Ausländische Hilfsaktionen im Nachkriegs-Wien
Für das Überleben der Wiener Bevölkerung in den unmittelbaren Nachkriegsjahren des Zweiten Weltkrieges waren ausländische Hilfsaktionen von zentraler Bedeutung. Die Verteilung der Hilfsgüter erfolgte über die Fürsorgeämter der Stadt Wien oder im zentralen Sachbeihilfenlager. Die Hilfslieferungen trafen ab Ende 1945 in Wien ein.

Überblick
Die ersten Hilfslieferungen langten Ende 1945 in Wien aus der benachbarten Schweiz ein. Auf Basis zahlreicher Spenden aus allen Teilen der Schweizer Bevölkerung sorgte die Dachorganisation "Schweizer Spende" für die rascheste Hilfe. Bereits im September 1945 wurden über das Internationale Rote Kreuz die Zulieferung von Medikamenten und Sanitätsmaterial in die Wege geleitet. Die ab Ende 1945 gelieferten Lebensmittel kamen vor allem in von den Schweizer Hilfsaktionen geführten Kinderheimen und im Rahmen von Schülerausspeisungen zur Verteilung. Außerdem wurde im Kampf gegen die Tuberkulose Erholungsaufenthalte in Schweizer Kurorten finanziert. Die Aktion "Zürich hilft Wien" stellte 12 Küchenbaracken der Stadt Wien zur Verfügung. Die Schwedenhilfe "Rädda Barnen" konzentrierte sich auf die Ausspeisung von Kindern im Vorschulalter. Durch die britische Hilfe erhielten werdende Mütter, schwer unterernährte Kinder und Kinderspitäler besondere Hilfslifererungen
Die größte Bekanntheit unter den ausländischen Hilfslieferungen erlangten die Care-Pakete. Dabei handelt es sich um Lebensmittel und anderen Hilfsgütern, die von der "Cooperative for American Remittances to Europe" (C.A.R.E.) gesammelt und geliefert wurden. Am 19. Juli 1946 langten die ersten 3.200 Hilfsgüter am Franz-Josefs-Bahnhof ein. Diese enthielten Lebensmitteln wie Corned Beef, Schmalz, Trockeneipulver, Milchpulver, Dörrobst, Lebensmittelkonserven, Kaffee, Kakao, Schokolade, Kaugummis und kleines Spielzeug. Ab 1947/48 wurden die Nahrungsmittelpakete erweitert und es kamen Saatgut, Kleidung, Stoffe und Werkzeug dazu.
Im Rahmen der Kleiderspenden wurden 1946 insgesamt 881.999 Bekleidungsstücke zur Verteilung gebracht. Die Kleiderspende des Amerikanischen Roten Kreuzes ab Ende 1945 umfassten rund 102.000 Stück Wollwaren, die Schwedische und Schweizer Hilfsorganisationen, aus England, Irland, Kanada Textilien und von der UNRRA 11.000 Ballen (rund 50 Waggons) Textilien.
Im einzelnen waren folgende Hilfsorganisationen tätig:
Schweizer Hilfsaktionen
- "Schweizer Spende"
- Kinderhilfe des Schweizer Roten Kreuz
- Patenschaftsaktion
- Schweizerisches Arbeiter-Hilfswerk
- Schweizer Mission Caritas
- Schweizer Quäkerhilfe
- Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz
- Centrale Sanitaire Suisse
- Locarno-Spende
- "Zürich hilft Wien"
- Rädda Barnen
- Schwedische Quäker
- Dänische Hilfsaktion für Österreich
Britische und irische Hilfsaktionen
- Britische Aktionen allgemein
- Britische Quäker
- Britische Militärregierung für die Wiener Jugend
- Irische Zuckerspende
Amerikanische Hilfsaktionen
- Amerikanisches Rotes Kreuz
- Amerikanische Quäkerhilfe
- C.A.R.E.
- American Joint Distribution Commitee
- Unitarian Service Commitee
- National Catholic Welfare Conference
Literatur:
- Magistrat der Bundeshauptstadt Wien (Hg.): Die Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien vom 1. April 1945 bis 31. Dezember 1947, Wien 1949
- Renate Schreiber (Hg.): Es geschah in Wien. Erinnerungen von Elsa Björkman-Goldschmidt, Wien/Köln/Weimar 2007, S. 263-361.
- Stadt Wien (Hg.): Wien dankt seinen Helfern. Eine Darstellung der Auslandshilfe im ersten Jahr ihrer Wirksamkeit, Wien: Jugend & Volk 1946