Lebensmittelkarten

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Am 19. April wurde die Zuckerkarte eingeführt. Mit der Einführung von Karten für Lebensmittel versuchten die Behörden zu steuern, welche Mengen dem Einzelnen zustanden.
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Letzte Änderung am 2.02.2021 durch WIEN1.lanm09mer
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BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Am 19. April wurde die Zuckerkarte eingeführt. Mit der Einführung von Karten für Lebensmittel versuchten die Behörden zu steuern, welche Mengen dem Einzelnen zustanden.

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Erster Weltkrieg

Andrang bei der Ankerbrotfiliale in der Erdbergstraße am 24. April 1915.

Schon wenige Monate nach Kriegsbeginn mussten schrittweise Grundnahrungsmittel rationiert werden. Die Einschränkungen des Fleischkonsums setzten ab Mai 1915 ein. Durch Verordnung wurde der Verkauf von Fleisch auf fünf Tage beschränkt, ab August 1918 gab es drei fleischlose Tage in der Woche. Die zugeteilte Wochenration betrug 16 Dekagramm. Ab April 1915 wurde eine Brotkarte eingeführt und die wöchentliche Ration für „normale“ Verbraucher mit 1.960 gr Brot oder 1.400 gr Mehl festgesetzt. Nach und nach sank die Ration auf 630 gr. Im April 1916 folgte die Zucker- und Kaffeekarte. Die festgesetzten 1,25 kg pro Monat sanken bis auf 0,75 kg. Ab Mai 1916 folgte die Milchkarte, im September 1916 die Fettkarte. Die ursprüngliche Quote von 120 gr pro Woche wurde 1917 auf 60 und 1918 auf 40 gr abgesenkt. Im Oktober 1917 mussten auch die Kartoffeln mittels Kartoffelkarte rationiert werden. Schon im Februar 1918 wurden nur noch 1,5 kg pro Person und Woche, im Juni 1918 überhaupt nur noch ein halbes Kilogramm abgegeben.

Die Gemeinde Wien organisierte nicht nur die Verteilung der Karten, sondern versuchte auch, durch Vorratskäufe gegenzusteuern, was angesichts der schrumpfenden Zulieferungen nur temporär gelingen konnte. Im Dezember 1916 konzentrierte die Stadt Wien ihre diesbezüglichen Aktivitäten in einem eigens geschaffenen Amt, das ab 1917 als Bezirkswirtschaftsamt bezeichnet wurde. Das Amt verwaltete nicht nur die Vergabe von Bezugskarten, sondern war auch für die Bevorratung zuständig. Im Februar 1918 wurde schließlich auch noch das Städtische Landwirtschaftsamt gegründet, welches die Bewirtschaftung der Anbauflächen und die Viehhaltung zur Aufgabe hatte. Spätestens ab 1915 wurden lange Menschenschlangen, die sich um knappe Lebensmittel anstellten, zu einem vertrauten Bild auf den Wiener Straßen. Nach einem zeitgenössischen Bericht stellten sich im Frühjahr 1918 etwa 150.000 Menschen täglich an, wovon zumeist über 20.000 erfolglos blieben. Der starke Preisanstieg führte ab 11. Mai 1916 zu Hungerdemonstrationen und Plünderungen.

Zweiter Weltkrieg

Aufklärungsposter "Was jeder für seine Lebensmittelkarte erhält!" (1939).

Bereits wenige Tage vor Beginn des Zweiten Weltkriegs begann am 28. August 1939 die Einführung der Bezugscheine als „Vorbeugemaßnahme", am 2. September wurde in der Volkshalle des Rathauses eine Auskunftsstelle in „Angelegenheiten der kriegswirtschaftlichen Bezugsregelungen" eröffnet. Während der Kriegsjahre wurden je nach Versorgungslage die mit Bezugscheinen zu beziehenden Lebensmittel und der Kreis der Empfänger geregelt (10. September Einführung der Bezugscheinpflicht für Mehl, 2. Oktober Kartenzwang auch für Gaststätten in Wien und so weiter). Die von den Kartenstellen ausgegebenen sechs bis zwölf Karten pro Person (inklusive Raucher-, Seifen-, Kleiderkarten und individuelle Bezugsberechtigungen) galten für eine Versorgungsperiode von drei bis vier Wochen. Gegen Kriegsende lauteten die Abschnitte der Karte nicht mehr auf bestimmte Waren, sondern enthielten nur Nummern, die zur Einlösung aufgerufen wurden, da die auf den Karten angegebenen Lebensmittel nicht mehr oder nur in vermindertem Umfang ausgegeben werden konnten.

