Donauweibchenbrunnen
48° 12' 15.07" N, 16° 22' 46.92" E zur Karte im Wien Kulturgut
Donauweibchenbrunnen (1., Stadtpark, nächst Kursalon).
Der Brunnen wurde als erster figuraler Schmuck des unter Bürgermeister Dr. Andreas Zelinka auf dem Gelände des früheren Wasserglacis angelegten, rund 62.000 m² großen Stadtparks am 30. September 1865 aufgestellt (Kosten 5.690 Gulden).
Die Marmorstatue des Donauweibchens von Bildhauer Hanns Gasser wurde auf Beschluss des Gemeinderates im Jahr 1860 in Zusammenhang mit dem Bau der Ersten Hochquellenleitung in Auftrag gegeben. Als Aufstellungsort war ursprünglich (1863) der Fischhof bestimmt gewesen, wo die Donaufischer ihren Fang zum Verkauf feilboten. Die Statue wurde dort jedoch nicht aufgestellt, sondern - nach zwei Jahren Lagerung im städtischen Materialdepot - 1865 im Stadtpark.
Der Brunnen besteht aus einem Vierkantpfeiler mit vier angesetzten Rundbecken, über denen sich vier Kopfmasken als Wasserspeier befinden. Darauf steht die Statue. Die an antike griechische Venusstatuen erinnernde, fein modellierte Figur des Donauweibchens stellt ein Motiv aus der Wiener Sagenwelt dar. Demnach war sie eine menschenfreundliche Nixe. Die Falten ihres des Oberkörper freilassenden Gewandes halten zwei Fische, was auf die Donaufischerei hinweist. Zu ihren Füßen lehnen sich zwei Wappenschilde - Hinweis auf die Stadt Wien als Auftraggeberin - und ein Medaillon mit dem Monogramm des Bildhauers Hanns Gasser und dem Jahr der Entstehung 1862. Die durch eine angedeutete Eisenkette symbolisierte Allianz der Wappen Österreichs (Bindenschild) und Wiens (Kreuzschild) erinnert an den gotischen Wappenengel am Alten Rathaus, der zu jener Zeit häufig dargestellt wurde.
Nach schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Marmorstatue 1948 durch eine von Bildhauer Fellinger modellierte Kopie in Stein ersetzt. Das Original wurde dem Wien Museum übergeben. Dort befindet sich darüber hinaus eine 1898 angekaufte Version der Figur, eine weitere Versionen steht im Hotel Imperial. Wohl um die Jahrhundertwende entstand nach Gassers Vorbild eine Kopie (mit kleinen Änderungen) vor dem Haus Venediger Au 6.
Quellen
Literatur
- Eva Berger: Historische Gärten Österreichs. Garten- und Parkanlagen von der Renaissance bis um 1930. Band 3: Wien. Wien: Böhlau 2004, S. 90.
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien I. Bezirk - Innere Stadt. Horn/Wien: Berger 2003, S. 946.
- Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 153
- Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 119
- Josef Donner: Auf springt der Quell. Wasser im Stadtbild, ein Wiener Brunnenlexikon. Bd. 1: Wien. Wien: ÖVGW 1998, S. 64f.
- Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 457 f.
- Ruth Koblizek, Nicole Süssenbek, Die Trinkwasserversorgung der Stadt Wien von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Teil 3 (ungedruckte Dissertation Wien). Wien. 1999/2000, S. 479
- Andreas Nierhaus (Hg.): Der Ring. Pionierjahre einer Prachtstraße (Ausstellungskatalog Wien Museum), St. Pölten 2015, Der Ring Pionierjahre einer Prachtstraße, 2015, S. 210, Abb. S. 210 (Donauweibchen)
- Heinrich Srbik / Reinhold Lorenz: Die geschichtliche Stellung Wiens 1740-1918. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1962 (Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe, 7/1), S. 203
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4. Wiesbaden: Steiner, S. 309, 570