Hotel Imperial
48° 12' 3.94" N, 16° 22' 23.00" E zur Karte im Wien Kulturgut
Hotel Imperial, (1., Kärntner Ring 16), Hotel der Weltklasse in der Ringstraßenzone. Das Gebäude wurde 1862-1865 nach Plänen von Arnold Zenetti (München) und Heinrich Adam durch Stadtbaumeister Groß als Palais für Herzog Philipp Alexander von Württemberg (* 30. Juli 1838, der 1865 die Tochter Erzherzog Albrechts, Erzherzogin Maria Theresia, ehelichte) in Formen der italienischen Renaissance errichtet. Bereits 1872/1873 (im Zuge der Vorbereitung der Weltausstellung 1873) erfolgte bei gleichzeitiger Adaptierung des Inneren die Umwandlung in ein Hotel, das am 28. April 1873 eröffnet werden konnte. Auf dem Treppenabsatz der Prunkstiege befindet sich eine Version von Hanns Gassers Figur des Donauweibchenbrunnens im Stadtpark.
Von Anfang an hatte das Hotel höchstrangige Gäste (so während der Weltausstellung den brasilianischen Kaiser Dom Pedro II., den dänischen König Christian IX. und den deutschen Kaiser Wilhelm I.). In seiner Ära als "Kaiserlich-königliches Hofhotel" beherbergte das Hotel Imperial stets Herrscher (beispielsweise König Milan von Serbien und seinen Sohn, König Alexander oder den Zaren Ferdinand von Bulgarien), Staatsmänner (beispielsweise Bismarck), Finanzleute, Politiker, Künstlerinnen und Künstler (beispielsweise Richard Wagner [Gedenktafel von Robert Ullmann, 1933], Eleonore Duse oder Sarah Bernhardt) sowie 1912 Ferdinand Graf Zeppelin. Berühmte Besucherinnen und Besucher (auch in der Zwischenkriegszeit) hatte stets das Café Imperial; im Hotel stiegen unter anderem neben Regenten (beispielsweise 1926 und 1932 König Alfons XIII. von Spanien) und Staatsmännern (beispielsweise 1926 Eduard Benes und 1936 Admiral Nikolaus Horthy) Sven Hedin (1920), der Anthroposoph Rudolf Steiner (1922), Luigi Pirandello (erstmals 1926), der Begründer des PEN-Klubs John Galsworthy (1929) und Hugo Ekkener (1931) ab. Eine bereits 1912 eingeholte behördliche Zustimmung zur Aufstockung des gesamten Baukomplexes wurde erst 1928 teilweise realisiert (Bau der beiden obersten Stockwerke auf der Ringstraßenseite).
Nach der Annexion Österreichs (14. März 1938) logierte Adolf Hitler im Hotel Imperial (Appartement 103). Um die Sicherheit des Führers zu gewährleisten, wurde in der Dumbastraße ein unterirdischer Führerbunker errichtet. Der Bau erfolgte jedoch nicht in der herkömmlichen Weise. Aus Platzgründen wurde die Straße einfach aufgegraben und der Bunker in die Baugrube hinein gebaut und mit dem Hotel verbunden. Der Verbindungsgang, der heute nochvorhanden ist, wurde mit beigen Wandfliesen verkleidet. Am Abend des 14. März 1938 traf Hitler in Wien ein, vor dem Hotel Imperial stauten sich die Massen. Lautsprecher teilten mit, der Führer sei ‚zu müde’ um zu ihnen zu sprechen, doch die Menschen harrten weiter aus. Kurz nach 19 Uhr trat Hitler auf den Balkon und hielt eine Rede, die sich aus seiner Linzer Ansprache und seiner Rede, die er am nächsten Tag am Heldenplatz halten sollte, speiste. Erst danach löst sich die Versammlung auf. Am 15. März 1938 empfing Hitler im Hotel Imperial Kardinal Theodor Innitzer. Dieser hatte – in seiner Reaktion nicht unähnlich jener der deutschen Bischöfe 1933 – am 13. März verkünden lassen: „Die Katholiken der Wiener Erzdiözese werden ersucht, Sonntag, 13. d., zu beten, um Gott dem Herrn zu danken für den unblutigen Verlauf der großen politischen Umwälzung und um eine glückliche Zukunft für Österreich zu bitten. Selbstverständlich möge allen Anordnungen der Behörden gerne und willig Folge geleistet werden.“ Die Kirchenglocken läuteten zu Ehren Hitlers und die Kirchtürme wurden mit Hakenkreuzfahnen beflaggt. Das Zusammentreffen Hitler-Innitzer, in die Wege geleitet durch Papen und Seyss-Inquart, diente Hitler dazu darzulegen, dass er sich erwarte, dass die Kirche kooperiere, dass es für den Staat gelte, ein Bollwerk gegen den Bolschewismus zu sein. Innitzer signalisierte Hitler Kooperationsbereitschaft, er erbat die im Konkordat der Kirche verbrieften Freiheiten und den Einfluss auf die Jugendarbeit zu waren. Für den 18. März 1938 berief er eine Bischofskonferenz ein.