Nachkriegszeit

Nach Kriegsende erfolgte die erste Verteilung von Lebensmitteln noch gegen Nummernabschnitte der Reichslebensmittelkarte der 74. Versorgungsperiode (9.-19. April 1945). Die erste Versorgungsperiode nach neuem System (Druck der Karten vom Oberkommando der Roten Armee veranlasst) umfasste den Zeitraum 7. bis 31. Mai 1945. Ab 2. Juni begann wieder ein vierwöchicher Rhythmus. Die in der 7., 8. und 9. Versorgungsperiode probeweise wieder eingeführte Warenbezeichnung musste ab der 10. Versorgungsperiode aufgelassen werden. Von der 6. bis zur 16. Versorgungsperiode wurden die Lebensmittelkarten für jede Zone durch Farbaufdruck unterschiedlich gekennzeichnet. In der 14. Versorgungsperiode (5.- 26. Mai 1946) fand eine zeitliche Angleichung aller Bundesländer statt. Die Versorgung mit Lebensmitteln erfolgte von 1. Juni bis 30. August 1945 durch Sowjethilfe. Die ersten 12.000 Tonnen Nahrungsmittel wurden Wien von der sowjetischen Besatzungsmacht zur Verfügung gestellt. Die Erbsen in Dosen wurden für die ersten Monate nach Kriegsende zur Grundlage der Ernährung. Die wöchentliche Lebensmittelzuteilung bestand zunächst aus einem halben Laib Brot, 50 Gramm Fett und Erbsen. Von 1. September 1945 bis 30. März 1946 erfolgte die Versorgung durch die einzelnen Besatzungskommandanten, ab April 1946 bis 31. März 1947 durch die UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration) und danach durch US-Kongresshilfe. Ab 11. März 1946 wurden Lebensmittel im Nährwert von 1.200 Kalorien pro Tag ausgegeben (tatsächlicher Kalorienwert jedoch am 7. April 1946 lediglich 805), im Mai 1946 von 950, ab 10. November 1947 von 1.700, ab 2. Februar 1948 von 1.800 und ab 13. September 1948 von 2.100 Kalorien täglich. Ab Jänner 1949 reduzierte sich die Kartenanzahl durch erste Auflassungen (Eier- und Kaffeemittelkarten, im Juni 1949 auch Erdäpfel- und Milchkarten).

Im Sommer 1949 wurden bundeseinheitliche Lebensmittelkarten eingeführt. Am 11. Jänner 1949 konnte die Brot- und Mehlrationierung aufgehoben werden. Die Aufhebung des Lebensmittelbewirtschaftungsgesetzes erfolgte zwar am 31. August 1950, doch waren 1952 dennoch Zucker (bis 1. November), preisgestützte Speisefette, Margarine, Kunstspeisefett und Speiseöl sowie ausländisches Schmalz noch markenpflichtig. Eine Verknappung auf dem Fleischmarkt zwischen August 1951 und Juli 1952 brachte die Einführung von zwei fleischlosen Tagen pro Woche. Versorgungsengpässe gab es 1952 auch bei Margarine, Erbsen, Wein, Holz und Kohle. Diese führten zu teilweise massiven Verteuerungen. Kinder-, Mütter- und Selbstversorgerkarten wurden mit Ende 1952 aufgelassen. Die Versorgungsperiode wurde auf einen Monat ausgedehnt, und für 1953 wurden abschließend noch vier Dreimonatskarten aufgelegt.

Literatur

  • Handbuch Reichsgau Wien. Band 63/64. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1941
  • Handbuch der Stadt Wien. Band 67/68. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1952
  • Maureen Healy: Vienna and the Fall of the Habsburg Empire. Tital War and Everyday Life in World War I. Cambridge: Cambridge University Press 2004, S. 31-56.
  • Christian Mertens: Die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf die Ernährung Wiens. In: Alfred Pfoser/Andreas Weigl (Hg.): Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg, Wien: Metroverlag 2013, S. 162-171.
  • Berta Neuber: Die Ernährungssituation in Wien in der Zwischenkriegszeit, während des Zweiten Weltkrieges und in den ersten Nachkriegsjahren, ungedr. Diss. Wien: Universität Wien 1988
  • Andreas Weigl: Mangel - Hunger - Tod. Die Wiener Bevölkerung und die Folgen des Ersten Weltkrieg (Wiener Geschichtsblätter 2014 Beiheft 1)