Britischer Sektor in Wien

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Britische Kommandantur im Schloss Schönbrunn, 1947
Daten zum Objekt

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde Österreich von den Alliierten – der Sowjetunion, den USA, Großbritannien und Frankreich – bis 1955 besetzt. Währenddessen war das Land nach dem Zonenabkommen der Alliierten in vier Besatzungszonen geteilt, die Stadt Wien wurde in vier alliierte Sektoren und eine Interalliierte Zone gegliedert. Neben dem britischen bestanden somit ein französischer, ein sowjetischer und ein US-amerikanischer Sektor. Neben der Kontrolle und Verwaltung des eigenen Sektors war die britische Besatzungsmacht weiters an der Kontrolle und Verwaltung der Interalliierten Zone beteiligt.

Das britische Gebiet in Wien umfasste die Bezirke Landstraße (drei), Margareten (fünf), Simmering (elf), Meidling (zwölf) und Hietzing (13). Zudem wurde das Schloss Schönbrunn (13, Schönbrunner Schloßstraße) zum Hauptquartier der britischen Besatzungsmacht in Österreich bestimmt. Dort fanden zu Beginn der Besatzung auch erste Treffen des Alliierten Rates, dem höchsten Organ der Alliierten Kommission statt, bevor dieser in das Haus der Industrie (3, Schwarzenbergplatz 4; April 1946-Juli 1956 Stalinplatz 1) übersiedelte.

Der britische Militär- beziehungsweise Hochkommissar schlug sein Büro im ehemaligen Arbeitsraum Napoleons in Schönbrunn auf, was zu Spannungen zwischen Großbritannien und Frankreich im Alliierten Rat führte. Die britische Besatzungsmacht nutzte auch das Gelände des Schlosses für sich: Auf dem Sportplatz (13, Schönbrunner Schloßstraße 48) legte die britische Besatzungsmacht einen Kurierflugplatz an und in dessen Vorgelände errichtete sie eine Sendeanlage für den britischen ‘Sender Alpenland‘.

Neben dem Hauptquartier beschlagnahmte Großbritannien das Parkhotel Schönbrunn (13, Hietzinger Hauptstraße 10-14), die Rennweger Kaserne (3, Oberzellergasse 1), die Fasangartenkaserne (13, Am Fasangarten 2) und die Meidlinger Trainkaserne (12, Ruckergasse 62, Schwenkgasse 47). Weiters verwendete es das Hotel Sacher (1, Philharmonikerstraße 4) in der Interalliierten Zone.

Um trotz der sowjetischen Besatzungszone, die Wien umfasste, freien Zugang zum restlichen Teil Österreichs zu haben, hatte Großbritannien der Aspangbahnhof im dritten Bezirk erhalten. Weiters teilte sich die Besatzungsmacht mit Frankreich den Flugplatz Schwechat.

Im November 1945 schuf Großbritannien weiters den British Council in Wien, der als britische Kulturvermittler in Österreich tätig sein sollte. Dieser war allein auf Kulturpolitik ausgerichtet und sollte jede politische Tätigkeit unterlassen. Weiters wurde das Hotel Sacher von britischen Vortragenden und KünstlerInnen genutzt.

Literatur

  • Johannes Feichtinger: Die Kulturpolitik der Besatzungsmacht Großbritannien in Österreich. In: Österreich unter alliierter Besatzung 1945-1955. Hg. von Alfred Ableitinger, Siegfried Beer, Eduard G. Staudinger. Wien / Köln / Graz: Böhlau 1998 (Studien zu Politik und Verwaltung 63), S. 495-529, hier: 503 ff.
  • Karl Fischer: Die Vier im Jeep. Die Besatzungszeit in Wien 1945-1955, Wien: Wiener Stadt- und Landesarchiv 1985 (Wiener Geschichtsblätter, Beiheft 1/1985), S. 6.
  • Manfried Rauchensteiner: Der Sonderfall. Die Besatzungszeit in Österreich 1945 bis 1955. Graz: Styria-Reprint 1995, S. 117.
  • Manfred Rauchensteiner: Kriegsende und Besatzungszeit in Wien 1945-1955. In: Wiener Geschichtsblätter 30. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1975, S. 191 ff.
  • Johannes Sachslehner: Wien. Stadtgeschichte kompakt. Wien: Pichler Verlag 1998, S. 213.