Während der NS-Zeit stiegen auch Politiker der Achsenmächte in dem Hotel Imperial ab. Einer der Gäste des Führers war der "Duce" Benito Mussolini. Dieser musste das Hotel am 13. September 1943 (nach seiner Befreiung durch Skorzeny) durch den Lieferanteneingang betreten, weil er sich nach dem Einmarsch der Alliierten in Italien auf der Flucht befand.
In der Zeit der Alliierten Besatzung (1945-1955) befand sich das Hotel durch die Bestimmungen des sogenannten Zonenabkommens in der Interalliierten Zone und wurde von der sowjetischen Militärverwaltung bis zum 17. September 1955 als Hauptquartier benützt. Neben dem US-amerikanischen und dem britischen Hauptquartier fanden auch im Hotel Imperial die ersten Sitzungen des Alliierten Rates statt, bevor dieser und andere Teile der Alliierten Kommission in das Haus der Industrie (3, Schwarzenbergplatz 4; April 1946-Juli 1956 Stalinplatz 1) verlegt wurden. Nach der Besatzungszeit wurde das Hotel bis 1958 renoviert.
Seither wird es seitens der Republik Österreich zum Logis von Staatsgästen gewählt (beispielsweise König Ibn Saud, Schah-in-Schah Mohammed Reza Pahlevi, Nikita Chruschtschow, Josip Tito, König Bhumibol von Thailand mit Gattin Sirikit, Königin Elisabeth II. von England, Richard Nixon, Georges Pompidou, Mohammed Anwar-as-Sadat), aber auch von der Wirtschaftsprominenz sowie Künstlerinnen und Künstlern (beispeilsweise 1959 Otto Preminger, 1960 Walt Disney, Bruno Walter und Otto Klemperer, 1961 Mario del Monaco und Renata Tebaldi, 1964 Alfred Hitchcock). Seit 1977 gehört das Hotel zur Gruppe der "cca-Hotels" ("City & Country Hotels in Austria" der "Vereinigten Österreichischen Hotel AG").
1988-1994 wurde das Hotel nach Plänen des römischen CIGA-Architekten Papiri (Baumeister Straka) mit einem Kostenaufwand von 300 Millionen Schilling generalsaniert und nach dem historischen Vorbild von 1866 gestaltet. Die neue Dachkonstruktion ermöglicht einen späteren Ausbau des Dachgeschosses, die Eingangshalle wurde weitgehend rekonstruiert.
Das Hotel Imperial kreierte eine eigene (viereckige) Torte ("Imperialtorte").
Quellen
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 58
- Josef Bergauer: Das klingende Wien. Erinnerungsstätten berühmter Tondichter. Wien: Günther 1946, S. 49 f.
- Gerhard Botz: Nationalsozialismus in Wien. Machtübernahme, Herrschaftssicherung, Radikalisierung 1938/39. Wien: Mandelbaum 2008, S. 159.
- Cercle Diplomatique International 23 (1994), Nr. 237, S. 30
- Karl Fischer: Die Vier im Jeep. Die Besatzungszeit in Wien 1945-1955, Wien: Wiener Stadt- und Landesarchiv 1985 (Wiener Geschichtsblätter, Beiheft 1/1985), S. 6
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 364
- Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 10, 414
- Otto Mayer: Das "Imperial". Ein Wiener Palasthotel. In: Alte und moderne Kunst 3-7/1958, S. 23 ff.
- Manfried Rauchensteiner: Der Sonderfall. Die Besatzungszeit in Österreich 1945 bis 1955. Graz: Styria-Reprint 1995, S. 117
- Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 511
- Rolf M. Urrisk-Obertyński: Wien - 2000 Jahre Garnisonsstadt, Band 3 Innere Stadt, Weishaupt-Verlag, Graz 2012, S. 194 f
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4. Wiesbaden: Steiner 1969-1981 , S. 306 ff., 7, 168 f.
- Wiener Kommissions-Kalender 4 (1866), S. 155 f.
- Zeitschrift CIGA Hotels Magazin.
- Walther F. Ziehensack: Hotel Imperial. 1979.