Atzgersdorfer Friedhof
48° 8' 34.97" N, 16° 18' 0.43" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der Atzgersdorfer Friedhof (23., Reklewskigasse 25) wurde 1880 am östlichen Rand des Gemeindegebiets von Atzgersdorf errichtet, nachdem der alte Ortsfriedhof zu klein geworden war. Der Friedhof ist 25.053 Quadratmeter groß und verfügt über rund 3.100 Grabstellen.
Geschichte
Die erste Beisetzung erfolgte am 2. Jänner 1881. Die endgültige Auflösung des alten Friedhofs erfolgte 1896, die bis zu dieser Zeit Beerdigten wurden exhumiert und auf dem neuen Friedhof in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt. 1927 wurde der Friedhofseingang zwischen dem Leichenhaus und dem Wohnhaus des Totengräbers überdacht und zu einer Aufbahrungshalle ausgebaut sowie eine gemauerte Einfriedung mit Urnennischen errichtet.
1935 teilte das Gemeindeamt von Atzgersdorf dem Wiener Bestattungsunternehmen, das auch auf diesem Friedhof über eine Leichenhalle verfügte, mit, dass mit sofortiger Wirkung die Durchführung von Begräbnissen an Sonn- und gesetzlichen Feiertagen zu unterbleiben hat. Im September 1936 erklärte sich das Städtische Unternehmen aufgrund eines Ansuchen der Gemeinde Atzgersdorf bereit, die Gruft der Seelsorger, die 1880 auf den neuen Friedhof verlegt worden war, unte der Auflage instand setzen zu lassen, dass das Pfarramt den ablehnenden Standpunkt gegenüber der Städtischen Bestattung aufgibt und stattdessen eine wohlwollende Neutralität walten lässt. 1938 deckte die Städtische Bestattung die Hälfte der Kosten für die Renovierung der Leichenhalle.
Ab 1. August 1946 wurden die bisher provisorisch von der Bezirksvorstehung beziehungsweise Amtsstelle Atzgersdorf geführten Agenden der Friedhofsverwaltung wieder von der zuständen Magistratsabteilung 43 - Städtische Friedhöfe wahrgenommen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgten die Wiederherstellung der Leichenhalle und eines Teils der Einfriedungsmauer, die Ausstattung des Aufbahrungsraums mit einem Altar sowie die Einführung eines Bahrwagens.
1961 konnten durch Sanierungsarbeiten heimgefallene und verwahrloste Grabstellen rückgenommen und neu vergeben werden. Im Jahr 1962 wurde ein Teil der gewidmeten Erweiterungsfläche eingefriedet und die Sanierung der alten Friedhofsteile fortgesetzt, 1964 die alte Urnenmauer abgebrochen und eine neue mit 42 Nischen sowie in der Abteilung 1 ein neuer Urnenhain errichtet.
Die Renovierung inklusive Umbau der alten Aufbahrungshalle aus dem Jahr 1927 erfolgte von 1964 bis 1965 nach den Plänen des Architekten Josef Strelec, für die Umgestaltung des Aufbahrungsraums entwarf der Architekt Erich Boltenstern die Pläne nach den von der Städtischen Bestattung festgelegten Grundsätzen, ferner erhielt die Beisetzkammer eine Kühlanlage. Von Oktober 1972 bis Juni 1973 wurde der Aufbahrungsraum für Kremationsfeiern adaptiert. 1977 erhielt der Friedhof neue Gräbergruppen.
Der Aufbahrungsraum wurde im November 1986 erneut, nach Plänen des Architekten Christof Riccabona, unter Verwendung bestehender Ausstattungsgegenstände nach zeitgemäßen Gesichtspunkten umgestaltet und am 5. Oktober 1987 zur Benützung freigegeben.
Künstlerische Gestaltung
Bemerkenswert sind die Aufbahrungshalle beim Eingang und ein Urnenhain mit Kolumbarien, die beide im Stil der kommunalen Wohnbauten der 1920er Jahre gestaltet sind, ferner die schönen Grüfte an der alten Friedhofsmauer. Besonderheiten sind das Kriegerdenkmal, ein von vier Adlern getragener Obelisk mit Eckpalmetten und Ornamenten im Jugendstil sowie das am 1. November 1954 enthüllte Freiheitskämpferdenkmal des Bildhauers Franz Pixner, das die Namen von 24 Opfern des NS-Terrors anführt.
Siehe auch: Atzgersdorfer Friedhöfe, Atzgersdorfer Pfarrfriedhof, Atzgersdorfer Friedhof (1780-1825), Atzgersdorfer Friedhof (1825-1880), Friedhöfe.
Bestattete Personen
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 10 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.
BildName des Bildes | Personenname | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum | Grabstelle |
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Walter Behrens | Maler Grafiker | 25 Oktober 1911 | 11 August 1999 | ||
Wilhelm Bietak | Philologe | 14 Dezember 1905 | 16 Januar 1993 | Gruppe M, Nummer 47 | |
Josef Carlberger | Kaufmann Politiker | 1792 | 1877 | ||
Johanna Endemann | Gemeinderätin | 10 April 1869 | September 1947 | Abteilung 2 Gruppe W1 Reihe RU Nummer 12 | |
Anton Heger | Gastwirt Lokalpolitiker | 13 Januar 1822 | 5 September 1899 | ||
Hertha Kräftner | Schriftstellerin | 26 April 1928 | 13 November 1951 | Abteilung 1, Nummer 98 | |
Hans Lackner (Politiker) | Politiker | 29 Mai 1928 | 31 Dezember 2001 | ||
Walter Richard Langer | Moderator | 24 August 1936 | 20 Mai 1995 | ||
Karl Skraup | Schauspieler | 31 Juli 1898 | 2 Oktober 1958 | Gruppe M, Nummer 97 | |
Franz Ziedler | Maschinist Politiker | 1867 | 20 Mai 1917 | Gruppe M, Nummer 85 |
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Friedhofsbücher und Sterbeverzeichnisse, 2304 - Bezirkshauptmannschaft Hietzing-Umgebung, Totenbeschauptotokoll
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 213a, A2/1 - Lagepläne Friedhöfe: 3 - Friedhof Atzgersdorf | 1951
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 213a, A2/2 - Lagepläne Friedhöfe: 3 - Friedhof Atzgersdorf | 20. Jh.
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne aus dem Bestand M.Abt. 213a, P1 - Wiener Friedhöfe: 12083 - 23., Friedhof Atzgersdorf
Literatur
- Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 177 f.
- David Sylvester Mayer-Rosenau: Von den aufgelassenen Friedhöfen in Atzgersdorf (1930). In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich 11 (1930)
- Ferdinand Opll: XXIII. Liesing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 23), S. 54
- Wiener Geschichtsblätter, 36. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1981, S. 102f
Weblinks
- Friedhöfe Wien: Atzgersdorfer Friedhof [Stand: 27.07.2023]
- Friedhöfe Wien: Friedhofspläne [Stand: 29.07.2024]