetter, welches, je nach Stadtgebiet, einem 20- bis 100-jährigen Ereignis entsprach, zu Überflutungen im Westen Wiens, durch die auch der U-Bahn-Betrieb auf der Linie U3 beeinträchtigt wurde. 2020 begann die COVID-19-Pandemie.
Siehe auch
Literatur
- Siegfried Mattl: Wien im 20. Jahrhundert. Wien: Pichler 2000 (Geschichte Wiens, 6)
- Maren Seliger / Karl Ucakar: Wien. Politische Geschichte 1740–1934. Entwicklung und Bestimmungskräfte großstädtischer Politik. Teil 2: 1896-1934. Wien /München: Jugend und Volk 1985
- Peter Cendes [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 3: Von 1790 bis zur Gegenwart. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2006
- Franz X. Eder / Peter Eigner / Andreas Resch / Andreas Weigl: Wien im 20. Jahrhundert. Wirtschaft, Bevölkerung, Konsum. Innsbruck u. a. 2003 (Querschnitte, 12)
- Gustav Bihl/Gerhard Meißl/Lutz Musner: Vom Kriegsende 1945 bis zur Gegenwart. In: Peter Csendes, Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 3. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2006, S. 545-820
- Michael Dippelreiter [Hg.]: Wien. Die Metamorphose einer Stadt. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2013
- Andreas Weigl: Von der Existenzsicherung zur Wohlstandsgesellschaft. Überlebensbedingungen und Lebenschancen in Wien und Niederösterreich von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Wien/Köln/Weimar 2020 (Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, 73)
- Andreas Weigl/Peter Eigner/Ernst Gerhard Eder [Hg.]: Sozialgeschichte Wiens 1740-2010. Soziale und ökonomische Ungleichheiten, Wanderungsbewegungen, Hof, Bürokratie, Schule, Theater. Innsbruck/Wien/Bozen: Studienverlag 2015 (Geschichte der Stadt Wien, 8)
- Manfred Lang: 60 Jahre Wien. 1945-2005. Wien: Bohmann 2005
- Evelyn Steinthaler: Wien 1945. Wien: Milena-Verlag 2015
- Stefan Karner: Der Der Wiener Gipfel 1961. Kennedy - Chruschtschow. Innsbruck/Wien/Bozen: StudienVerlag 2011
- Oliver Rathkolb: Die paradoxe Republik. Österreich 1945 bis 2015. Wien: Zsolnay 2015