Sowjetischer Sektor in Wien

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Das ehemalige Palais Epstein bei der Bellaria (heute Stadtschulrat), 1946. In den Jahren 1945 bis 1955 war das Gebäude der Sitz der sowjetrussischen Kommandantur.
Daten zum Objekt

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde Österreich von den Alliierten – der Sowjetunion, den USA, Großbritannien und Frankreich – bis 1955 besetzt. Währenddessen war das Land nach dem Zonenabkommen der Alliierten in vier Besatzungszonen geteilt, die Stadt Wien wurde in vier alliierte Sektoren und eine Interalliierte Zone gegliedert. Neben dem sowjetischen bestanden somit ein französischer, ein britischer und ein US-amerikanischer Sektor. Neben der Kontrolle und Verwaltung des eigenen Sektors war die sowjetische Besatzungsmacht weiters an der Kontrolle und Verwaltung der Interalliierten Zone beteiligt.

Im sowjetisch besetzten Gebiet in Wien lagen die Bezirke Leopoldstadt (zwei), Wieden (vier), Favoriten (zehn), Brigittenau (20), Floridsdorf (21) und Donaustadt (22). Das Hauptquartier der sowjetischen Besatzungsmacht in Österreich befand sich jedoch in der Interalliierten Zone im Hotel Imperial (1, Kärntner Ring 16). Dort traten am 24. August 1945 erstmals Vertreter der vier Besatzungsmächte zusammen, um über die Besatzungsmodalitäten zu beraten. Außerdem fanden dort zu Beginn der Besatzung auch erste Treffen des Alliierten Rates, dem höchsten Organ der Alliierten Kommission statt, bevor dieser in das Haus der Industrie (3, Schwarzenbergplatz 4; April 1946-Juli 1956 Stalinplatz 1) übersiedelte.

Die sowjetische Stadtkommandantur Wiens war im Stadtschulratsgebäude (1, Dr.-Karl-Renner-Ring 1) untergebracht. Die sowjetische Armee belegte zudem die Albrecht-Kaserne (2), die Wilhelm-Kaserne (2), die Trostkaserne (10), die Artilleriekaserne (21) und die Carl-Kaserne (22). Weiters verwendete die Besatzungsmacht das Flugfeld Aspern.

Der Festsaal der Hofburg diente den Sowjets als Offizierskasino. Im Trattnerhof (1, Graben 29-29a) befand sich 1946-1955 die Zentrale der USIA-Betriebe (USIA = Uprawlenije Sowjetskowo Imushtschestwa w Awstrii, deutsch: Verwaltung sowjetischen Eigentums in Österreich), die das deutsche Eigentum in der sowjetischen Zone verwalteten; außerdem war hier die sowjetische Militärbank untergebracht.

Die sowjetische Besatzungsmacht für den Wiederaufbau von wichtigen kulturellen Gebäuden sowie Donaubrücken und Donaukanalbrücken mitverantwortlich – beispielweise die Malinowskijbrücke (später: Floridsdorfer Brücke), die Schwedenbrücke oder die Kagraner Brücke.

Der sowjetische Sektor war bis 1953 und somit länger als die Gebiete der westlichen Alliierten streng von den anderen Sektoren getrennt.

Literatur

  • Marcus Denk: Zerstörung als Chance? Städtebauliche Grundlinien, Leitbilder und Projekte in Wien 1945-1958. Duisburg / Köln: WiKu-Verlag 2008, S. 112.
  • Manfred Rauchensteiner: Kriegsende und Besatzungszeit in Wien 1945-1955. In: Wiener Geschichtsblätter 30. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1975, S. 191 ff.
  • Johannes Sachslehner: Wien. Stadtgeschichte kompakt. Wien: Pichler Verlag 1998, S. 213.