Edith Gadawits
Edith Gadawits, * 18. August 1924 Wien, † 6. März 2013 Wien, Buchhalterin, Widerstandskämpferin, Zeitzeugin.
Biografie
Edith Gadawits, verheiratete Schober, wurde 1924 in eine sozialdemokratische Wiener Familie geboren. Ihre Mutter, Hermine Gadawits (geborene Schimke), war Hausfrau, ihr Vater Josef Gadawits Straßenbahner und Schlosser. Sie hatte eine jüngere Schwester Johanna, verheiratete Buchinger. Gadawits besuchte die Volks- und Mittelschule sowie anschließend zwei Jahre eine kaufmännische Wirtschaftsschule. Ab 1940 war sie als (Hilfs)Buchhalterin in der Glühlampenfabrik Kamenetzky (Dresdner Straße) angestellt.
Gadawits war im Rahmen des Kommunistischen Jugendverbandes Österreichs und der Gruppe Soldatenrat im Widerstand gegen das NS-Regime aktiv. Sie begann ihre Tätigkeit als 15-Jährige und schrieb unter anderem Briefe an Wehrmachtssoldaten, in denen diese zur Desertation oder Sabotageakten aufgerufen wurden, und war an der Verteilung von illegalen, kommunistischen Flugblättern und Zeitschriften in Wien beteiligt.
Am 28. Februar 1943 wurde sie von der Gestapo festgenommen. Ausschlaggebend war ein handgeschriebener Feldpostbrief von Gadawits Schwester, den sie zu deren Schutz als ihren eigenen ausgab. Gemeinsam mit Gertrude Hausner, Felix Imre und Anna Senhofer – alle auch Mitglieder der Gruppe Soldatenrat – wurde sie wegen "Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung" angeklagt. Die Hauptverhandlung fand am 24. September 1943 statt. Gadawits wurde – wie auch Felix Imre – zum Tod verurteilt. Die beiden anderen Mitangeklagten Hausner und Senhofer erhielten Zuchthausstrafen. Das von ihrer Familie gestellte Gnadengesuch wurde am 20. April 1944 – nach mehr als einem Jahr Haft, sieben Monate davon in der Todeszelle – angenommen und die Strafe zur 12 Jahren Zuchthaus umgewandelt. Gadawits zählt zu den wenigen festgenommenen Mitgliedern der Gruppe Soldatenrat, die nicht hingerichtet wurden. Zu ihren Haftgenossinnen zählten unter anderem Anna Gräf, Elfriede Hartmann, Therese Klostermann, Leopoldine Kovarik, Hedy Urach und Hermine Zaynard. Nach ihrer Begnadigung wurde Gadawits Ende 1944 vom Landesgericht Wien in das Gefängnis Krems verlegt. Dort wurde sie zu Kriegsende befreit und kehrte am 10. April 1945 nach Wien zurück.
In der Nachkriegszeit heiratete Gadawits den ehemaligen Spanienkämpfer Rupert Schober (1912–1994). Sie trat in die Kommunistische Partei Österreichs ein und war aktives Mitglied. Außerdem engagierte sie sich als Zeitzeugin und gegen faschistische Tendenzen.
Edith Gadawits starb im März 2013 mit 88 Jahren in Wien.
Quellen
- DÖW: In der Strafsache gegen Anna Senhofer, Gertrude Hausner, Edith Gadawits und Felix Imre
- Edith Schober: „Ich war sieben Monate in der Todeszelle“. Ein Dokument des österreichischen Widerstandes. In: Wiener Tagebuch, November 1962 (Wienbibliothek im Rathaus – Tagblattarchiv: Schober Edith. Signatur: TP-048504)
- ANNO: "Ein Hohn für alle Opfer der Nazis". Fünf NS-Opfer klagen Haider wegen "Straflager"-Aussage. In: Der Neue Mahnruf, August/September 1995
Literatur
- Alfred Klahr Gesellschaft: Robert Streibel: Der Engel von der Kasernstraße. Die Gefängnisaufseherin Hedwig Stocker aus Krems. In: Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft, 26. Jg, Nr. 3, September 2019, S. 7–12
- Willi Weinert: "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen. Wien: Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy / Willi Weinert [Hg.]: "Mein Kopf wird euch auch nicht retten". Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Wien: Wiener Stern Verlag 2016
- Edith Schober: Sieben Monate in der Todeszelle. In: Charlotte Rombach [Hg.]: Widerstand und Befreiung 1934–1945. Zeitzeugen berichten. Wien: C. Rombach 2010, S. 38–46
- Widerstandsmomente: Edith Gadawits [Stand: 11.12.2024]